Grizzly Bear, Astra Kulturhaus Berlin, 31.10.2012

21.30 Uhr. Vor dem Berliner Astra Kulturhaus staut es sich. Lange Schlangen stehen eng an eng gedrückt vor den Ticketschaltern sowie im rauchigen Eingangsbereich. Dabei ließ man sehnsüchtig Wartende bereits ab 20 Uhr in die großzügigen Räumlichkeiten. Doch wenn Grizzly Bear zum Konzert laden, dann will die Flut an interessierten Menschen jeder Altersstufe einfach nicht abebben.
Um kurz nach 22 Uhr ist Supportact Villagers von der Bühne gehuscht und die Stimmung angespannter denn je. Als „Speak In Rounds“ vom aktuellen Album „Shields“ ertönt, ist die Luft knapp. Die Worte auch. Paare schieben sich näher zueinander und das Lächeln ist der Bühne zugewandt. Edward Droste, Chris Taylor, Daniel Rossen und Christopher Bear wirken mindestens genauso introvertiert wie die ihnen mit offenen Mündern gegenüber stehenden Zuschauer. Es liegt ein besonderes Gefühl in der Luft. Wir befinden uns in einer Blase, abgeschottet von Alltag, Normalität und Nichtigkeiten. Schon bald schmiegen sich die aktuelle Single „Yet Again“, „While You Wait For The Others“ (von dem 2009er Tonträger „Veckatimest“) oder auch „Knife“ („Yellow House“, 2006) aneinander als wären sich schon immer inniglich vereinigt auf einem Stück Musik gewesen.Umrahmt werden die Vier von unzähligen Lampions. Sie leuchten in roten, blauen, grünen und gelben Dämmerfarben und erinnern an riesige Quallen, die versuchen sich mitsamt ihren langen Tentakeln nach oben, vom Dunklen ins Helle, zu bewegen. Dazwischen stehen Grizzly Bear, ganz so wie in einer atmosphärischen Unterwasserwelt. Die Band ruht in sich, während um sie herum alles in Bewegung ist. Das Licht flackert, das Publikum schiebt sich von einer zur anderen Seite und der Sound knickt und verdichtet sich, hält inne, um im nächsten Augenblick mit der Stimme von Droste, Rossen oder auch Taylor förmlich (ein jeder beschenkt mit einem so außergewöhnlichen Organ) überzuschwappen. Kurz vor Mitternacht. Es ist zu viel. Nach den 20 Songs, das letzte Stück war gar eine Akustikversion von „All We Ask“, fühlt man sich irgendwie nackt, verletzlich, aber auch ein Stück weit schwerelos. Als könnte einem nichts etwas anhaben. Denn man ist im richtigen Moment am richtigen Ort, in der Blase, da wo die Welt anhält und noch nicht untergeht.

War dabei + Fotos: Hella Wittenberg