
Vier Tage Baden-Baden, vier Tage Musik, vier Tage Ausnahmezustand: Zum 30. Jubiläum hat das SWR3 New Pop Festival noch einmal eine Schippe draufgelegt und gezeigt, warum es seit drei Jahrzehnten zu den wichtigsten Treffpunkten für neue Popkultur in Deutschland gehört. Die Mischung aus handverlesenen internationalen Newcomern, einem begeisterten Publikum und der ganz besonderen Festival-Atmosphäre im Herzen der Kurstadt machte die vier Tage zu einem ganz besonderen Erlebnis. Seit 1994 holt das SWR3 New Pop Festival jedes Jahr Künstler*innen auf die Bühne, die man oft kurze Zeit später in den größten Hallen und Stadien der Welt wieder trifft.
Für mich ging das Festival schon am Vorabend los, als ich beim exklusiven Clueso Konzert im Casino Baden-Baden mit dabei sein konnte. Intime Momente, große Nähe zum Publikum und ein Hauch von Magie machten dieses Konzert zu einem unvergesslichen Auftakt. Der erste Tag startete dann mit Purple Disco Machine, der das Kurhaus sofort in einen Dancefloor verwandelte. Mit bunt animierten Backgrounds, Tänzer*innen auf der Bühne und einem Set voller Hits jagte ein Höhepunkt den nächsten. Auch Gastauftritte von Moss Kena (ESC-Vorentscheid 2025), der Isländischen Sängerin Ásdís und Friedrich Liechtenstein trugen zur guten Stimmung bei. Persönliches Highlight: „Substitution“ mit Moss Kena, einer meiner absoluten Favoriten.
Im Festspielhaus übernahm danach Michael Schulte. Er setzte auf starke Vocals, gefühlvolle Balladen und poppige Uptempo-Songs. Gemeinsam mit Ásdís, die auch hier mit am Start war, feierte er die Livepremiere der neuen Single „Half of my Heart“, ein ganz besonderer Moment. Natürlich durfte auch sein ESC-Hit „You Let Me Walk Alone“ nicht fehlen, der das Publikum in ein Lichtermeer verwandelte. Besonders emotional wurde es, als er „Remember Me“ für seine Söhne und seinen Vater spielte. Mit Songs wie „Back to the Start“, „Beautiful Reason“ oder „Afterlife“ zeigte Michael seine ganze Bandbreite. Und zu meiner Freude kündigte er direkt neue Termine für 2026 an.
Den Abschluss machte im Theater Alessi Rose, die wie ein neuer Stern am Pop-Himmel strahlte. Mit kraftvollen, eingängigen Songs wie „Same Mouth“ oder „That Could Be Me“ (Mitsing-Vibes hoch 10), überzeugte sie vom ersten Moment an. Sie bewegte sich unermüdlich über die Bühne, spielte zahlreiche Songs ihrer EP “Voyeur”. Mein persönlicher Favorit: das mitreißende „Crush“. Zum Schluss wurde es hymnisch mit „RIP“. Eine wirklich energiegeladene Show.
Tag zwei eröffnete Zartmann mit einer Mischung aus Rap und Gesang, die urbane Sehnsucht und tiefe Emotionen spürbar machte. Mit seinem Nummer-1-Hit „Tau mich auf“ und weiteren Songs wie „Dafür bin ich frei“ oder „Und du suchst noch überall“ hatte er das Publikum textsicher auf seiner Seite. Danach brachte Bosse seine ganze Energie ins Festspielhaus. Politisch wurde es bei „Das Paradies“, während Klassiker wie „Dein Hurra“ oder „4 Leben“ für Mitsingen und Mitklatschen sorgten. Auch „Peu à peu“, Bosses neue Single, wurde ordentlich abgefeiert.
Im Theater setzte Vella den Schlusspunkt. Ihre soulige Stimme trifft auf Background-Vocals à la Welshly Arms, und mit Songs wie „Dead Roses“ oder ihrer Hitsingle „All My Love“ holte sie sich Standing Ovations ab. Dazu kamen Covers wie „Crazy“ und „I See Red“ sowie das Duett „Blue“, das sie mit Macy Gray aufgenommen hat. Sympathisch, emotional und stimmgewaltig – ein perfektes Ende für den zweiten Festivaltag. Unser Interview mit der stimmgewaltigen Sängerin findet ihr hier.
Den dritten Tag des SWR3 New Pop Festivals konnte ich nur online verfolgen – aber selbst im Stream war die Energie spürbar. Abor & Tynna, die deutschen ESC-Vertreter von 2025, eröffneten mit frischer Dynamik, gefolgt von Fast Boy, die mit Beats und Hooks für ausgelassene Tanzstimmung sorgten. Thunder Jackson brachte im Theater mit charismatischer Bühnenpräsenz eine ganz eigene Farbe ins Line-Up, und bei der CUPRA DJ Night verwandelte Felix Jaehn das Kurhaus endgültig in einen Club.
Auch den vierten Tag habe ich online miterlebt. Joris eröffnete mit poetischen Texten und schuf eine intime Atmosphäre im Theater. Danach Kontrastprogramm: Kraftklub brachte das Kurhaus mit lauter, rotziger Energie zum Beben. Den Schlusspunkt setzte Calum Scott gemeinsam mit der SWR Big Band: epischer Sound, große Emotionen und ein Finale, das dem Jubiläum absolut würdig war.
Von Anfang an war in der Stadt Festival-Stimmung zu spüren. Auf den Straßen, in Cafés und Bars – überall begegnete man Musikfans, die den gleichen Mix aus Aufregung und Euphorie mitbrachten. Die Locations selbst, das intime Theater, das majestätische Festspielhaus, das pulsierende Kurhaus, verliehen dem Festival wie jedes Jahr seinen ganz besonderen Reiz. Zum Festival gehörte natürlich auch das Rahmenprogramm: Unplugged Sessions, Talks und Side Events, die Baden-Baden für vier Tage in eine wahre Popmetropole verwandelten.
Das SWR3 New Pop Festival 2025 hat gezeigt, dass es auch nach 30 Jahren nichts von seiner Magie eingebüßt hat – im Gegenteil: Es hat bewiesen, dass Popkultur lebendig bleibt, wenn sie immer wieder neue Stimmen, Geschichten und Sounds auf die Bühne bringt. Und während die letzten Töne verklungen, war eines klar: Wer dabei war, hat nicht nur Konzerte gesehen, sondern auch ein Stück Popkultur miterlebt.
Die Konzerte im TV
SWR-Fernsehen:
SWR3 New Pop 2025 – die Einzelkonzerte, ab jeweils 23:50 Uhr:
* Montag, 29.09.25: Purple Disco Machine & Friends, Michael Schulte, Alessi Rose
* Montag, 06.10.25: Bosse, Zartmann, Vella
* Montag, 13.10.25: Joris, Calum Scott & SWR Big Band, Thunder Jackson
* Montag, 20.10.25: Kraftklub, Abor & Tynna, Fast Boy
* Montag, 27.10.25: Casino Session Clueso, Felix Jaehn
3SAT:
Samstag, 11. Oktober 2025, 22:15 Uhr: Best of New Pop Festival 2025
Lange New Pop Festival Nächte:
* Montag, 27.10.25, ab 00:58 Uhr: Purple Disco Machine & Friends, Bosse, Joris, Michael Schulte, Alessi Rose, Zartmann, Vella
* Montag, 03.11.25, ab 02:00 Uhr: Kraftklub, Casino-Session Clueso, Calum Scott & SWR Big Band, Abor & Tynna, Thunder Jackson
* Montag, 10.11.25, 05:00 Uhr: Fast Boy
* Montag, 17.11.25, 05:15 Uhr: Felix Jaehn
