“Lost, not Gone! If something is lost, it could be found”. Diese Aussage ist für Nathan Drake (Tom Holland) schon fast ein Mantra geworden. Nat wächst zusammen mit seinem Bruder Sam als Waise auf. Sam träumt davon, einen vor 500 Jahren verlorenen Schatz zu finden und zieht Nat mit seinen Spinnereien in den Bann. Doch als Sam verschwindet und nichts weiter als Postkarten zurück lässt, ist das wie ein Schlag in die Magengrube für Nat. Ohne zu wissen, wo sein Bruder ist oder ob er überhaupt noch lebt, schlägt sich Nat durch Leben. Eines Abends – Nat ist bereits Mitte Zwanzig, Barkeeper und Taschendieb – begegnet ihm der Schatzsucher Victor “Sully” Sullivan (Mark Wahlberg) und wirbt ihn für eine Schatzsuche an.
Nat findet heraus, dass Sully zusammen mit Sam den sagenumwobenen Schatz von Ferdinand Magellan gesucht hat. Unter dem Vorwand neben dem Schatz, der rund fünf Milliarden Dollar wert ist, auch Sam zu suchen, willigt Nat bei der Schatzsuche ein. Es beginnt ein rasanter Wettlauf um den Globus. Denn: Wo es ein Schatz und Schatzsucher gibt, gibt es auch immer ein skrupellosen Gegenspieler (Antonio Banderas), der den Schatz für sich beanspruchen möchte. Auf ihrer Reise müssen Nat und Sully nicht nur Hinweise entschlüsseln, sondern auch lernen zusammenzuarbeiten und sich zu vertrauen…
In Hollywood nichts Neues
Das Motiv der Schatzsuche ist wahrlich in der Filmwelt nichts Unbekanntes. Oft hat man als Zuschauende aber das Gefühl, seit “Indiana Jones” wolĺe man die Schatzsuche immer wieder neu erfinden. Aber sind wir mal ehrlich: Die meisten Filme scheitern daran. Es gibt nur wenige nennenswerte Filme, die das Motiv erfolgreich umgesetzt haben – und sich nicht nur allein auf die Prominenz ihrer Darsteller*innen verlassen. Denn es ist doch immer das Gleiche: Der Held, der auf Schnitzeljagd geht; der Partner, dem man nicht vertraut, aber zur Lösung des Rätsels braucht und die bösen Gegenspieler, die auch was vom Kuchen haben wollen. Im Endeffekt ist es die Kirsche auf dem Kuchen, die den Unterschied macht: Ein gutes Drehbuch, gute Darstellung oder die Aufmachung des Films.
Im Fall von “Uncharted” ist es wohl die Chemie zwischen Tom Holland und Mark Wahlberg, die den Film trägt und dafür sorgt, dass er nicht gegen den Baum gefahren wird. Und natürlich diese wahnsinnig gute Aufmachung samt Special Effekte und Editing. Die Geschichte, die zwar spannend erzählt wurde, würde hier allein nicht den Unterschied machen.
Seine Erwartungen an den Film sollte man aber in so weit herunter schrauben, dass er ein reiner Unterhaltungsfilm à la Hollywood ist: laut, großes TamTam und teils unrealistische Actionszenen, bei denen die Hauptdarsteller ohne Kratzer davonkommen. Zudem fehlt es den Figuren an Tiefe beziehungsweise Tiefgründigkeit. Nichtsdestotrotz ist der Film kurzweilig, witzig und eben unterhaltsam. Er funktioniert, weil Wahlberg und Holland miteinander funktionieren.
Die Kirsche auf dem Kuchen
Besonders nennenswert ist wohl die Erzählstruktur, beziehungsweise der Anfang und das Editing des Films. Die Reise beginnt für den Zuschauer mitten in der Story: Ein Flugzeug, Tom Holland halbhängend in der Luft und zwielichtige Gestalten, die versuchen ihn in die Tiefe zu ziehen. Weicher Cut auf die nächste Szene. 15 Jahre vorher. Nat und Sam als Kinder… Was es mit der Anfangsszene auf sich hat, wird dem Publikum im weiteren Verlauf verraten. Im Fachjargon nennt man dieses Phänomen auch Haken-Eröffnung. Diese Erzählstruktur ist “Uncharted” ausgesprochen gut gelungen. Es wird Spannung erzeugt, der Spannungsbogen weiter aufgebaut und am Ende zur richtigen Zeit aufgelöst. Die Strategie, die der Film fährt, geht auf.
Eines bleibt jedoch offen (Achtung, Spoiler!): Was ist mit Nats Bruder Sam wirklich passiert und was ist zwischen Sully und Sam vorgefallen? Mit diesen Fragen und einem relativ offenen Ende wird der Zuschauer in der Luft hängen gelassen. Der Kernkonflikt von “Uncharted” ist zwar gelöst, allerding etabliert er mit seinem Filmende einen neuen Konflikt und damit eine Filmfortsetzung. Gut und schlecht zugleich. Zwar kann man sich möglicherweise auf mehr Schnitzeljagd mit Wahlberg und Holland freuen – nicht zuletzt weil der Film auf einem Videospiel basiert – aber wie oft werden in Hollywood Filmreihen aufgrund schlechter Einspielergebnisse abgesetzt und nicht zu Ende geführt. Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass “Uncharted” ein Kassenschlager wird und eine Fortsetzung bekommt, damit die berühmte Hollywood-Geldkuh ausgeschlachtet werden kann und wir uns beruhigt auf mehr Holland-Wahlberg-Power freuen können.
Fazit: “Uncharted” ist seichte Unterhaltung á la Hollywood und nach bekanntem Motiv. Eine Schnitzeljagd, die keine außergewöhnlich überragenden Oscar-Leistungen der Darsteller aufzeigt. Der Film wird allein getragen von der Aufmachung sowie von der Holland-Wahlberg-Chemie, die im Zusammenspiel ausgesprochen gut funktioniert. Der Film ist humorvoll und unterhält. Mehr aber auch nicht.
Kinostart: 17.02.2022
Foto © Sony Pictures