Interview mit Breton

BRETONhazebaseWir haben Breton schon vor einiger Zeit mit ihrer brillianten „The Blanket Rule EP“ gefeaturet, und nun sind sie zurück mit einem neuen Video zu „Interference“ von ihrem Debutalbum „Other People’s Problems“, das diesen Freitag erscheinen wird. Lest unser Interview mit den Jungs über ihr Album, ihre Arbeiten als Filmemacher (neben ihren eigenen Video haben sie gerade ein Video zu Sinead O’Connors neuer Singe abgedreht) und wie dies ihre Musik auf ihrem Album beeinflusst hat.

Ihr seid urspünglich ein Filmemacherkollektiv.  Welche Rolle spielt das visuelle in eurer Musik? Wie entstand und vollzog sich die Entwicklung von Filmemachern zur Band?

Das visuelle Element spielt eine große Rolle. Wenn ich Musik höre oder schreibe, kommen mir automatisch Bilder und Szenen in den Sinn, die zu der Musik passen würden. Ich habe Film studiert und ich liebe Filmmusik und Sound Design. Ich denke, einen Soundtrack zu schreiben  ist dann der andere Ansatz – erst entsteht der Film und danach wird die Musik geschrieben.

In eurer Musik finden sich viele atmosphärische, filmische Sounds, Loops, Samples und Alltagsgeräusche. Wie entstehen sie? Welchen Einfluss haben sie auf die Entwicklung eines Songs?

Wir sammeln ständig Sounds, von überallher. Solche „field recordings“ sind ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Zur Ideenentwicklung haben diese Sounds die erstaunliche Qualität, dass sie eine „eingebettete“ Atmosphäre transportieren, etwas, das komplex und lebendig ist. Einige der Songs auf dem Album entwickelten sich aus solchen gefundenen Sounds, um die wir den Song dann „herumgewickelt“ haben.

Sind eure Videos Filme zur Musik oder betrachtet ihr eure Musik eher als Soundtrack zu den Filmen, die dazu enstehen?

Ich finde es oft schwierig, dies zu trennen. Beides sind wichtige Wege, um Ideen zu vermitteln.

Eure Musik ist eine Mischung aus verschiedenster Styles und Arbeitsweisen – hier trifft klassisches Songwriting und Indiepop Band Set Up  auf programmierte beats + loops. Mensch vs. Maschine.  Wie ist diese Mischung entstanden?

Ich denke, das ist ein Mix, den jeder auf seine verschiedene Weise angeht – nicht nur auf die Musik bezogen, sondern auf alles, von Fotografie bis hin zu Journalismus. Technik ist so mächtig und allgegenwärtig, dass es mittlerweile ein Kampf geworden ist, den menschlichen Aspekt intakt zu halten.

Welche Musik und Bands haben euch als Band am meisten beeinflusst?

Walter Murch, Harry Love , manches aus der UK Bass–Musik Szene, Burial, Happy Mondays, Portishead, Quincy Jones.

Für euer Album habt ihr mit dem Düsseldorfer Klassik-Pop Musiker Hauschka zusammengearbeitet, der viel mit präpariertem Klavier arbeitet. Für euch hat er Streicher arangiert. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Er ist ein großer Held von uns, und wir suchten nach einer Möglichkeit, Eleganz und Anspruch in ein paar Songs zu bringen, und er versteht elektronische Musik, ist aber ein talentierter klassischer Musiker und Komponist. Ich kann mir das Album ohne seine Mitarbeit nicht vorstellen.

Stell dir vor, du könntest einen Song mit einem Musiker deiner Wahl aufnehmen – wen würdest du wählen?

Ich würde sehr gerne mit Nigel Godrich arbeiten, da ich bewundere, was er alles macht – aber auch da alles, woran er arbeitet, so eine undurchschaubare Einfachheit besitzt. Ich würde gerne verstehen, wie er das erreicht.breton_by_Nic_Shonfeld

Während eure bisherigen zwei EPs recht tanzbar sind, auch viel HipHop/New Soul Einflüsse haben, ist euer Debutalbum nun düsterer, weniger tanzbar geraten und  aufwendiger produziert. Ist dies ein kleiner Wandel in eurer musikalischen Ausrichtung?

Wir wollten absolut ein Album machen, das musikalisch in die Richtung geht, die wir vorher schon gemacht haben – aber es sollte eigenständig sein.

Eure 5 Lieblingsalben:

David Bowie – Low

DJ Shadow – Entroducing

Talking Heads – Stop Making Sense

Akira – Original Motion Picture Soundtrack

Thom Yorke –  Eraser

Was sind eure Pläne und Ziele für 2012? Was möchtet ihr mit Breton in diesem Jahr erreichen?

Ich bin sehr glücklich, wie die Dinge im Moment ihren natürlichen Lauf gehen. Bislang haben wir nichts erzwungen oder Zeit damit verschwendet, auf etwas zu warten.  Wir haben nie Demos verschickt und A&Rs zu Konzerten eingeladen – alles ist von alleine nur durch Mund zu Mund propaganda entstanden, durch Menschen, die unsere Musik weitergegeben haben oder unsere Ideen mochten. Daher freue ich mich wirklich darauf, auf unserer Tour vor diesenLeuten aufzutreten.

Wird sich bretonlabs in Zukunft eher auf Film oder Musik konzentrieren?

Vor ein paar Wochen sind wir in Paris aufgetreten, dann am nächsten Tag haben wir in London mit Plaid im Koko gespielt, am Tag darauf ein Musikvideo für Sinead O’Connors neue Single gedreht… Solange ein Projekt interessant ist, finden wir immer Zeit dafür.

Interview: Rafael Mans