Gesehen: „Thor – The Dark Kingdom“ von Alan Taylor

Der letzte Kinosommer bescherte uns “Marvel’s The Avengers” mit einem Superhelden-Allstars-Team. Iron Man, Hulk, Captain America, das gesamte Aufgebot der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. und eben auch Thor (Chris Hemsworth, “Rush – Alles für den Sieg”) waren mit von der Partie als man sich gegen den Halbgott Loki (Tom Hiddleston, “Midnight in Paris”), Thors Adoptivbruder, verbünden musste. Gemeinsam schafften sie es die Erde vor den Chitauri und der Machtsucht Lokis zu retten. “Thor – The Dark Kingdom” setzt nach den Ereignissen an, die sich in dem Action-Film rund um die große Rächer-Initiative in New York begeben haben. Noch immer wartet Jane Foster (Natalie Portman, “V wie Vendetta”) darauf, dass Thor zu ihr zurückkehrt und so sucht sie stets Mittel und Wege mit ihm in Kontakt zu treten. Doch sieht sich dieser in der Verantwortung mit seinen Freunden Volstagg (Ray Stevenson, “G.I. Joe – Die Abrechnung”), Fandral (Zachary Levi, “Chuck”) und Sif (Jaimie Alexander, “The Last Stand”) in den losgetretenen Kriegen und Brandschatzungen das Schlimmste in den Neun Reichen zu verhindern, um so wieder Balance herstellen zu können. Dadurch entgeht ihm fast, dass seine Geliebte schon bald in großer Gefahr ist und auch Malekith (Christopher Eccleston, “G.I. Joe – Geheimakte Cobra”), ein totgeglaubter Feind Asgards aus Schwarzelbenheim, wieder auftaucht. Dieser hatte zuvor sich und die Überlebenden seines Volkes in einen Jahrtausende überdauernden Tiefschlaf versetzt. Aber nun ist die Zeit für ihn reif Rache zu üben, in dem er vollkommene Dunkelheit über die Reiche des Lichts kommen lässt.

“Thor – The Dark Kingdom”, ist wie der Titel schon andeutet, deutlich düsterer als der Vorgänger von Regisseur Kenneth Branagh, aus dem Jahr 2011, geworden. Dazu wählte man den TV-Spezialisten Alan Taylor für den Regiestuhl, der neben “Game of Thrones” auch bei “Die Sopranos” oder auch “Deadwood” für finstere Spannung sowie Tote sorgte. Sein Einfluss ist in den 112 Minuten klar spürbar, auch wenn sich Taylor für die richtige Herangehensweise zunächst Meinungen und Tipps von anderen Marvel-Regisseuren wie Jon Favreau (“Iron Man”, “Iron Man 2”), Shane Black (“Iron Man 3”) und Joss Whedon (“Marvel’s The Avengers”) holte. Vielleicht stellt sich dies auch als ein Grund dafür heraus, dass sich zwar Ton und Vibe des zweiten Teils der “Thor”-Story geändert haben (man bekommt beispielsweise tiefere Einblicke in Asgard, welche dabei weniger hell leuchtend, sondern dreckiger, gröber sind), aber der Humor des vorherigen Films sowie anderer Marvel-Actionstreifen beibehalten wird. Nach Marvel-Chef Kevin Feige erdet der Witz stets auch das dargestellte Heldentum. Im Falle von “Thor – The Dark Kingdom” übernimmt den Kat Dennings (“2 Broke Girls”) als Praktikantin mit eigenem Praktikanten den Löwenanteil davon. Denn auch wenn Natalie Portman den Wunsch äußerte dieses Mal mehr Anteil an den komischen Momenten zu haben, so bleibt sie doch auf Dauer zu blaß und fremdbestimmt. Entweder muss sie von Thor oder gar von dessen Mutter in Schutz genommen werden und so hinterlässt nur ihre, bereits in “Black Swan” zum Tragen gekommene, immerwährende Leidensmiene ein wenig Eindruck. Schon in “Marvel’s The Avengers” war für sie kein Platz und nun stiehlt ihr vermehrt Loki, grandios von Tom Hiddleston verkörpert, die Schau – der Feind, in dem noch immer die Wut aufgrund des Verrats lodert und der auch stetig mehr unter der Einzelhaft zu leiden scheint. Aber wenn er denn mal seine gemeinsamen Augenblicke mit Thor erhält, so merkt man den Zweien an, dass sie sowohl vor als auch hinter der Kamera zu einem eingespielten Team zusammengewachsen sind. Hemsworth und Hiddleston haben das Schwarz und Weiß ihrer Figuren perfektioniert und verstärken damit den Eindruck, dass sie auch außerhalb der Avengers gut funktionierende und interessante Charaktere sind.

Fazit: Unter Alan Taylors Regie finden einige Neuerungen und kribbelige Überraschungen statt, die der Reihe gut zu Gesicht stehen und das Anschauen des Werkes umso sehenswerter machen. Die zweite Phase in dem Marvel-Superhelden-Kosmos hat, nach dem vorangegangenen “Iron Man 3”, einen würdigen Mittelteil mitsamt eines durch und durch üblen Schurken gefunden. Nun kann man darauf gespannt sein inwiefern sich Captain America in der neuen Welt zu etablieren weiß – und nicht nur zu ihm wird es einen klitzekleinen Querverweis geben. Somit ist der Science-Fiction-Streifen ein Muss für jeden Fan des Götter- und Marvel-Universums (zuvor eingeführte Nebencharaktere finden erneut Anklang durch so herrlich skurrile Weiterentwicklungen wie die des Dr. Erik Selvig, gemimt von Stellan Skarsgård, „Verblendung“), aber er kann auch allein und Neueinsteiger von sich überzeugen, wenn man denn Lust auf eine wilde Mixtur aus nordischer Mythologie, Romanze und ausdauernden Fantasie-Schlachten hat.

Kinostart: 31. Oktober 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg