Taika Waititi dürfte so manchem ein Begriff sein, da er die Regie bei den lustigsten Marvel-Filmen geführt hat. “Thor, Tag der Entscheidung” stand im starken humorvollen Gegensatz zu den beiden Vorgängern und auch Taika Waititis neue Sport Komödie “Next Goal Wins” ist durchsetzt von viel physischer und verbaler Komik. Auch wenn der Film auf wahren sportlichen Ereignissen beruht, ist er Welten davon entfernt, eine realgetreue, trockene Nacherzählung dieser zu sein. Es handelt sich hierbei um eine Dramatisierung des gleichnamigen Dokumentarfilms von Mike Brett und Steve Jamison von 2014, die sich einige künstlerische Freiheiten nimmt.
Die amerikanisch-samoanische Fußballnationalmannschaft gilt als eine der schlechtesten der Welt, spätestens nach ihrer Niederlage gegen Australien mit dem legendären Punktestand 0-31, weiß das so ziemlich jeder Fußball-Enthusiast. Auch aus weiteren 30 Länderspielen geht die Mannschaft nicht siegreich hervor und bildet somit das Schlusslicht der offiziellen FIFA – Rangliste. Doch Ambition und Motivation scheint hier nicht das Problem zu sein, denn sie halten unbeirrt an dem Ziel fest, sich 2014 für die Fußball – Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Gleichzeitig ist ihnen auch bewusst, dass sie das nicht alleine schaffen können und sie sich auf die Suche nach einem neuen Trainer begeben müssen. Parallel befindet sich Thomas Rongen (Michael Fassbender), seines Zeichens Fußballtrainer, am Tiefpunkt in seiner Karriere. Sein Arbeitgeber lässt ihm nur eine Wahl, seinen Job an den Nagel zu hängen, oder die scheinbar unmögliche Aufgabe anzutreten, die amerikanisch-samoanische Fußballmannschaft zum Erfolg zu coachen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die durch Thomas Rongens Unaufgeschlossenheit und Engstirnigkeit, sowie großer kultureller Unterschiede entstehen, beginnen Trainer und Spieler sich aufeinander einzustimmen und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.
Auch in “Next Goal Wins” ist Taika Waititis hummorvoller Stil, den er bereits in Projekten wie „Jojo Rabbit„, „Reservation Dogs“ oder „Free Guy“ unter Beweis gestellt hat, deutlich zu erkennen. Und auch er selbst liefert in der Rolle des Präsidenten des amerikanisch-samoanischen Fußballverbandes eine überzeugende schauspielerische Leistung ab. Im Rahmen des chaotischen Fußballtrainings ist viel Raum für physische Komik, der auch voll ausgenutzt wird.
Darüber hinaus hat der Film leider nicht viel zu bieten. Teilweise versucht er sich daran, den unter Weißen verbreiteten Fetisch für exotische Kulturen zu kritisieren, porträtiert dabei aber fortwährend eine klischeehafte, infantile Darstellung des kleinen Inselstaates. Die Einwohner*innen werden als überzogen religiös dargestellt, ohne dabei geschichtliche oder kulturelle Hintergründe zu beleuchten oder mit klischeehaften Vorurteilen aufzuräumen. Unter anderen Umständen würde “Next Goal Wins” vielleicht durch große Leidenschaft und Begeisterung für den Sport aufgewertet werden, aber laut eigener Aussage war Waititi nie großartig an Sport interessiert, und das macht sich leider bemerkbar. Auch Thomas Rongen wird einem nicht sonderlich sympathisch, und seine Bekehrung zum engagierten, motivierten Fußballcoach kommt zu plötzlich, zu unbegründet. Und über die meiner Meinung nach interessanteste Figur, Jaiyah Saelua, die erste offen transgender lebende Person, die jemals an einem Fußballländerspiel teilnahm, erfährt man entschieden zu wenig. Ihre Persönlichkeit, ihre Beweggründe, ihr Hintergrund, all das versteckt sich hinter der Tatsache, dass sie eine biologisch männlich geborene, als Frau lebende Abwehrspielerin ist.
Trotz allem würde ich Taika Waiti zu Gute halten, dass es sich bei Sportkomödien vielleicht einfach nicht um sein Genre handelt, denn nichtsdestotrotz ist nicht zu übersehen, dass er wieder einmal mit sehr viel Herz, Humor und Ambition bei der Sache war. Nur leider liegt er hier im Ton und in der Inszenierung gelegentlich ein wenig daneben.
“Next Goal Wins” ist seit dem 4. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.
Foto © 20th Century Studios