Dhani Harrison wurde als Sohn einer Legende geboren. Sein Vater, das wohl introvertierteste Mitglied der Beatles, George Harrison, gilt bis heute als einer der talentiertesten Songwriter und Gitarristen der Musikgeschichte. Kein Wunder, dass Dhani auch vom Musizieren angesteckt wurde. Schon in jungen Jahren verbrachte er viel Zeit im Studio und bastelte an Songs mit seinem Vater, der ihn erstmals in die Welt der Musik entführte und sicherlich für sein Leben inspirierte. Zwei knappe Monate vor dem 15. Todestag von George Harrison, erscheint Dhani’s erstes Soloalbum „In///Parallel“. Eine ziemlich treffende Überschrift für Songs, die nach innerem Einklang und Selbsterkenntnis verlangen und sich generell mit Selbstreflektion befassen.
Das Album beeindruckt mit einem breiten Klangspektrum. Dabei stehen abwechslungsreiche Synthesizer-Sounds im Vordergrund, die mit subtilen Streichern, Hintergrundgesängen und hier und da einer verzerrten Gitarre ein mächtiges Gesamtbild kreieren. Der Gesang wird mit vielen Harmonien gestützt und gelangt durch Sängerinnen wie Camila Grey und Mereki an manchen Stellen zu noch mehr Volumen. Dhani’s Songs glänzen vor allem auch mit einem Auge für‘s Detail, so bleibt das Album von Anfang bis Ende spannend. Die vielen Geräusche im Hintergrund sind dabei keine Störfaktoren, sondern tragen zu einer eindringlichen Atmosphäre bei, die man schon von Dhani’s Arbeit als Filmmusikkomponist kennt. Das Album ist an Intensität kaum zu überbieten und baut eine gewisse Spannung auf, die mit der düsteren Ballade „Admiral of Upside Down“ ganz am Ende entladen wird. Lange Zeit ist neben einem minimalistischen Gitarrenriff und Dhani’s Gesang nichts zu hören. Doch plötzlich, als es keiner mehr erwartet, setzt ein Gitarrensolo nochmal zur Schlussoffensive an und sorgt, begleitet von Schlagzeug und Streichern, für ein episches Abschlussfeuerwerk. Für mich ganz eindeutig der Eindrucksvollste von den zehn Songs auf der Platte.
„In///Parallel“ zieht mich zwar vorerst durch seine fein-ausgearbeiteten Klänge und progressiven Beats in seinen Bann, lässt mich aber auch nach einiger Zeit wieder los, da es mich bedrückt oder gar einschüchtert. Dhani Harrison weiß ganz genau, wie er seine Zuhörer in seine geheimnisvolle, geisterhafte Welt mitnehmen kann. Eine Welt, die aber insgesamt zu schwer auf mir lastet und mich nach längerem Hören einengt. Einzelne Songs reißen mich mit, aber ganz am Stück wird mir das Album einfach zu schwermütig. Da musste ich mich danach kurzerhand von Papa George mit etwas musikalischem Sonnenschein beliefern lassen.
VÖ: 06.10.2017
Gehört von: Finn Hackenberg