Die Bücher von Stephanie Meyer haben einen weltweiten Hype unter Teenagern und Junggebliebenen ausgelöst. Die Verfilmung des ersten Romans hat den Hype zur Hysterie werden lassen. Die Stars des Films, gestern noch ambitionierte Jungschauspieler, sind längst zu Teenager-Ikonen mutiert. Die Frage, kann man dem noch einen drauf setzen, lässt sich ganz schlicht beantworten: Man kann.
Die Marketing-Maschinerie zum Filmstart von „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“ läuft seit Wochen auf Hochtouren. Geschichten über die Darsteller füllen sämtliche Klatschspalten in aller Welt. Ein Kreditinstitut holte die Twilight-Stars Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner zu einem exklusiven Event mit tausenden von Fans in die Münchener Olympiahalle. Viele Kinos boten den Fans ein Double-Feature noch vor dem offiziellen Starttermin und der Vorverkauf brach erwartungsgemäß alle Rekorde.
Wie schon das Buch bringt auch der Film die noch junge Beziehung zwischen Bella Swan und Edward Cullen auf ein anderes Level, mit größerer Intensität und noch mehr Gefahren. Und er enthüllt einen Konflikt, der Bella im weiteren Verlauf der Geschichte verfolgen und nicht mehr aus dem Kopf gehen wird: die uralte Rivalität zwischen dem Stamm der Quileute und den Vampiren. Diese kommt nun zwischen Bellas bestem Freund, dem zum Werwolf gewordenen Jacob Black, und ihrer großen Liebe Edward zum Ausbruch.
Der Film hält sich erstaunlich nah an die Romanvorlage. So ist beispielsweise die Eröffnungsequenz nahezu originalgetreu übernommen worden. Auch die Passagen, in denen sich Bella absichtlich in Gefahr bringt, um Edward (oder zumindest ihrer Vision von ihm) nahe sein zu können, sind entsprechend umgesetzt. Aber auch neue Ideen gibt es. Hinzugekommen sind unter anderem Bellas Emails an Alice, Edwards Schwester, ein Stilmittel welches den Zuschauer an Bellas Seelenleben teilhaben lässt. Sie leidet sehr darunter, dass Edward sie verlassen hat. Dass dies zu ihrem vermeintlichen Schutz geschehen ist, ahnt sie natürlich nicht. Und wie Bella leidet. Stundenlang, so kommt es einem zumindest vor, denn stellenweise zieht sich dieser erste Teil des Films wie Kaugummi. Dazu trägt auch der Erzählstrang um Jacob und seine Verwandlung zum Werwolf noch seinen Teil bei. Schließlich weiß der Zuschauer lange vor Bella, worauf das Ganze hinausläuft. Erst als Bella nach Italien reist, um Edward mit Alices Hilfe vor den Volturi zu retten, kommt die Geschichte wieder ein bisschen in Fahrt. Doch leider wird dieser Teil nur kurz und knapp abgehandelt, bevor der Film schließlich mit Edwards Heiratsantrag ein abruptes Ende findet.
Fairerweise muss man sagen, dass “New Moon -Biss zur Mittagsstunde” sicherlich genau den Geschmack des Zielpublikums, das in erster Linie aus jungen Mädchen besteht, treffen wird. Als ich den Film gesehen habe, wurde im Kino an einigen Stellen gelacht, z. B. wenn sich Jacob betont dramatisch seines Shirts entledigt, um damit Bellas blutende Wunde zu stillen und so sein frisch antrainiertes Sixpack präsentiert, oder als Edward seiner Bella am Ende mit schmachtendem Unterton den Heiratsantrag macht. Journalisten mittleren und gehobenen Alters haben scheinbar wenig Verständnis für verklärte Jungmädchen-Phantasien, aber sie sind eben auch nicht die Zielgruppe. Diese wird wahrscheinlich an genau jenen Stellen verzückt aufseufzen und mit verklärtem Blick wie gebannt auf die Leinwand starren, um nur keine Sekunde zu verpassen. Über den Sinn oder die Absurdität der ganzen Twilight-Geschichte an sich muss man an dieser Stelle nicht philosophieren, denn das steht hier nicht zur Debatte. Fakt ist, der Film wird, egal wie schwülstig und überzogen die Story auch sein mag, ein Kassenknüller werden, auch wenn die Besucherzahlen in den USA am Startwochenende ein wenig hinter den Erwartungen zurück geblieben ist.
„New Moon -Biss zur Mittagsstunde“ läuft ab heute nun auch offiziell in den deutschen Kinos. Hier gibt es noch mal den Trailer dazu.
Fotos: © 2009 Concorde Filmverleih GmbH