Peter Doherty gilt als einer der meistgefeierten britischen Musiker. Sowohl zu Anfang des Jahrzehnts, als er mit The Libertines der englischen Rockmusik eine neue Identität verlieh, als auch mit seiner Band Babyshambles. Sein Gespür für den ‚Sound der Gegenwart’ in Verbindung mit lyrischen Texten ließ ihn zu einer lebenden Ikone der Popkultur reifen, bei der jeder künstlerische Schritt neue Euphorie-Stürme auslöst. Seit 2008 ist Peter Doherty auch als Solo-Künstler aktiv. Im vergangenen Dezember erschien mit „Hamburg Demonstrations“ sein zweites Soloalbum, das den schillernden Musiker von einer ganz anderen, sehr intimen Seite präsentiert. Wie schon die Alben seiner beiden Bands, so stieg auch diese Platte europaweit in die Charts ein. Zwischen dem 20. und 25. Februar kommt Peter Doherty für fünf Konzerte nach Deutschland.
Kaum ein Künstler polarisiert so stark wie Peter Doherty. Es ist unbestritten, dass der Tausendsassa eine Lichtgestalt zwischen Rockmusik, Lyrik, darstellender Kunst und brillanter Bühnen-Performance ist. Wie bei vielen künstlerisch hochbegabten Menschen lebt Doherty dabei bewusst und unter ständiger Medienbeobachtung ein Leben auf der Überholspur. Es ist eine Existenz im selbstgewählten Grenzbereich: Ob seine Langzeit-Liaison mit Topmodel Kate Moss, wiederkehrende Differenzen mit seinen Bandmitgliedern oder sein Hang zum gelebten Exzess – immer wieder steht der 37-Jährige mit den vielschichtigen Interessen nicht nur dank seiner Musik in den Schlagzeilen.
Doch am Ende ist es immer wieder seine Kunst, die überzeugt. Ob eigene Bücher, Kunstausstellungen seiner Bilder oder die prägnante Darstellung im Zuge seiner ersten Hauptrolle in der Film-Adaption von Alfred de Mussets autobiografischem Roman „La Confession d’un Enfant du Siècle“: Alle Aktivitäten zeugen von einer außergewöhnlichen Strahlkraft und Intensität. Neben seinen diversen Interessen ist es aber seine Musik, die aus dem ehemaligen Kunststudenten und Herausgeber eines Fußball-Fanzines eine der populärsten Figuren der UK-Musikszene werden ließ. Es begann mit The Libertines, die Doherty Ende der 90er mit seinem Studien-Freund Carl Barat gründete. Die beiden Alben „Up The Bracket“ und „The Libertines“ bescherten ihnen nicht nur immensen globalen Erfolg und höchste Kritiker-Weihen. Sie gelten ebenso als Initialzündung für das Wiedererwachen der britischen Rockszene. Ihre Einzigartigkeit bewiesen The Libertines erneut 2015 mit dem weithin gefeierten Album „Anthems for Doomed Youth“, ihrem ebenso überraschenden und begeisternden Comeback. Die wenigen anschließenden Live-Auftritte wurden gefeiert wie die Rückkehr der größten Rockstars der Historie.
So intensiv sich The Libertines immer darstellten, so explosiv gestaltete sich auch das Verhältnis zwischen Doherty und Barat. Nach der vorübergehenden Auflösung gründete Peter Doherty 2005 mit den Babyshambles eine neue Band, die es bislang auf zwei von Kritik und Käufern gleichermaßen hochgeschätzte Alben bringt. Vor allem das Debüt „Down In Albion“ sowie die daraus ausgekoppelte Hitsingle „Fuck Forever“ gelten mit ihrem spröden Charme, kraftvollen Texten und brillanten Melodien schon jetzt als junge Klassiker.
Im März 2009 erschien das erste Solo-Album von Peter Doherty mit dem Titel „Grace/Wastelands“. Ende 2016 folgte mit „Hamburg Demonstrations“ sein zweites Solowerk, das in höchst intimer Weise von seiner neuen Wahlheimat Hamburg erzählt. Darauf hört man einen gereiften, in Momenten geradezu milde wirkenden Songwriter, dem die außergewöhnlichen Songs noch immer zufliegen. Die lyrische Komponente des George Orwell-, Graham Greene- und Charles Baudelaire-Fans hat dabei weiter an Gewicht zugenommen. Seine Songs sind Oden an das wohlgesetzte Wort. So dürften auch die anstehenden Konzerte zu echten Überraschungen werden. Denn bei Peter Doherty sollte man immer auf alles gefasst sein, was künstlerisch spannend und ungewöhnlich ist.
Peter Doherty Live:
20.02.2017 Frankfurt, Batschkapp
21.02.2017 Munich, Muffathalle
22.02.2017 Cologne, Live Music Hall
24.02.2017 Hamburg, Große Freiheit
25.02.2017 Berlin, Huxleys
Foto und Text: Trinity Music