Am Freitag fand im Europapark der Radio Regenbogen Award statt, ein Event, bei dem wir immer wieder gerne mit dabei sind. Bei der 24. Ausgabe der Traditionsveranstaltung wurde Michael Schulte, der 2023 mit “Waterfall” einen der Hits des Jahres gelandet hat, als “Bester Künstler National” geehrt. Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit, uns über seine aktuelle Tour, “Bruder Jakob” und den ESC zu unterhalten.
Hallo Michael, ich freue mich sehr, dass du dir Zeit nimmst für dieses Interview. Lass uns direkt mit deiner aktuellen Tour anfangen. Seit einigen Tagen bist du mit deiner Band auf der großen “Remember Me” Tour. Wie ist es dir bisher ergangen?
Sehr gut. Wir haben tolle Konzerte gespielt, vier sind bereits durch und sieben kommen noch. Die Show macht einfach Spaß und die Leute haben sie richtig gefeiert. Gestern in Wuppertal war es großartig…Es war eine so schöne Location und echt viele Leute – das macht Spaß.
Wuppertal war deine größte Indoor-Show jemals und die Leute waren sehr laut, wie man im Video hören konnte…
Die waren sehr laut und voll gut am Start. Jetzt ein kleiner Zwischenstopp heute im Europapark und morgen geht es dann auch schon weiter.
In den letzten Monaten gab es auch neue Musik von dir in völlig unterschiedlichen Genres. Zum einen hast du mit US-Sängerin Norma Jean Martine ein Duett veröffentlicht und zum anderen hast du auch, ganz frisch, einen neuen Dance Track gemeinsam mit dem österreichischen DJ Lumix sowie dem DJ Duo Paradigm veröffentlicht – “Troublemaker”. Magst du uns berichten, wie die beiden Songs entstanden sind und wie es zur Zusammenarbeit mit den Duettpartnern gekommen ist?
Der Song “If You Love Me”, den ich mit Norma rausgebracht habe, den gibt es schon ein bisschen länger. Den habe ich bereits 2021 während Corona mit zwei englischen Songwritern via Zoom geschrieben. Der lag dann erstmal ein bisschen rum. Ich bringe meist nur eine Ballade im Jahr raus, es waren letztes Jahr sogar zwei: “Remember Me” und “More To This Life” mit Max Giesinger. Ich hätte den Song mit aufs Album nehmen können, aber er war mir zu schade, ihn nur als Album-Song herauszubringen. Daher haben wir den Release ein bisschen geschoben und nach einer passenden Duettpartnerin gesucht. Ich habe dann letzten Sommer Norma kennengelernt und sie gefragt, ob sie sich das vorstellen könnte. Und zu “Troublemaker”, das Ding liegt auch schon eine ganze Weile rum. Die Jungs von Paradigm hatten die Idee, aus dem „Bruder Jakob“ Kinderlied einen Pop-Dance-Song zu machen. Ich fand das total spannend. Und so haben wir das Ding zusammen mit Lumix fertig gemacht. Ich bin sehr gespannt, was damit so passieren wird. Es ist immer ein bisschen schwer, das einzuschätzen. Aber ich glaube, für den Sommer ist es ein ganz cooles Lied zum Feiern. Die Melodie kennt natürlich jeder. Also, entweder es funktioniert total gut oder eben gar nicht.
Ich meine, den Song gibt es ja in fast jeder Sprache…
Also, in ganz Europa kennt man den Song, glaube ich. Auf Englisch gibt es das natürlich auch. Aber ich glaube nicht, dass man “Bruder Jakob” unbedingt in Amerika kennt.
Du erhältst hier heute den Award als „Bester Künstler National“ bei den Radio Regenbogen Awards 2024. Wie fühlst du dich damit?
Das ist natürlich eine tolle Auszeichnung und macht mich sehr stolz. Denn es gibt sehr viele tolle Künstler in Deutschland. Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich das machen kann, was ich mache. Und bin sehr glücklich, dass es so gut funktioniert. Das ist natürlich auch nicht selbstverständlich. Und dass ich dafür jetzt ausgezeichnet werde, ist umso schöner.
Und wie gehst du generell mit Awards und Preisen um? Haben die bei dir zu Hause einen besonderen Platz?
Ich habe ja noch gar nicht so viele Awards. Ich habe einen Bambi, aber das ist eigentlich der einzige Award. Deswegen freue ich mich sehr, dass jetzt noch ein weiterer hinzukommt. Es gibt ja gefühlt auch in Deutschland gar nicht so viele Awards. Es gibt noch die Goldene Henne, das stimmt, aber es gibt nicht mehr so viele Musikpreise. Und wenn man dann einen der wenigen bekommt, bekommt er natürlich einen Ehrenplatz ganz in der Nähe von meinem Bambi.
Ich denke, er wird sich dort sehr gut machen! Du bist gerade mitten auf Tour, kommt es denn vor, dass du beim Touren Ideen für neue Songs bekommst oder entstehen deine Songs eher in dedizierten Songwriting Situationen?
Also, ich mache mir dafür extra Studio-Termine. Während der Tour, da bist du irgendwie in einem Rausch und komplett im Tour-Modus. Da habe ich zumindest gar keine Lust und auch gar keinen Raum, neue Songs zu schreiben.
Der ESC steht vor der Tür und wie jedes Jahr stellt sich die Frage, wie Deutschland wohl abschneiden wird. Im Grunde ist es ja so, dass dein vierter Platz mit jedem weiteren Jahr, in dem es für Deutschland nicht ganz so gut läuft, ein bisschen mehr strahlt. Wie siehst du das ganze Thema denn? Was denkst du, warum es bei dir 2018 so gut geklappt hat und was einen erfolgreichen ESC Song ausmacht?
Also, einmal, glaube ich, ist “You Let Me Walk Alone” einfach nur ein gutes Lied gewesen, was ziemlich eingängig war, einfach eine sehr schöne Ballade. Und das, was natürlich auch mitgespielt hat, war das Thema des Songs, was sehr persönlich war und was man mir einfach abgekauft hat. Die Leute da draußen konnten mit mir mitfühlen, weil sie die Geschichte dazu kannten und vielleicht auch gemerkt haben, wie das für mich ist, das Lied zu singen. Mittlerweile habe ich den Song natürlich schon sehr, sehr oft gesungen. Damals war er aber auch für mich noch sehr neu, und die Emotionen dementsprechend auch. Und ich glaube, beim ESC brauchst du entweder einen Song, der so bunt ist und Spaß macht, einen starken Up-Tempo-Song, oder du hast ein Lied, das die Leute zutiefst berührt. Und ich glaube, das ist uns damals irgendwie gelungen. Und das schafft man wahrscheinlich nicht mit jeder Ballade. Das wäre ja auch zu einfach, wenn man einfach sagen könnte, jede Ballade wird oben landen.
Es gibt auch immer mehrere Balladen pro Jahrgang…
Ja, genau. Und 2018 gab es sogar sehr viele gute Balladen. Deswegen hatte ich schon ein bisschen Angst, aber am Ende war es natürlich toll, dass es so geklappt hat.
Was sind denn neben einer erfolgreichen Tour deine weiteren musikalischen Pläne für dieses Jahr?
Also, es kommt natürlich nochmal neue Musik, sicherlich noch mindestens ein, zwei Songs. Außerdem stehen ein paar TV-Shows an, bei denen ich mitmachen darf, mehr kann ich dazu allerdings noch nicht sagen. Ich hoffe, dass es einfach so weitergeht wie es aktuell läuft. Ich weiß allerdings: So etwas wie letztes Jahr mit „Waterfall” nochmal zu toppen, ist gar nicht so einfach. Der Song war einfach unfassbar groß, und das in mehreren Ländern. Und es war 2023 der meistgespielte Song in Deutschland von einem männlichen Künstler. Ich habe ja schon ein paar Jahre einen gewissen Radio Erfolg, aber das, was jetzt bei “Waterfall” gelaufen ist, war natürlich eine Nummer krasser. Wenn ich das nochmal schaffen würde, wäre es natürlich schön. Wenn nicht, ist es aber auch nicht so schlimm. Hauptsache, es geht insgesamt gut weiter.
Ich habe heute Morgen nachgeschaut: Wir haben das erste Interview vor fast genau zehn Jahren gemacht, 2014. Was würdest du sagen, waren in den letzten zehn Jahren die Meilensteine deiner Karriere?
2014, da war ja gerade die Zeit von “The Arising”. Ich habe ja schon immer sehr viel Musik herausgebracht, aber bis 2018 ging es eigentlich eher ein bisschen bergab. Ich war trotzdem immer fleißig, aber es ist wenig dabei rausbekommen. Und das war dann natürlich auch ein bisschen frustrierend. Dementsprechend war der große Meilenstein für mich natürlich 2018 der ESC, wodurch ich dann endlich den Durchbruch geschafft habe. Das war natürlich ein Traum, dass das endlich funktioniert hat. Und von da an ging es immer weiter und irgendwie hat es sich immer mehr hochgeschaukelt. Ich habe bis zum heutigen Tag das Gefühll, dass es immer weiter bergauf geht, anstatt herunter oder auch einfach nur stagniert. Ich habe ganz im Gegenteil das Gefühl, dass es immer besser wird, dass immer mehr Leute zu meinen Konzerten kommen, und dass meine Songs so häufig im Radio gespielt werden. Und jetzt mit “Waterfall” auch zum ersten Mal international. Also ja, gerade läuft es einfach super.
Vielen lieben Dank und alles Gute für den Rest der Tour.