Gesehen: „Schlussmacher“ von Matthias Schweighöfer

Finde dein persönliches Happy End!

Paul (Matthias Schweighöfer, „Russendisko“) verkauft Glück. Wenn auch auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise. Er ist nämlich Mitarbeiter in einer Agentur, die Menschen dabei hilft sich von ihrem Partner zu trennen. So zieht der erfolgreiche Geschäftsmann los, um die Botschaft den nichts Schlimmes ahnenden Personen mitzuteilen. Wenn dann die Fassung verloren wird, alle Tränen-Dämme brechen oder sich die aufgestaute Wut löst, ist es Pauls Part nun die Vorteile des neuen Single-Daseins herunterzubeten und das ganz persönliche Happy End-Köfferchen zu überreichen. Schon unzählige Beziehungen ohne Zukunft hat er auseinander bringen können. Sein Chef (Heiner Lauterbach, „Zwei Männer und ein Baby“) ist so entzückt von ihm, dass er bereits mit der Beförderung vor seiner Nase winkt. Nur noch wenige Aufträge trennen Paul von seinem Glück. Doch die Siegessicherheit verliert an Gewicht, als er plötzlich Thorsten (Milan Peschel, „Halt auf freier Strecke“) an der Backe hat, der einfach nicht einsehen will, dass ihn Katharina (Nadja Uhl, „Sommer vorm Balkon“) tatsächlich nicht mehr sehen möchte. Bevor er sich also vom nächstbesten Hoteldach stürzt, nimmt ihn Paul unter seine Fittiche. Sein Privatleben hat sich sowieso gerade mit der Trennung von seiner Freundin Nathalie (Catherine de Léan, „Nuit #1“) erledigt und ein Beziehungsmensch war er aufgrund seiner schwierigen Kindheit eh nie. Losgelöst von allem, kann nun ein Road-Trip starten, der die beiden Männer auf dem holprigsten Weg durch ganz Deutschland und letztlich auch zu einigen Erkenntnissen führt.

Schlussmacher“ ist nach dem erfolgreichen „What A Man“ die zweite Regiearbeit des viel beschäftigten Schweighöfer. Ein weiteres Mal handelt es sich um eine seichte, romantische Komödie mit unzähligen Nahaufnahmen seines Bubi-Gesichts. Denn natürlich hat er sich wieder die Hauptrolle in seinem eigenen Film gesichert. Dies stellt sich als – wie auch Milan Peschel als Klette mit tausend Macken – eine Wahl heraus, die nicht besser hätte passen können. Die Chemie zwischen dem Männergespann stimmt und hält einige absonderlich witzige Momente bereit (wenn Peschel zum Beispiel von seiner Liebe zu der Ikea-Kunstabteilung erzählt, in welcher er sich „tot stöbern“ könne). Aber nachdem man den schnellen, voller One-Liner steckenden, fünfzehnminütigen Beginn hinter sich gelassen hat, nimmt die Rasantheit sowie die Gagdichte rapide ab. Alles wird immer vorhersehbarer, kitschiger und am Ende sind mindestens zwei Szenen völlig überflüssig. Eine herbe Enttäuschung. Betrachtet man allein, dass bereits in „Männerherzen“ einer der besseren Handlungsstränge jener war, in welchem der aufdringliche wie kuschelbedürftige Bruce (Justus von Dohnányi, „Ruhm“) zu dem harten Jerome (Til Schweiger, „Keinohrhasen“) in die Wohnung zieht und sie sich von nun an streiten und inspirieren. Genauso so funktioniert auch die verquere Freundschaft zwischen Paul und Thorsten. Also ist der Teil, der noch ein Fünkchen Spaß in sich birgt, nur eine Kopie von dem, was man gerade erst im Jahr 2009 gesehen hat. Schade. Denn eigentlich witterte man immenses Potential in der ungewöhnlichen Job-Wahl der Hauptfigur, die nur so vor Zynismus und Hohn in Bezug auf derzeitige Fernseh- und Kinoformate strotzen könnte. Doch weit gefehlt. Dies bleiben unerfüllte Wünsche. Und deshalb bleibt Matthias Schweighöfers „Schlussmacher“ ein Film für die Kategorie: überflüssiger Einheitsbrei mit aktuellen Indie-Klängen und Weichspülfarben.

Kinostart: 10. Januar 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg