Hugo Helmig im Interview: „Die Suche nach diesem einen perfekten Song, das ist einer meine größten Träume“

Spätestens seit seinem Hit“ Please Don’t Lie“ hat sich der dänische Popsänger Hugo Helmig auch in Deutschland einen Namen gemacht. Seit unserem letzten Gespräch beim SWR3 New Pop Festival 2018 ist viel Zeit vergangen, Zeit für ein Update! Denn nach für ihn persönlich sehr dunklen Zeiten, meldet er sich nun mit seiner neuen gitarrenlastigen Single „Sooner Or Later“ zurück. Im Interview verrät er uns, wie die Zusammenarbeit mit dem wohl bekanntesten Popexport Dänemarks, Lukas Graham, gelaufen ist und wie er die Zeit während der Coronakrise genutzt hat. Auch erfahren wir, wer sein großes musikalisches Vorbild ist. Spoiler: Justin Bieber oder John Mayer – einer der beiden ist es, auch wenn beide Namen im Laufe des Interviews fallen… 

Hi Hugo, wie geht es dir? Schön, dich erneut zu treffen. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst, aber wir hatten vor zwei Jahren schon einmal das Vergnügen, als wir dich beim SWR3 New Pop Festival interviewt haben… 

Ja, ich erinnere mich an das Interview und an das Festival… Dort haben wir ein Akustikset gespielt, das war schön! 

Seitdem ist viel passiert. Als wir letztes Mal gesprochen haben, warst du gerade dabei, dein Debütalbum aufzunehmen. Und jetzt ist „Juvenile“ schon seit mehr als anderthalb Jahren draußen. Obwohl das schon ein Weilchen her ist, kannst du dich noch erinnern wie du dich gefühlt hast, als du dein erstes Album endlich in der Hand halten konntest? 

Das ist eine gute Frage. Für mich hat sich das wirklich gut angefühlt, da ich sehr stolz auf die Songs war. Natürlich ist man, wenn man neue Musik rausbringt, immer auch ein wenig angespannt. Man wünscht sich, dass die Musik gut ankommt und ist nervös. Aber da ich mit den Songs echt happy war, hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich glaube als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, war das kurz vor Ende des Aufnahmeprozesses von „Juvenile“. Das war wirklich eine spannende Zeit…

Danach hast du allerdings noch weitere Musik rausgebracht: Anfang des Jahres zunächst eine EP („LULU Vol. 1“) und vor ein paar Tagen dann deine neue Single „Sooner Or Later“. Wie ist die Zusammenarbeit mit Lukas Graham zustande gekommen? 

Lukas hat mich kontaktiert, als ich mir gerade eine Auszeit genommen hatte und in einer sehr schlechten Verfassung war. Im Grunde hatte ich da gerade meinen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Er sagte, dass er gerne gemeinsam mit mir einen Song schreiben würde. Und wie es der Zufall wollte, waren Emil (Falk) und Daniella (Binyamin), die beiden mit denen ich immer zusammen Songs schreibe, mit Lukas Graham bei einem Songwriting Camp und sie haben gemeinsam an diesem Song gearbeitet. Als Emil ihn mir vorgespielt hat, habe ich mir gleich gedacht: Das ist ein toller Song. Er erzählt meine Geschichte extrem gut. Er hat mich gefragt, ob ich den Song nicht singen und dafür einige Parts überarbeiten wolle, damit er noch mehr zu meinem Song würde…So ist die Zusammenarbeit zustande gekommen. Danach bin ich mit Lukas ins Studio gegangen und wir  haben gemeinsam weiter an dem Song gearbeitet. 

Und wie war das für dich? Ich glaube, ich habe auf Instagram Fotos von euch beiden im Studio gesehen. 

Ich war natürlich ein bisschen aufgeregt. Ich meine: Das da war Lukas Graham, mit dem ich zusammenarbeiten sollte. Ich habe seine Musik gehört seitdem ich sehr jung war und er ist einfach ein großer Name. Aber wir haben sofort einen Draht zueinander gefunden. Daher hat es auch extrem viel Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung. 

Und wie geht es weiter? Arbeitest du bereits an neuer Musik, vielleicht sogar an deinem neuen Album? 

Oh ja! Als wir meine letzte EP „LULU Vol. 1“ aufgenommen haben, haben wir so viele Songs geschrieben, Songs für mindestens zwei Alben. Auf „LULU“ sind hauptsächlich Songs mit sehr düsteren Texten zu finden, die EP hat einen Vibe, den man sonst nicht von mir kennt. Alle eher glücklichen Songs, die in dieser Zeit entstanden sind, wollten wir uns daher aufsparen für einen anderen Release. Wir arbeiten schon an meinem neuen Album und ich hoffe, dass es bald rauskommt, ich glaube, es kommt wahrscheinlich noch dieses Jahr raus – oder spätestens Anfang 2021. Genau weiß ich das noch nicht, aber auf jeden Fall sehr bald. 

Wie entscheidet ihr denn, welche Songs es im Endeffekt aufs Album schaffen und welche nicht?

Das ist ein langer Prozess…Ich zähle sehr viel auf Feedback von meinem Label, von meiner Familie…Und dann schauen wir, welche Songs ich besonders gerne mag, welche die anderen sehr gerne mögen… Daher finde ich es extrem wichtig, viele Songs zu schreiben, um auch tatsächlich die stärksten fürs Album aussuchen zu können. Und einige Songs spart man sich vielleicht für ein anderes Album auf. Denn es wird immer bestimmte Songs geben, die einfach nicht zum Vibe des Albums passen. Ich habe bei dem, was wir gerade machen, aber ein sehr gutes Gefühl. Da bin ich voller Vorfreude. 

Wie würdest du denn deine Musik jemandem beschreiben, der noch nie einen deiner Songs gehört hat? 

Das ist eine schwierige Frage, weil meine Musik so viele verschiedene Einflüsse hat. Ich versuche immer, etwas Neues zu schaffen, damit es anders klingt als meine älteren Songs. Natürlich kann man meine Musik als Popmusik bezeichnen, aber es spielen da so viele anderen Genres mit rein. Es ist Popmusik mit einem gewissen Etwas! 

Ist das eine natürliche Entwicklung oder sagst du bewusst: Ich möchte jetzt einen Song in einem bestimmten Genre schreiben?

Hmmm…Wenn ich mit Emil im Studio bin, nehmen wir uns nichts Bestimmtes vor, wir lassen es einfach raus. Wenn wir uns zum Beispiel danach fühlen, einen Country Song zu schreiben, dann machen wir das einfach. Meistens schauen wir einfach, was passiert… 

Go with the flow… 

Ja, „go with the flow“, so kann man das wohl am besten beschreiben. 

Du kommst nächstes Jahr im Februar und März auf Tour. Das wird bestimmt ganz besonders werden, denn die letzten Monate konnte ja im Prinzip niemand wirklich Konzerte spielen. Wie geht es dir, wenn du daran denkst? 

Es ist ja noch eine ganze Weile hin bis die Tour startet, aber ja, ich bin natürlich sehr aufgeregt. Das fühlt sich aktuell alles irgendwie komisch an… Ich hatte vor, im Sommer und Herbst so viele Festivals zu spielen, einige davon wurden bereits auf 2021 verschoben…Ich freue mich sehr auf nächstes Jahr, wenn ich wieder auftreten kann und werde nun den Rest von 2020 damit verbringen, mein Album fertig zu stellen, neue Songs zu schreiben. Ich glaube, ich werde nächstes Jahr dann nur noch Konzerte spielen (lacht)… 

Ich glaube, die Coronakrise hat uns allen gezeigt, dass so etwas passieren kann. Ich hätte nie damit gerechnet einmal so eine Situation mitzuerleben… 

So geht es mir auch, ich hatte nie gedacht, mal eine Pandemie zu erleben. Das war echt eine seltsame Situation hier in Dänemark. Langsam beruhigt sich die Situation ein wenig… Der Virus ist natürlich noch da, aber im Vergleich zu der Lage vor ein paar Monaten ist es jetzt sehr viel besser. Es entwickelt sich in die richtige Richtung… Aber natürlich haben die Leute aktuell andere Sorgen, als sich Konzerttickets zu kaufen, da es immer noch eine gewisse Unsicherheit gibt. Und obwohl ich natürlich traurig bin, dass ich gerade nicht live spielen kann, bin ich dennoch davon überzeugt, dass es das Richtige ist. Die Gesundheit geht vor. Ich tröste mich damit, dass es aktuell allen so geht. Wir sitzen alle im selben Boot. Viele konnten die letzten Wochen nicht arbeiten, nicht nur die Musiker.  

Wie hast du die Quarantänezeit sonst verbracht, wie hast du dich beschäftigt?

Ich hatte ehrlich gesagt beruflich nicht so viel zu tun. Ich meine, klar habe ich jetzt mit dem Release der neuen Single ein bisschen Promo gemacht, aber lange nicht so viel wie wir es normalerweise machen würden. Ich war viel zu Hause und habe Netflix geschaut, Zeit mit meiner Freundin und meinem Hund verbracht, PlayStation gespielt und einfach nur gechillt. 

Das hättest du sonst wahrscheinlich nicht gemacht…

Wir hätten eigentlich nächste Woche unsere Tour gestartet und auf dem Roskilde Festival spielen sollen. Darauf hatte ich mich riesig gefreut. Das ist das größte Festival in Dänemark und jeder dänische Künstler möchte dort irgendwann mal auftreten in seiner Karriere. Das ist echt schade, dass das jetzt nicht klappt, ich hoffe, dass mein Auftritt auf nächstes Jahr verschoben wird. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich dort spielen sollte – und aus zwei verschiedenen Gründen hat es sich jeweils zerschlagen… Ich habe das Gefühl, die Götter haben sich gegen mich verschworen (lacht). 

Man sagt ja: Alle guten Dinge sind drei. Also, sind die Daumen für 2021 gedrückt! Magst du mir verraten, was deine musikalischen Träume sind? Gibt es eine Sache, die du irgendwann in deiner Karriere mal erleben möchtest? 

Mein größtes Ziel war immer, Konzerte vor vielen Menschen zu spielen und dass meine Musik möglichst viele Leute erreicht. Ausverkaufte Konzerte vor 2000/3000 Leuten, das wäre es! Das ist mein Traum, denn es gibt für mich nichts Schöneres als auf der Bühne zu stehen. Und je mehr Menschen ich dadurch erreichen kann, desto besser. Darauf werde ich weiter hinarbeiten. Natürlich wäre es auch schön, einen weltweiten Hit zu haben. Das ist ein sehr optimistisches Ziel, dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Ein solcher Hitsong würde mich mit einem Mal überall bekannt machen. Die Suche nach diesem einen „perfekten Song“, das ist einer meine größten Träume.

Beim letzten Mal hast du uns verraten, dass du gerne mit Justin Bieber, Zara Larsson oder The Weeknd eine Collab machen würdest. Hast du immer noch dieselben Namen im Kopf, wenn du an einen passenden Duettpartner denkst?

Hmmm… Diese drei stehen bei mir immer noch ganz vorne auf der Liste. Wenn ich jetzt spontan jemanden nennen sollte, würde ich immer noch sagen Justin Bieber. Aber lass uns später nochmal auf diese Frage zurückkommen… 

Du hast uns beim letzten Interview eine ziemlich bunt gemischte Playlist gezeigt mit Songs von Busta Rhymes, den Backstreet Boys, Shawn Mendes, LAUV oder Lukas Graham. Jetzt würde mich brennend interessieren, ob du in letzter Zeit neue Songs zu dieser Playlist hinzugefügt hast. 

Emil, mein Co-Writer, und ich sammeln in dieser Playlist Songs, die uns inspirieren. „Say So“ von Doja Cat haben wir zum Beispiel erst neulich hinzugefügt. 

Bist du eigentlich vertraut mit Musik von deutschen Künstlern? 

Hmmm…Eigentlich nicht so sehr. Ich habe vor einiger Zeit ab und an gerne Wincent Weiss gehört, den finde ich sehr cool. Und als ich das letzte Mal in Deutschland auf Tour war, habe ich ständig Nico Santos im Radio gehört, er hat einen sehr internationalen Sound.

Und welche dänischen Newcomer sollten wir uns mal genauer anschauen?

Ihr solltet euch definitiv mal meine Cousine Clara anhören, die in Dänemark bereits sehr erfolgreich ist. Sie ist eine supercoole Popkünstlerin. Und dann möchte ich euch noch jemanden aus meiner Familie empfehlen (lacht). Lord Siva ist der Freund meiner Schwester und ein genialer Urban-Pop Künstler. Er hatte letztes Jahr hier in Dänemark sogar eine Nummer 1. Diese beiden möchte ich euch besonders ans Herz legen. 

Was hast du in nächster Zeit geplant? 

Wir werden noch ein bisschen Radiopromo machen. Zudem werde ich wahrscheinlich auch meinen Podcast bewerben, in dem ich meine Geschichte erzähle. Also ein bisschen was steht noch an in nächster Zeit. Es fühlt sich aber tatsächlich ein bisschen komisch an, in dieser Zeit Promo zu machen. Aber wir wollen einfach die Musik sprechen lassen. 

Ich glaube auch, dass es gerade jetzt extrem wichtig ist, dass Musik veröffentlicht wird. Das gibt vielen Halt und spendet Trost. 

Das sehr ich auch so. Man sollte als Künstler trotz alledem neue Musik rausbringen. Trotz dieser komischen Zeit. Denn es muss nicht alles zum Erliegen kommen…Das ist mir sehr wichtig. Ich habe da sehr viel drüber nachgedacht, als wir unsere EP „LULU Vol. 1“ rausgebracht haben. Sie wurde genau einen Tag veröffentlicht, nachdem in Dänemark der Lockdown begonnen hatte, das war verrückt. Wir haben hin und her überlegt: Sollen wir die EP veröffentlichen oder nicht? Aber die Entscheidung war für mich klar: Natürlich veröffentlichen wir sie. Die Leute sitzen zu Hause und freuen sich über neue Musik. 

Dann lass uns nochmal auf die Collab Frage zurückkommen… Bist du nochmal in dich gegangen? 

Das ist echt komisch, aber gerade kommt mir niemand in den Sinn…Ich glaube, ich würde mich immer noch für Justin Bieber entscheiden…oder für John Mayer. Er ist mein absoluter Lieblingskünstler. Ich habe keinen Künstler so oft gehört wie John Mayer, seine Alben habe ich rauf und runter gehört. Oh, und dann denke ich gerade auch noch an Lorde, eine klasse Künstlerin… 

Sie bringt ja auch bald ein neues Album raus…

Vielleicht sollte ich da mit drauf sein (lacht)… Nein, nein. Aber ja, mit diesen dreien würde ich wahnsinnig gerne ein Duett singen. 

Vielen Dank für das Interview, Hugo und alles Gute für deine kommenden Projekte! 

Foto © CecilieTchikai