Weiße Nächte mit Hegemund

„Nuit Blanche“ heißt das aktuelle Ergebnis der musikalischen Kollaboration von Gottfried Tollman und Ralf Hildenbeutel und könnte der Soundtrack für einsame, lauschige Nächte werden.

NuitBlancheCoverKennen gelernt haben sich die beiden Musiker bei der Zusammenarbeit mit dem Frankfurt Label Eye Q Records, wo Hildenbeutel seinerzeit mit Sven Väth produzierte und Tollmann mit „Baked Beans“ (Nicolle Meyer & Helmut Zerlett) erschien.

Gemeinsame Interessen wie moderne Kunst und Altmeisterzeichnungen sowie Bach und Electronic Mind Music der 90er Jahre waren schnell ausgemacht, und so wurde bereits 1995 das erste Album „tollmannhindenbeutel“ fertig gestellt. Schon damals wurde viel mit Sounds experimentiert. Klingt doch verrückt, dass sie zum Beispiel die Geräusche der Ameisen im Joshua Tree Nationalpark aufnahmen, aber so wurde unter anderem der Sound von Los Angeles eingefangen.

Die Idee von einer Geschichte in 10 Städten war geboren und sollte nun endlich fortgesetzt werden. Diesmal in Paris. Für das diese Woche erscheinende Album „Nuit Blanche“ wurden nun nach dem bewährten Prinzip wieder Geräusche der Stadt, wie das Einschenken des Rotweins in der Weinbar „Le Café Du Passage“ , Filmfetzen und die Metro am Place de la Bastille aufgenommen und in den Songs verarbeitet. Das alles kommt zusammen in einem akustischen, leicht jazzigem Soundgefüge, das nicht allzu experimentell rüber kommt.

Zugegeben, der Titelsong „Nuit Blanche“ startet etwas düster und vermittelt leicht regnerische Stimmung, aber es lohnt sich weiter zu hören. Denn schon beim zweiten Titel „Paris, Paris“ tauchen wir in die Stadt, die Wahlheimat und Zweitwohnsitz der Künstler ist, ein. Hier kommt der schon erwähnte Wein ins Spiel, und es darf natürlich auch ein charmantes Voilà nicht fehlen.

Die Instrumentalisierung auf „Nuit Blanche“ ist abwechslungsreich und interessant. Bei „In The Kitchen“ dominiert zum Beispiel eine Trompete im Stil von Miles Davis, später in „Ma Folle“ hören wir ein Marimbaphon. Das alles neben einer schönen Basslinie, einem verträumten Klavier, leichten Percussions und Gitarren. „Rue de Charonne“ dagegen liefert nur einen unauffälligen Klangteppich für die mitgeschnitten Gesprächsfetzen und endet mit einer einfachen Xylophon-Tonfolge. So fühlt man sich noch mehr nach Paris versetzt und kann das Kopfkino einfach laufen lassen. Beginnt die CD eher wie eine Jazzplatte, kommen nach und nach mehr elektronische Elemente dazu und so klingt sie immer moderner, wie in „We Don`t Tell You What To Eat“ zu hören.

Tollmann und Hildenbeutel ist es egal, wie man ihren Stil nennt, ob Electric Bossa, Jah Music oder Jazz… Alles ist erlaubt, so lange es gefällt und man es nicht zu verbissen sieht. Am 16. April erscheint nun die neue CD und wir können nur empfehlen eine Flasche Rotwein zu öffnen, dieses Kunstwerk in Ruhe zu genießen und der Phantasie dabei freien Lauf zu lassen.

www.myspace.com/hegemund