Wo soll man anfangen über Slash zu reden? Er ist einer der bekanntesten und über Jahre verkanntesten Gitarristen der letzten Jahrzehnte. Er hat zahlreiche Auszeichnungen, einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood und einen Platz in der Rock and Roll Hall of Fame. Nach Guns’n’Roses hat er bei Slash’s Snakepit und Velvet Revolver mitgewirkt. Seit 2008 kümmert er sich hauptsächlich um seine Solokarriere – auf dem ersten Album wirkten eine Menge bekannter Namen mit. Bei seinem neusten Album „Apocalyptic Love“ hat Slash sich mit Myles Kennedy zusammengetan.
Das musikalische Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Tatsächlich kann es mitunter ausgesprochen erholsam sein, wenn sich Künstler an das halten, was sie gut können. „Apocalyptic Love“ erinnert stark an Guns’n’Roses aus den 90ern. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist Slash eben Slash und die Stimme von Myles Kennedy und seine Art zu singen erinnern doch ein wenig an 80/90er Jahre Axl Rose, auch wenn man den Gedanken eigentlich vermeiden will.
Das Album ist voll von energiegeladenen Rockhymnen, die oft von Gitarren dominiert werden. Manchmal sind sie so dominierend, dass es so wirkt, als ob die Band dahinter einfach nicht mit Slash mithalten kann. Vielleicht ist es ein natürliches Verhältnis, wenn sich die Band um den Gitarristen formiert, der für seine Riffs bekannt ist. Mitunter scheint er die Rolle des Sängers, des Frontmanns, in den Songs zu übernehmen, und das scheint manchmal zu einem Ungleichgewicht zuführen.
Jeder Song für sich genommen ist gut. Die Riffs, die Energie und eben auch die Stimme von Kennedy. Aber das komplette Album wirkt mitunter wie ein Overload und etwas zu ähnlich in sich. Es scheint darin zu liegen, wie die Songs an sich aufgebaut sind. Intro mit viel Gitarre, dann ein wenig Gesang und zwischendurch noch genug Platz für ein Riff von Slash.
Es ist das zweite Soloalbum von Slash und von daher ist diese Fokusierung auf seine Spezialität zu erwarten. Dennoch ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig. Manchmal keimt die Frage in mir auf wie es wohl wäre, wenn er ein Album ohne Band und ohne Gesang aufnehmen würde. Eine Frage, die ich mir schon gestellt habe, als ich ihn vor zwei Jahren live gesehen habe. Die Band um ihn herum schien damals nicht stark genug für ihn zu sein. Wer sich eines besseren belehren will, der kann Slash demnächst nochmal sehen.
Nichtsdestotrotz sind es Songs wie „Apocalyptic Love“ oder „No More Heroes“, die mich bei jedem Hören wieder einfangen. Es sind solide Blues Rock Stücke, die zum Mitwippen einladen. Oder „Far And Away“ – mein liebster Song von dem Album. Er beginnt so ruhig und verliert sich dann in großen Riffs, aber auf eine wunderbare passende Weise. Slash fasst die gesamten Emotionen des Songs in seinen Gitarrenriffs zusammen und das ist es, was mich an Slash immer fasziniert hat. Es finden sich auch kleine Melodien, die nicht unbedingt dem Blues Rock entsprechen, so hat z.B. „Anastasia“ einen leicht Mexikanischen Einschlag am Anfang.
Das Album hat definitiv seine Highlights. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht außergewöhnlich. Objektiv betrachtet ist es ein solides Blues Rock Album. Subjektiv betrachtet ist es wunderbar, weil es einen Sound aufgreift, den ich mitunter sehr vermisse und es ist mir deswegen trotz seiner Schwächen sehr ans Herz gewachsen.
Gehört von: Dörte Heilewelt
Slash Live:
18.10.2012 E-Werk, Köln, DE
22.10.2012 Volkhaus, Zürich, CH