Die Konkurrenz bei den diesjährigen Golden Globes in der Kategorie Bester Schauspieler im Comedy-Genre war groß. Christian Bale für „American Hustle“, Bruce Dern mit „Nebraska“, Oscar Isaac trat für „Inside Llewyn Davis“ und Joaquin Phoenix mit „Her“ an. Doch dieses Mal sollte Leonardo DiCaprio die goldglänzende Trophäe in seine Arme schließen dürfen. Auch Regisseur Martin Scorsese hätte bei DiCaprios Dankesrede nicht zufriedener aussehen können. Somit scheint bestätigt, dass Regisseur und Darsteller mit der Wahl und Ausarbeitung von „The Wolf Of Wall Street“ einfach alles richtig gemacht haben.
Die Geschichte rund um den Wolf an der Wall Street ist die Verfilmung des auf wahren Ereignissen basierenden Buches von Jordan Belfort (gemimt von Leonardo DiCaprio, „Inception“). Es handelt sich um eine Story voller Höhen und Tiefen, in der sich alles um Geld, Drogen und Sex dreht. Denn als Jordan an der New Yorker Börse anfängt, erhält er von seinem Chef Mark Hanna (Matthew McConaughey, „Magic Mike“) eine inspirierende Rede über das Leben als Broker. Und als Jordan kurz darauf seine eigene Firma Stratton Oakmont gründet, sind Marks Worte noch immer ein prägender Einfluss auf seine Arbeit. Seinen Mitgründern Donnie (Jonah Hill, „21 Jump Street“), Nicky (P.J. Byrne, „Final Destination 5“), Chester (Kenneth Choi, „Captain America: The First Avenger“), Robbie (Brian Sacca, „The Kings of Summer“) und Alden (Henry Zebrowski, „White Irish Drinkers“) möchte er mit auf den Weg geben, dass es immer nur um den eigenen Erfolg geht und nicht darum, dass die Kunden zufrieden sind. Mit regelrechten Erpressungsmethoden scheffelt der Trupp in kürzester Zeit so viel Geld, dass sie sich immer weiter vergrößern können. Für Jordan sieht es rosig aus: an seiner Seite steht eine wunderschöne Frau (Margot Robbie, „Alles eine Frage der Zeit“), er besitzt imposante Immobilien und die Party-, Prostituierten- und Drogenzufuhr scheint kein Ende zu nehmen. Doch so ein steiler Aufstieg mit zwielichtigen Methoden ruft genauso schnell das FBI auf den Plan und Agent Patrick Denham (Kye Chandler, „Super 8“) ist alles andere als käuflich.
Mit dem zügellosen Gebrauch von „Fuck“ und seinen Abwandlungen (über 500 Mal!) und einem irre tanzenden Leonardo DiCaprio erhielt Martin Scorseses („Hugo Cabret“) „The Wolf Of Wall Street“ bereits weit vor der Veröffentlichung einen ordentlichen Buzz. Die mittlerweile eingetrudelten Preise sollten nun ihr übrigens tun und die Menschen weiterhin weltweit scharenweise ins Kino bewegen. Und trotz einer unverschämt langen 3-Stunden-Fassung (man kürzte schon…) lohnt sich der Besuch in vielerlei Hinsicht. Schließlich liefert Jordan Belforts skandalöse Biografie eine so unverschämt unterhaltsame Grundlage, das man kaum seinen Augen und Ohren trauen möchte. Mal befindet man sich inmitten wildester Orgien, dann wiederum auf einer monströsen Yacht, auf der man wegen eines Sturms um sein Leben fürchten muss. Im Büro wird eine Parade mit Brüsten und Konfetti gefeiert und einfach ein jeder scheint diesen Jordan Belfort zu lieben. Aber es wäre wohl kein Scorsese-Film, wenn nach dem wahnwitzigen Aufstieg nicht ein genauso extremer Fall folgen würde. „The Wolf Of Wall Street“ ist eine Satire ohne Hemmungen.
„In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren war Wall Street so unkontrolliert und anarchisch wie eine neue Form des Wilden Westens. Und Jordan Belfort war einer dieser Gesetzlosen, die davon profitierten, wie sich immer mehr Hintertüren im Finanzsystem öffneten, immer mehr glänzende Gelegenheiten, mehr oder weniger legal die Mitmenschen übers Ohr zu hauen.“ (Leonardo DiCaprio)
Martin Scorsese zeigt den Exzess in schillernden Farben und weiß dies mit cleveren Gegenschnitten und Untertönen zu kombinieren – so dass der Zuschauer, der kurz davor stehen sollte das Kino vor Ekel und Ermüdung zu verlassen, wieder von diesem Vorhaben abgehalten wird. Denn so richtig weggucken kann man bei so viel Spaß und Können gar nicht.
Kinostart: 16. Januar 2014
Gesehen von: Hella Wittenberg