Gehört: OMD „English Electric“

Zurück zu den Wurzeln! Genau dorthin wollten Paul Humphreys und Andy McCluskey, die beiden sehr sympathischen Köpfe hinter dem Orchestral Manoeuvres in the Dark, mit ihrem mittlerweile 12.Studioalbum „English Electric“.
Der Titel ist Programm: schnörkelloser, direkter und elektronisch reiner als das fast unerwartet erfolgreiche Comeback-Album „History Of Modern“sollte es werden. War „History Of Modern“ noch eine lose, aber professionell verbundene Ansammlung von Songs, die in der OMD-losen Zeit nach der Jahrtausendwende entstanden waren, wirkt das neue Werk nun eher wie aus einem Guss – fast ein Konzeptalbum.
Das freut die eingeschworene Fangemeinde, unterläuft aber die Erwartungen derer, die auf jedem neuen Album auch wenigstens 1 bis 3 potentiell klassische Pop-Hits vermuten. Wohl sehr bewusst wollen Humphreys und McCluskey mit gewohnte Songmustern brechen, sich dabei an ihren ersten Alben aus den frühen 80ern und ihren musikalischen Vorbildern (allen voran Kraftwerk) orientieren. An manchen „Ecken“ gelingt ihnen das ausgezeichnet: die erste Single „Metroland“ lässt sofort erkennen, welche musikalischen Anleihen man hier aufnimmt und gekonnt in den eigenen OMD-Sound transferiert. „Night Cafe“ und „Dresden“ sind in bester Weise Weiterentwicklungen des eigenen Werks, das mittlerweile 35 Jahre Bestand hat.
„Helen of Troy“ greift in Komposition und Thema das sattsam bekannte „Joan of Arc“ auf.  „Kissing The Machine“ ist die einzige ältere Komposition, wird aber mit deren Mit-Autor  Karl Bartos (Kraftwerk/ „Off the Record“) und der wie immer großartigen Claudia Brücken neu interpretiert. „Stay With Me“ kommt als Ballade den von den Pop-Liebhabern gewohnten Klängen der Band vielleicht noch am Nächsten.
Doch manchmal gerät das Ganze ein wenig zu überambitioniert, zu verspielt und ver-sample-t. Da wäre selbst vor dem Hintergrund des angestrebt Minimalistischen ein „Weniger“ mehr gewesen. Die Platte lässt sich wunderbar durchhören, gerät aber auch schnell ins „hintergründig Dahinplätschernde“, weil die Eingängigkeit oder der ein oder andere „Aufhänger“ fehlen. Was aber auf jeden Fall lohnt, ist ein Blick oder ein Ohr auf die Texte! In ihnen findet sich das Anliegen der Band, Musik auch Mahnung sein zu lassen und Gefühle von Verlust oder Reue widerzuspiegeln.
Wer sich nun von der Umsetzung des Albums und der zweifellos charmanten Live-Präsenz ein eigenes Bild machen möchte, hat im Mai Gelegenheit dazu! OMD touren in Originalbesetzung durch Deutschland und Europa.

Gehört von: Thomas Matthes

Tourdaten:

21.05.2013   Hamburg – Docks
22.05.2013   Bielefeld – Roundhouse
24.05.2013   Berlin – Tempodrom
25.05.2013   Leipzig – Haus Auensee
27.05.2013   Köln – E-Werk


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