Gehört: Breton „War Room Stories“

Musik von einer anderen Welt! Das ist es, was uns Breton mit ihrem neuen Album „War Room Stories“ liefern. Schon innerhalb der ersten Sekunden hört man, dass diese Band ganz genau weiß was sie tut. Kein Wunder, immerhin sind alle Mitglieder Multitalente. Als sich Breton das erste Mal 2010 zu Wort meldete haben, sorgten sie bereits für Aufsehen. Waren sie nun Musiker, die ihre eigenen Videoclips produzieren oder waren sie Filmproduzenten, die nebenbei auch noch Sound Design anbieten? Wir haben dank des neuen Albums die Antwort: Breton sind Künstler, denn sie zeigen uns, dass Musik mehr ist als nur Unterhaltung. Durch Einsätze von verschiedenen Alltagsgeräuschen wie zum Beispiel Insekten am Ende ihres Songs „15 Minutes“ zeigen sie uns, dass Musik nicht unbedingt von Menschenhand gemacht werden muss, sondern dass jeder Sound und jedes Geräusch als Musik gedeutet werden kann. Auch ihre Videos sind Kunstwerke für sich. In dem Song „Get Well Soon“ gelingt es Breton mit eindrucksvollen Bildern in nur 4:49 Minuten eine komplette Kurzgeschichte zu erzählen, mit allen dramaturgischen Mitteln die dazu gehören. Ob Klimax oder offener Anfang und offenes Ende. Alles ist vorhanden.
Doch nicht nur ihre Musik oder ihre Videos sind bewusst gewählt. Auch ihr Albumcover, der in Nagellack getränkte Schmetterling, hat für sie eine Bedeutung. Laut der Band vereint dieses Bild „alles Schöne und alles Schreckliche“. Einfach die Vielseitigkeit des Lebens, wie auch ihr Album.
Anfangs waren die vier Briten noch angesiedelt im Süden Londons in ihrem eigenen BretonLabs. Der Name spricht für das Experimentelle in ihrer Musik.  So sind auf ihrem neuesten Album „War Room Stories“ alle möglichen Genre vertreten, aber gleichzeitig auch kein einziges. Der Song „Envy“ ist wohl mit Abstand der poppigste Song des ganzen Albums, aber abgesehen davon wird es schon schwieriger zu deuten, in welche Richtung Breton gehen wollen.
Roman Rappak, Adam Ainger, Ian Patterson, Ryan McClarnon und Daniel McIlvenny oder einfacher Breton haben sich für ihr zweites Album auch einen sehr speziellen Aufnahmeort ausgesucht. Dazu diente ihnen nämlich das Funkhaus des DDR-Radios. Jawohl, ihr zweites Album stammt aus Berlin. Und auch von diesem Aufnahmeort scheinen die Jungs begeistert zu sein. So sagt Rappak dazu: „Ja, uns wurde plötzlich eröffnet, dass unsere Labs abgerissen werden sollten – und da standen wir natürlich erst mal verdammt planlos da. Irgendwann haben wir uns dann jedoch gefragt, was denn eigentlich die Labs so besonders gemacht hat für uns. Die Antwort lautete: Es war halt ein Ort, der sich einfach schräg angefühlt hat, wie eine ganz andere Welt, weil man dort so abgeschieden war. Na ja, schließlich hörten wir von diesem riesigen Studiokomplex irgendwo in Berlin, packten also alles in unseren Van und fuhren los.“ Und die Fahrt lohnte sich, denn das geschichtsträchtige Gebäude fernab von der modernen Welt entpuppte sich als die perfekte Wahl. Das Klima stimmte, die Vibes stimmten und das Ergebnis stimmt.
Das Album, die Videos und ihre Eigenartigkeit eröffnen jedem ihrer Hörer eine neue, einzigartige Welt. Und schnell wird einem bewusst, Breton sind nicht einfach nur gute Musik, Breton sind Kunst. Ein Lebensgefühl der ganz besonderen Art und Weise. Eines, auf das unsere eingeschlafene Gesellschaft gewartet hat. Ein Weckruf, in dem sich Vergangenheit und Zukunft vereinen oder wie Rappak es ausdrückt: „Von der Verantwortung eines Künstlers zu sprechen ist echt abgedroschen und alles andere als cool, aber wenn man nun mal sagt, ‘Hört euch 40 Minuten lang an, was in mir vorgeht’, dann bedeutet das doch automatisch, dass man sein ganzes Selbst und sein ganzes Leben in diese Sache investieren muss…“

Gehört von: Jara Dressler

VÖ: 07.02.2014

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