Alvaro Soler im Interview: „Musik ist und bleibt einfach eine Weltsprache!“

alvaro soler 2018

Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht mindestens einen seiner Hits kennt und mitträllern kann. Dabei ist Alvaro Soler viel mehr als nur ein Sommerhit-Garant! Wir trafen den gut gelaunten Deutsch-Spanier im Rahmen der Radio Regenbogen Award Verleihung im Europa-Park zum Interview und er hat uns dabei unter anderem verraten, wie seine Songs entstehen und wie es für ihn war, Zeit mit seinen „Sing mein Song“-Kollegen in Südafrika zu verbringen.

Du hast letztes Jahr im September Dein zweites Album „Mar de Colores“ veröffentlicht. War es für Dich schwer, nach dem Riesenerfolg des Vorgängers neue Songs zu schreiben? Hast Du einen Erfolgsdruck gespürt oder konntest Du Dich ganz unbedarft auf das Songwriting konzentrieren?


Eigentlich war es sehr entspannt. Aber es ist ja grundsätzlich immer so, dass man sich selbst einem gewissen Druck aussetzt. Das Album war für mich aber die Chance den Leuten da draußen zu zeigen, dass noch mehr in mir steckt und ihnen neue Lieder präsentieren zu können. Viele kennen oft nur die Songs aus dem Radio, was nicht immer ganz repräsentativ ist hinsichtlich der ganzen Bandbreite, was man als Künstler alles draufhat. Das Album erzählt eine Story und es hat Spaß gemacht, so etwas zu erschaffen. Natürlich ist es heutzutage relativ schwierig mit Musik erfolgreich zu sein, denn viele Leute nutzen nur noch Musik Streaming Dienste wie zum Beispiel Spotify. Der Schwerpunkt liegt auf den Singles, Alben hingegen funktionieren einfach nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Jahren. Ich persönlich finde es aber nach wie vor extrem wichtig, auch Alben zu veröffentlichen. Vor allem für die Live Konzerte! Denn wenn die Leute zu meinen Konzerten kommen, möchte ich mit meinen Songs eine Story erzählen.

Und es kommen ja meist auch viele Fans, die mehr kennen als nur die Singles…


Genau, und das ist total schön! Aber so wie es diese Leute gibt, gibt es natürlich auch welche, die nur die Erfolgssingles wie „Sofia“ oder „El Mismo Sol“ kennen. Auch das ist aber völlig legitim. Wenn man es dann auf den Konzerten schafft, genau diese Leute „einzufangen“ ist das ein tolles Gefühl!

Wie entstehen Deine Songs? Würdest Du uns verraten, wie Dein Songwriting Prozess abläuft? Beginnst Du eher mit einer Textzeile oder der Melodie, gibt es für Dich ein Schema F, an das Du dich hältst?


Das ist tatsächlich immer total unterschiedlich. Normalerweise sind wir im Studio zu dritt. Wenn einer eine Idee einbringt, arbeiten wir danach in der Gruppe daran weiter. Wir befinden uns dabei alle auf Augenhöhe. Wir suchen am Ende auch gemeinsam die besten Songs aus. Den Text schreibe logischerweise nur ich, da ich der Einzige bin der Spanisch spricht (lacht).

Das heißt es gibt zu Beginn des Songwritings keinen Text? 


Manchmal nicht. Oder eher gesagt, sehr häufig nicht (lacht). Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Es ist eine reine Gefühlssache, man schaut einfach, wann es sich gut anfühlt. Der Song muss quasi organisch zusammenwachsen.

Du singst auf Spanisch. War es für Dich von Anfang an klar, auf Spanisch zu singen? Hast Du das Gefühl, Dich im Spanischen besser ausdrücken zu können als beispielsweise im Deutschen oder Englischen?


Ich habe tatsächlich mit Englisch angefangen, das hat aber nicht gut funktioniert. Wir haben zu der Zeit in Spanien gelebt und mit englischer Musik in Spanien ist es nicht ganz so einfach. Erstens verstehen es die Leute nicht so gut wie Spanisch und zweitens gibt es schon so viele andere englische Musik die importiert wird. Ich habe dann ein bisschen experimentiert und eben auch versucht, auf Spanisch zu schreiben. Mit diesen Songs kam dann auch der Erfolg und ich habe diesen Weg eingeschlagen.

Lass uns mal auf die Anfänge blicken. Wann hast Du angefangen, Dich für Musik zu begeistern?


Uff, die Musikbegeisterung hatte ich schon mit 9 oder 10. Meine Oma hatte ein Klavier zu Hause und das fand ich wahnsinnig cool. Ich wollte immer darauf spielen. Meine Oma hat mir dann einen Song beigebracht, den ich fleißig gelernt habe. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich dann auch selbst ein Klavier haben. Mit 10 Jahren habe ich mir ein E-Piano gewünscht und es von meinen Eltern auch tatsächlich bekommen, was super war! Ich habe tatsächlich nie Unterricht genommen, sondern habe immer nur gespielt, wenn ich darauf Lust hatte. Daher bin ich jetzt auch kein virtuoser Piano Spieler (lacht). Da es mir immer sehr viel Spaß gemacht hat, kann ich mich auf dem Klavier aber sehr gut ausdrücken. Obwohl ein Klavier jetzt nicht unbedingt das Erste ist, was man mit Álvaro Soler assoziiert (lacht). Für das Songwriting ist es aber natürlich immer cool, wenn man mehrere Instrumente spielt, denn mit einer Gitarre entstehen in der Regel andere Songs als mit einem Klavier. Eine Ballade am Klavier ist relativ einfach, mit ‘ner Gitarre kann man direkt etwas mehr Tempo reinlegen.

Sind das die beiden Instrumente, die Du spielst – Klavier und Gitarre?


Ja genau. Dazu noch ein bisschen Percussion. Ich klimper‘ einfach gerne überall drauf herum und versuche alles was ich kann, spiele es aber nicht gut (lacht).

Du bist mit Deiner Musik weltweit erfolgreich. Hast Du trotzdem noch musikalische Ziele, von denen Du träumst? 


Wir starten im Mai mit unserer Europa Tour. Nach Deutschland kommen wir dann erst im September… weil es dann noch geiler wird (lacht). Im Juni geht es sogar nach Lateinamerika. Das ist mega cool! Die Musik läuft dort schon sehr erfolgreich, das Live-Geschäft muss aber erst noch separat aufgebaut werden, daher werden wir dort auch nur mit reduzierter Band touren. Für mich wäre eine noch größere Welt Tour das große Ziel, das wäre ein Traum! Auch endlich mal nach Asien zu gehen wäre sehr schön, gerade weil ich eine Zeit lang in Tokio gelebt habe, als ich jünger war. Das wäre so ein persönliches Ziel von mir.

Sprichst Du denn auch ein bisschen Japanisch?


Nur ganz wenig. Ich hab’s nicht mehr geübt, seitdem ich weggegangen bin und man vergisst es dann leider sehr schnell. Es ist auch eine Sprache, die man mit keiner europäischen Sprache vergleichen kann.

Du bist bei der neuen Staffel der Erfolgsshow „Sing mein Song“ mit dabei, die ab Mai im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird. Kannst Du uns verraten, wie diese Erfahrung für Dich war?


Es war echt cool, denn man hatte einfach die Freiheit, das zu tun, wonach man sich in dem Moment gefühlt hat und musste nicht so viel Strategiedenken an den Tag legen. Normalerweise bin ich ein echter Stratege und denke eher „Ne, dieser Song passt gerade nicht so gut“ oder „Wenn ich auf Englisch singe, macht das doch keinen Sinn, deswegen singe ich jetzt auf Spanisch“. Solche Strategien machen einen nicht zwangsläufig glücklich, aber man folgt eben einer Karriere und man muss dabei konsequent bleiben, zumindest zu Beginn. Für mich war die Zeit in Südafrika eine Art „High-Quality Karaoke“, bei der man mit mega Sängern zusammen gesungen hat, die auch meine Songs gesungen haben. Es war toll! Dass man die Songs neu und in seiner eigenen Art arrangiert, ist künstlerisch gesehen sehr schön und vor allem sehr bewegend. Die Geschichten, die dazu erzählt wurden, waren manchmal sehr emotional. Uff, das war teilweise echt krass! Eine wirklich sehr schöne Show!

Heute abend wirst Du im Europa-Park mit einen Radio Regenbogen Award für den Sommerhit 2018 („La Cintura“) ausgezeichnet. Wie wichtig sind Dir solche Auszeichnungen?


Ich freue mich total über diesen Preis. Gerade auch, weil er von einem deutschen Radiosender verliehen wird! Es ist für mich nicht selbstverständlich, hier mit einer Sprache erfolgreich zu sein, die in Deutschland gar nicht gesprochen wird. Dass die Leute die Musik trotzdem abfeiern ist super! Das heißt für mich, dass die Energie des Songs rüber kommt. Und das ist ja eigentlich genau das, was alle Künstler wollen, dass die Magie und Energie der Songs unabhängig von der Sprache transportiert werden. Und das bedeutet für uns, wir können genauso weitermachen! Das ist für alle toll, insbesondere für das ganze Team hinter mir, die das ganze Jahr sehr hart arbeiten.

Es ist einfach spannend und wichtig zu sehen, dass es nicht nur mit Deutsch und Englisch funktioniert, sondern auch mit anderen Sprachen die immer mehr aufkommen wie beispielsweise Französisch und Spanisch!


Auf jeden Fall. Ich finde es sehr schön, dass Musik eben so global und international ist. Musik ist und bleibt einfach eine Weltsprache!

Auf wessen Meinung legst Du am meisten Wert, wenn es um deine Musik geht? 


Auf die Meinung meiner Familie und von Freunden! Die kennen mich einfach. Es gibt ja viele Leute, die einfach so ihre Meinung raushauen, ohne mich zu kennen. Das kann ich dann einfach nicht ernst nehmen. Schlechtes Feedback ist oft sehr anonym, das kann man nie richtig einordnen. Über Social Media bekommt man als Künstler ja sowieso viele Hass Kommentare und Messages. Seine Energie sollte man aber stets in die positiven Kommentare stecken und sich gar nicht erst auf die negativen einlassen. Das macht keinen Sinn und man verliert zu viel Energie, die man besser in andere Dinge investiert.

Interview: Mirjam Baur & Marion Weber

Fotos: Ben Wolf, Mirjam Baur

www.alvarosoler.com