Gesehen: „Supa Modo“ von Likarion Wainaina

„Supa Modo“, das Langfilmdebüt des kenianischen Regisseurs Likarion Wainaina, war einer der Überraschungserfolge der Berlinale 2018, wo der Film in der Sektion Generation seine Weltpremiere feierte. Aber nicht nur bei der Berlinale entpuppte sich „Supa Modo“ als Publikumsliebling, er trat danach einen wahren Siegeszug um die Welt an, war inzwischen auf über 100 Festivals zu sehen und heimste bisher mehr als 50 Auszeichnungen ein.

Die Begeisterung für „Supa Modo“ ist leicht nachzuvollziehen und vollkommen berechtigt. Der Film ist eines dieser cineastischen Kleinode, das einem mit einfachen Mitteln und überschaubarem Budget vor Augen führt was Kino bedeuten kann, wieviel Begeisterung es entfachen kann, was für eine wichtige Rolle es im Leben von Menschen spielen kann. Und „Supa Modo“ erzählt das sowohl mit seiner Geschichte als auch obendrein mit seiner Entstehung.

Erzählt wird die Geschichte der neunjährigen, krebskranken Jo (Stycie Waweru), die von ihrer Mutter aus dem Krankenhaus mit nach Hause genommen wird, nachdem die Ärzte sagen, dass es keine Hoffnung mehr auf Heilung gibt. Dabei ist Jo, der niemand offen sagt wie es um sie steht, ein kleines Energiebündel, das Comics und Superheldenfilme liebt. Nach ihrer Entlassung vermisst sie fast ein wenig das Krankenhaus, die anderen Kinder und vor allem die Besuche von Filmvorführer Mike (Johnson Gitau Chege). Und irgendwie verhalten sich alle um sie herum ein wenig seltsam – sollte man sich nicht darüber freuen, dass sie entlassen wurde? Jos Schwester Mwix (Nyawara Ndambia) beschließt deshalb, ihrer kleinen Schwester auf die letzten Tage ihren größten Wunsch zu erfüllen: einmal selbst ein Superheld zu sein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Durchführung ist bald das ganze Dorf mit an Bord. Mike zückt die Videokamera, die Dorfbewohner übernehmen ihre Rollen, und gemeinsam lassen sie einen Film entstehen, die Geschichte der Superheldin „Supa Modo“.

„Supa Modo“ ist der sechste Spielfilm, der im Rahmen der One Fine Day Filmworkshops realisiert wurde. Der Workshop ist ein Partnerprojekt der deutschen Filmproduktion One Fine Day (gegründet von Tom Tykwer und seiner Frau Marie Steinmann) und der kenianischen Produktionsfirma Ginger Ink. In dem zweistufigen Workshop bekommen junge kenianische Filmemacher die Möglichkeit, unter Anleitung erfahrener internationaler Filmschaffender ihre Fähigkeiten zu vertiefen und realisieren im zweiten Schritt einen Spielfilm. Zu den auf diese Weise entstandenen Filmen gehört unter anderem „Nairobi Half Life“ von Tosh Gitonga, der erste Film, den Kenia für den Oscar einreichte. Die Entstehungsgeschichte von „Supa Modo“ tut gewiss das ihrige zur Erklärung dazu, warum der Film so viel positive Energie und eine Grundfreude am Medium Film ausstrahlt. 

Inhaltlich und vom Setting her ist „Supa Modo“ ein klassischer Independent-Film, der gleichzeitig mit einem großen cineastischen Look besticht. Die liebevoll gestalteten Bilder, großartige Darsteller und insgesamt die große Lebensfreude, die „Supa Modo“ trotz des traurigen Themas vermittelt, machen diesen kleinen Film zu einem großen Kinoerlebnis,  das unterhält, berührt und einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Dass er es dank des Sächsischen Kinder- und Jugendfilmdienstes nun auch offiziell in die Kinos geschafft hat, ist ein weiterer Grund zur Freude und Beweis dafür, dass künstlerische Vision und die Liebe zum Film am Ende belohnt werden.