Halseys „Manic“: Pop is not dead!

Nachdem uns Ashley Nicolette Frangipane, bekannt unter ihrem Künstlernamen Halsey, im letzten Jahr mit ihrem poppigen, Electro-R&B Song „Without me“ ohne Zweifel einen der größten Hits der Jahres beschert hat, meldet sich die Sängerin nun nach „Badlands“ (2015) und „Hopeless Fountain Kingdom“ (2017) mit ihrem dritten Studioalbum „Manic“ zurück. 

Auf den insgesamt 16 Tracks zeigt sich die New Yorker Künstlerin offen, ehrlich und zerbrechlich wie nie zuvor; sie nimmt ihre Zuhörer mit auf eine Reise in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Die 25-Jährige hat hierzu weiter ausgeführt, dass jeder von uns drei verschiedene Gesichter – oder Personas – habe. Das erste Gesicht zeigen wir der Außenwelt (Halsey, die Sängerin), das zweite zeigen wir den Personen, die uns nahe stehen (Ashley, die Privatperson). Das dritte halten wir normalerweise vor allen geheim. Auf „Manic“ allerdings bekommen wir einen Einblick in genau dieses verborgene, teils unschöne, zerrissene dritte Gesicht. 

Musikalisch ergibt sich daraus ein „wahnsinniges“, buntes Potpourri an Genres: Zwischen Hip-Hop, Rock, Country und Pop ist alles vertreten. Halsey war beim Songwriting komplett frei und hat alles einfach passieren lassen, ohne dabei Rücksicht auf musikalische Grenzen zu nehmen. Ich persönlich finde, das steht dem Album gut zu Gesicht und sorgt für ein noch intensiveres Hörerlebnis. Man merkt bei „Manic“ deutlich Halseys künstlerische Weiterentwicklung. Die drei Gastauftritte im Rahmen der „Interludes“ von US Sänger Dominic Fike, Rockerin Alanis Morissette und BTS-Rapper SUGA verstärken neben Samples von Kate Winslet, John Mayer, Amanda Seyfried sowie Megan Fox die Genre-umfassende Nature des Albums weiter. Denn Halsey sieht alle genannten Künstler als Personen an, die die verschiedenen Aspekte ihrer Psyche perfekt widerspiegeln. 

Auch textlich nimmt sie kein Blatt vor den Mund und schreibt und singt sich ihre Gedanken frei von der Leber weg. Halsey, die vor einigen Jahren mit einer bipolaren Störung diagnostiziert wurde, verarbeitet auf „Manic“ ihre eigenen Struggles als Mid-Zwanzigerin auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit in einer harten, kalten Welt. So singt sie in „I Hate Everybody“ beispielsweise folgende Zeilen, die direkt unter die Haut gehen: „If I could make you love me, maybe you could make me love me. And if I can’t make you love me, then I’ll just hate everybody.“ In dunkle Abgründe begeben wir uns in „Graveyard“, wenn es heißt: „They say I may be making a mistake. I woulda followed all the way, no matter how far. I know when you go down all your darkest roads. I woulda followed all the way to the graveyard.“

Nachdem ich das Album im Laufe des Wochenendes viele Male komplett durchgehört habe, zählen aktuell „I Hate Everybody“, „3 AM“ sowie „More“ und „SUGA’s Interlude“ – Halseys zweite Zusammenarbeit mit dem BTS-Member – zu meinen absoluten Favoriten. Alles in allem ist „Manic“ für mich definitiv ein künstlerisch anspruchsvolles und gelungenes Album ganz ohne Skiptracks, das ein ums andere Mal eindrucksvoll aufzeigt: Pop is not dead! 

Halsey live:

09.02.2020 – Frankfurt a.M., Jahrhunderthalle

28.02.2020 – Berlin, Verti Music Hall

29.02.2020 – München, Zenith

www.manicthealbum.com