Gesehen: „Dead Man Down“ von Niels Arden Oplev

Mit raffinierten Rachegeschichten kennt sich der dänische Filmemacher Niels Arden Oplev aus. Über drei Teile hielt er das Publikum bei den 2009er „Millenium“-Filmen konstant mit seiner kantigen Einzelgängerin Lisbeth Salander auf einem hohen Niveau bei Laune. Mit seinem Hollywood-Begrüßungswerk „Dead Man Down“ begibt er sich ein weiteres Mal mithilfe der Schauspielerin Noomi Rapace auf das sichere Terrain des blutigen Rachepfades.

Zuerst flirten die Nachbarn Beatrice (Noomi Rapace, „Prometheus – Dunkle Zeichen“) und Victor (Colin Farrell, „Total Recall“) zaghaft über ihre Balkone miteinander, um sich dann schließlich zu einem Abendessen zu verabreden. Aber was romantisch beginnt, artet in eine Erpressung aus. Die seit einem Unglück im Gesicht entstellte Kosmetikerin verlangt von Victor an ihrem Unfallverursacher Vergeltung zu nehmen. Sie hat mit angesehen wie er einen Mann in seiner Wohnung eiskalt ermordete und nun solle er dasselbe für sie tun. Doch der für eine New Yorker Untergrundorganisation arbeitende Ungar führt im Geheimen etwas ganz Ähnliches im Schilde.

„Selbst ein beschädigtes Herz kann geheilt werden.“ (Zitat von Gangmitglied Darcy, gespielt von Dominic Cooper, „My Week With Marilyn“)

Nachdem Niels Arden Oplev die unzähligen Lorbeeren für seine Stieg Larsson-Romanverfilmungen eingesammelt hatte, verschlug es ihn nach Amerika aufgrund eines Drehbuches, was ihm sofort wie angegossen passte. Das von „Fringe“-Autor J.H. Wyman geschriebene Werk verfolgt neben den offensichtlichen Rachegelüsten die tiefer sitzenden Wünsche nach Erlösung und Freiheit. Worte, die nicht nur dem Regisseur gut stehen. Auch Noomi Rapace alias Lisbeth Salander zieht ambivalente Charaktere mit einer harten Schale und einem umso weicheren Kern an. Gemeinsam mit dem souveränen Stillen Colin Farrell verwickelt sie den Betrachter in ein dichtes, sinnliches Spiel voller Haken. Dieses stellt sich im Besonderen in Hinblick auf das Endszenario zwar einen Tick zu überfrachtet und klassisch dar, aber verliert trotz dessen nicht seine Garantie auf höchst verwirrend knisternde Unterhaltungskunst. Denn eine Sicherheit, ob es sich nun um eine verzwickte Liebesgeschichte, einen explosiven Actionfilm mit Extra oder doch lediglich um einen vor vielfältigen Schicksalsschlägen triefenden Zweistünder handelt, ist zu keinem Zeitpunkt gegeben.

Kinostart: 04. April 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg


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