Ari Staprans Leff, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Lauv, ist definitiv einer der Acts-To-Watch im Popmusik-Universum. Und aus eigener Erfahrung können wir sagen: Wer den bis dato größten Hit der jungen Musikers „I Like Me Better“ einmal gehört hat, bekommt ihn so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Als Highlight seines Playlist-Projekts „I met you when I was 18.“ wurde der Song in den USA mit Doppelplatin ausgezeichnet und weltweit mittlerweile mehr als 1 Milliarde Mal gestreamt. Ganz frisch draußen ist sein zuckersüßes Duett mit Songwriterin Julia Michaels, „There’s No Way“, dessen zugehöriges Video gerade bei Youtube durch die Decke geht. Vor seinem Auftritt in Baden-Baden beim SWR3 New Pop Festival hat sich der sympathische Musiker die Zeit genommen, mit uns über seine musikalischen Anfänge und unvergessliche Konzertmomente zu sprechen.
Hi Lauv, wie geht es dir?
Super. Ich habe heute bis 11 Uhr geschlafen und hatte dann genau 15 Minuten, um mich fertig zu machen. Aber hier bin ich! (lacht)
Du warst schon oft in Deutschland unterwegs. Wo hat es dir denn am besten gefallen?
Oh, das ist eine echt schwere Frage. Ich habe hier einige Gigs gespielt und viele Städte kennengelernt. Was mir in Deutschland so gut gefällt ist, dass jede Stadt ihren völlig eigenen Charme hat. Gestern waren wir zum Beispiel in Göttingen, dort war es superschön. Bei der Frage nach meinem Lieblingsort in Deutschland kommt mir zuerst Berlin in den Sinn, aber ich mag durchaus auch das ruhigere, unaufgeregtere Flair von den kleineren, süßen Städtchen. Dort gibt es immer so leckeres Essen, wir hatten gestern ein wunderbares Schnitzel. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir das letzte Mal als ich hier in Baden-Baden war in einem Restaurant, wo wir unglaublich gut gegessen haben, da gehen wir später auf jeden Fall nochmal hin!
Dieses Jahr war bisher unglaublich erfolgreich für dich, „I Like Me Better“ war und ist ein Riesenhit. Wann hast du denn gemerkt, dass diese ganze Musiksache für dich viel mehr ist als nur ein Hobby?
Oh, das muss in der Zeit gewesen sein, als ich noch in New York gelebt habe. Ich habe dort eine Zeit lang in Aufnahmestudios als unbezahlter Praktikant gearbeitet und habe parallel versucht, meine Songs zu pushen, habe sie wichtigen Leuten geschickt und all diese Dinge…Und Ende 2015, nachdem ich meine ersten Songs veröffentlicht hatte, war es soweit: Ich hatte tatsächlich einen Publishing Deal unterschrieben. Also bin ich nach der Schule nach LA gezogen und wusste, dass ich jetzt zumindest ein bis zwei Jahre die Chance habe, dort mein Glück zu versuchen. Ich verdiente genug Geld, um einige Jahre gut über die Runden zu kommen. Also hab ich versucht, so viele Songs wie möglich zu schreiben. Damals hat es sich für mich zum ersten Mal so angefühlt wie ein Fulltime-Job, und von da an hatte ich wohl irgendwie auch ein bisschen Glück.
Dann lass uns mal ganz zum Anfang zurück gehen. Wann hast du denn angefangen, Musik zu machen?
Ich habe seitdem ich vier oder fünf war Musik gemacht und habe schon von Kindesbeinen an Klavier, Gitarre und Geige gespielt. Ab meinem dreizehnten Lebensjahr habe ich dann eigene Songs geschrieben. Ich bin als Kind extrem viel Skateboard gefahren, aber mit 13 fand eine Verschiebung statt: weniger Skateboarding, fast nur noch ausschließlich Musik.
Gibt es bei dir beim Songwriting ein Schema F? Beginnst du immer mit einer Melodie oder mit einer Textzeile?
Um ehrlich zu sein, ist das bei jedem meiner Songs anders. Wenn ich die eine Hitformel kennen würde, dann würde ich wohl nur noch Hits schreiben. Manchmal beginnt es mit einem Konzept, das ich im Kopf habe oder mit einer Textzeile… Bei mir ist es besonders wichtig, dass ich beim Schreiben nicht so viel nachdenke und meine Ideen einfach rauslassen kann, dann kommt auch etwas Gutes dabei raus. So war es zum Beispiel auch bei “I Like Me Better”, ich habe einfach auf meinem neuen Synthesizer ein paar Akkorde gespielt, und dann war da plötzlich diese Melodie (singt Melodie). Ich habe sie sofort als Voice Memo mit meinem iPhone aufgenommen und mir selbst per Email geschickt. Ich war davon überzeugt, dass da etwas am Entstehen war. Und im Endeffekt ist genau diese Momentaufnahme, belegt mit ein paar Effekten, nun auch in dem Song zu hören. Ich muss also versuchen, so gut wie möglich im Hier und Jetzt zu sein und nicht so viel nachzudenken, dann entstehen die besten Songs.
Und was inspiriert dich beim Schreiben?
In meinem aktuellen Playlist-Projekt “I met you when I was 18” geht es hauptsächlich darum, wie ich die Zeit erlebt habe, als ich zum ersten Mal so richtig verliebt war, es geht um alle Höhen und Tiefen einer längeren ersten Beziehung. Als ich jünger war, hat mich nostalgische, melancholische und traurige Musik stark inspiriert. Ich glaube, dass sehr viel, was ich heute schreibe, da ein bisschen in eine andere Richtung geht, ich schreibe nicht mehr nur über die Liebe…
Aber du schreibst immer über persönliche Dinge?
Ja, meistens. Ich habe allerdings gerade einen Song namens “Superhero” veröffentlicht, der basiert auf einer Nachricht, die ich vom einem Fan erhalten habe. Bei meinen Konzerten gibt es immer diese “My Blue Thoughts” Box, da kann jeder das, was er auf dem Herzen trägt, aufschreiben und reinwerfen. Einfach das, was man mit sich rumträgt und loswerden möchte. Mir geht es oft ähnlich…Mir spukt etwas im Kopf herum und ich traue mich nicht einmal, mit meinen Freunden darüber zu sprechen. Daher finde ich es wichtig, dass es solche Orte gibt, wo man seine Gedanken anonym aufschreiben kann. Ich habe in der Box eines Abends eine Notiz gefunden, die mich sehr bewegt hat: “I met a superhero. I lost her. I want her back.“ Ich hab den Text sofort gegoogelt, da ich mir sicher war, dass das ein Songtext sein musste, aber dem war nicht so. Also haben wir uns hingesetzt und genau diesen Song geschrieben. Wir haben den Song aufgenommen, ein Musikvideo gedreht, und gestern habe ich den Notizenschreiber Martin, der Deutscher ist, endlich persönlich getroffen, das war wirklich sehr besonders.
Also liest du wirklich alle Nachrichten selbst?
Ich versuche es… Es sind ganz schön viele, aber ich lese die meisten, ja.
Es fällt einem relativ schwer, deine Musik einem bestimmten Genre zuzuordnen. Wie würdest du sie denn selbst beschreiben?
Da hast du recht, das ist wirklich keine leichte Aufgabe. Wenn ich es benennen müsste, würde ich sagen “leicht souliger RnB Pop”, aber ich habe für mich festgestellt, dass ich die besten Songs schreibe, wenn ich nicht an irgendwelche Genres denke. Sonst würde mir auch das Überraschungsmoment fehlen. So kann ich auch mal Musik machen, die ich mir so gar nicht zugetraut hätte. Das mag dann anders als meine sonstigen Sachen klingen, aber solange es sich gut anfühlt, ist es richtig.
Wie hast du das denn erlebt, als du deinen Song zum ersten Mal im Radio gehört hast? Kannst du dich daran erinnern?
Oh ja, das war verrückt. Ich saß gerade in Nashville in einem Uber und ich war schon aufgeregt als ich die Ankündigung des Sprechers gehört habe. Der Song wurde so richtig gehyped und als next big thing angekündigt. Das war ziemlich am Anfang der Reise und ich bin fast ausgerastet vor Freude, das war krass!
Wenn du es dir aussuchen könntest – Mit wem würdest du denn gerne mal musikalisch zusammenarbeiten?
Ich sage bei dieser Frage immer dasselbe: Mit Chris Martin von Coldplay! Das wäre ein Traum. Und dann gibt es noch Leute, die jetzt nichts mit Musik zu tun haben, aber die mich trotzdem sehr inspirieren. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, in welcher Art wir zusammen arbeiten würden…Aber Jim Carey finde ich zum Beispiel extrem spannend… Mich einfach mal mit ihm unterhalten zu können, das wäre cool!
Was war dein bis dato schönstes Live-Erlebnis?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe an so viele meiner Konzerte tolle Erinnerungen. Mein Auftritt letzte Nacht in Göttingen war etwas ganz Besonderes. Es war die erste Show, die ich seit einigen Wochen gespielt habe, ich habe zum allerersten Mal “Superhero” gespielt und Martin war persönlich anwesend….Jede Show hat einen anderen Spannungsbogen. Und bei dieser Show war es so, dass viele Zuschauer mich und meine Musik noch nicht so gut kannten…Was auch irgendwie normal ist, denn ich wohne weit weg von hier in Los Angeles… Aber ich habe während des Konzerts gemerkt, wie auch die Leute, die sich anfangs eher dachten: “Schauen wir mal…“, am Ende voll dabei waren und von der Energie, die im Raum geherrscht hat, ergriffen waren. Ich habe zu allen Zuhörern eine Verbindung gespürt, das war echt krass! Das sind mir ehrlich gesagt mit die liebsten Shows. Die Leute kennen vielleicht einen Song und ich muss mich beweisen. Und wenn das dann am Ende aufgeht, fühlt sich das extrem besonders an.
Sprichst du ein bisschen Deutsch? Falls ja, was kannst du so spontan sagen?
(auf Deutsch) “Ich kann ein bisschen Deutsch sprechen, aber nicht so gut.”
Du sprichst wirklich gut!
Ich habe das früher in der Schule gelernt. Was kann ich denn noch sagen? “Ich heiße Ari.” ”Wie geht’s?” “Spätzle” (lacht)
Magst du uns etwas zu deinen lettischen Wurzeln erzählen?
Die Familie meiner Mutter stammt aus Lettland. Ich habe früher immer meine gesamten Sommerferien dort verbracht. Es war verrückt, als wir dort vor einiger Zeit unseren ersten Gig gespielt haben. Ja,. ein erstes Festival in Lettland war ein weiteres extrem schönes Live-Erlebnis. Mein Künstlername ist zudem vom lettischen Wort für Löwe, “lauva”, abgeleitet. Ich bin im August geboren, bin also von Sternzeichen Löwe und mein richtiger Name “Ari” bedeutet ebenfalls “Löwe “, also war das sehr naheliegend…Lauv, das klingt cool!
Als Abschluss haben wir noch ein paar entweder – oder Fragen.
– Sommer oder Winter? Hmmm, ich mag beides, aber ich sag einfach mal Sommer.
– Feiern gehen oder lieber zu Hause relaxen? Ich glaube mittlerweile entscheide ich mich öfter für einen ruhigen Abend zu Hause.
– ABBA oder Queen? Hmmm…Wahrscheinlich Queen. Wobei es in Schweden generell so viel tolle Musik gibt.
– Fliegen können oder Gedanken lesen? Ich glaube, wenn ich Gedanken lesen könnte, wäre das kurz ganz lustig, aber dann wäre es sehr bedrückend. Daher würde ich mich hier für das Fliegen entscheiden.
Freust du dich auf die Show heute Abend?
Ja, das wird toll. Ich spiele erst um 23 Uhr, das heißt die Leute werden bestimmt schon alle ordentlich in Partylaune sein. Ich freue mich schon das ganze Jahr auf diesen Auftritt, das scheint hier was Großes zu sein. Genauso wie das Konzert gestern. Diese Newcomer Festivals sind etwas Tolles!
Vielen lieben Dank für das Interview!
Fotos: Elisabeth Miranda, Mirjam Baur
Interview: Marion Weber und Mirjam Baur
Mehr von Lauv beim SWR3 New Pop Festival gibt es hier.
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