Clueso live im Casino Baden-Baden: Intime Momente und ein Hauch Magie

Clueso © SWR3

Der Florentinersaal im Casino Baden-Baden ist in warmes Licht getaucht, Kronleuchter an der Decke. Dann betritt Clueso die Bühne. Kein Glitzer, keine Effekte, nur er und seine Gitarre, begleitet von drei Bandmitgliedern. Und plötzlich fühlt es sich an, als säßen 100 Menschen im Wohnzimmer eines Freundes. Ich habe Clueso schon in sehr kleinem Rahmen gesehen – vor vielen Jahren gleich zweimal im Münchner Milla Club. Doch dieser kann mit der Aura und Eleganz des Casinos Baden-Baden nicht mithalten.

Der sympathische Erfurter wird an diesem Abend mit stürmischem Applaus begrüßt und eröffnet mit “Auf Kredit”, einem Song, der in dieser reduzierten Form die Nähe zwischen Künstler und Publikum sofort spürbar macht. Es ist ein Akustik-Konzert, so nah dran, wie Clueso selbst seine Songs schreibt: nur mit Gitarre. Oder, wie er augenzwinkernd kommentiert: „Wie Udo sagen würde: Große Gefühle, kleines Besteck.“ Das Ambiente des Casinos erwies sich dabei als perfekter Rahmen: gedämpftes Licht und ein Saal, der jede Nuance hörbar macht.

Die Setlist ist eine Reise durch verschiedene Facetten seines Schaffens. Ein Mix aus alten und neuen Songs, immer wieder mit überraschenden Momenten. Besonders eindringlich: “Cello”, verstärkt durch Konstantin an der Trompete. Spontan erfüllt Clueso auch einen Zuruf: “Viva Con Agua” ist ein Song, der nie veröffentlicht wurde, aber mit einem starken Mundharmonika-Solo und Mitsing-Chor sofort überzeugte. Auch “Stern”, ein älterer Track, den er früher kaum live spielen konnte, weil er ihm zu nah ging, bekommt seinen Platz. Und mit “Minimum”, einem seiner neuesten Songs, zeigt sich der bekennende Sam Fender Fan von seiner internationalen Seite: ein moderner Sound, der den Saal sofort mitnimmt. Einen besonderen Höhepunkt bildet „Chicago“ als krönender Abschluss, gefolgt von einem Medley aus “Achterbahn”, “Zusammen” und einem Freestyle über Baden-Baden – ein verspielter, energiegeladener Ausklang.

Was Cluesos Konzerte ausmacht, sind nicht nur die Lieder selbst, sondern auch die Geschichten dazwischen. Mit Charme, Humor und Offenheit erzählt er von einer Schiffsreise mit seinen Eltern, wo sie abends in der Disko zusammen tanzten. Inspiration für einen Song, der all jenen gewidmet ist, die sich sonst gern in den Hintergrund stellen. Zwischendurch lacht Clueso: „Der Saal erinnert mich an die Titanic,” und sofort hat man das Bild im Kopf: die Band unter Deck, während draußen die Welt aus den Fugen gerät.

Dann macht er Witze über eine kleine Verletzung am Finger („Ich habe noch nie so gefühlt wie heute“) und berichtet von der Arbeit am kommenden Album “Deja-Vu„. Dafür habe er zuletzt auf Mallorca geschrieben: „Albumarbeit ist wie Gold sammeln, man bringt Nuggets zurück.“ Diese Zwischentöne machen den Abend noch persönlicher, fast wie ein Gespräch, in das man als Publikum mit einbezogen wurde. Und auch kleine Gesten unterstreichen die Nähe: So hatte Clueso spontan seinen Taxifahrer zum Konzert eingeladen, der keine Tickets ergattern konnte. 

Man verließ den Saal mit dem Gefühl, etwas ganz Besonderem beigewohnt zu haben. Ein Abend, der nicht für die große Bühne gemacht war, sondern für genau diesen kleinen, intimen Rahmen. Und das Casino Baden-Baden war an diesem Abend der perfekte Ort dafür. Ein Abend, der zugleich den Startschuss für das 30. SWR3 New Pop Festival markierte. Und passender hätte man dieses Jubiläum kaum einläuten können.

Hier könnt ihr das Konzert im Stream sehen.