Durch die Berlin Music Week, die durch das First We Take Berlin Festival wunderbare Musik auf den Straßen und in sämtlichen Locations der Großstadt verteilt hat, schien die Stadt im musikalischen Ausnahmezustand zu sein. Das Finale fehlte noch: das Berlin Festival 2014! Neugierig wurde der Arena Park am Freitag erstmal beschnuppert und diente als Vorgeschmack für die angekündigte 48 Stunden Party. Kid Simius eröffnete die Warsteiner Mainstage in der Arena mit seiner wahnsinnigen Ein-Mann-Show, inszeniert mit gekonnten Handgriffen am DJ-Pult und verschiedensten Instrumenten, mit denen er den riesigen Saal in Stimmung für das Berliner Festivalwochenende bringen konnte.
Die neue Location erwies sich nicht nur für die Besucher, sondern wohl vor allem für die Organisatoren als schwierig. Ein Bühnenwechsel wirkte bei dem erst halb geöffneten Festivalgelände wie eine riesige Herausforderung, aufgrund der schnell mit Massen verstopften Ein- und Ausgängen in dem verwinkelten, neu getauften Arena Park, was so schon am Freitag für Skepsis über den Ortswechsel vom Tempelhofer Feld sorgte. Der Warming-Up Tag hatte allerdings einige interessante Acts wie zum Beispiel Austra oder Darkside zu bieten, die eines ihrer letzten Konzerte spielten. Trotz fehlender Special Effects, die normalerweise von der Band eingesetzt werden, schafften sie es, die Leute zu hypnotisieren und eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren. Das neu eröffnete White Trash begann währenddessen damit nicht nur verdammt leckere Burger zu servieren, sondern auch das ganze Wochenende alternative Musiker wie Electric Zoo und Bilderbuch auf seine kleine aber feine Bühne zu bringen.
Samstag war das Festival im vollen Glanz, das ganze Gelände endlich eröffnet. Mit dabei: Art Village, Glashaus, Hoppetosse, Club der Visionäre und das Badeschiff: strahlende Sonne, süßer Sommer, sexy Strandparty, zu der barfuß im Sand getanzt wurde. Höhepunkt der guten Laune waren Minimal Techno DJane Magda und auch Nina Kraviz, die zum Sonnenuntergang auflegte, der aber noch lange nicht das Ende des Tanzens bedeutete.
Währenddessen spielten Crystal Fighters, die mir ihren exotischen Kostümen für Stimmung in der Arena sorgten. Noch keiner ahnte, dass wenige Tage später der plötzliche Tod des Schlagzeugers Andrea Marongui verkündet werden würde, was dieses Konzert im Nachhinein als viel bedeutungsreicher erscheinen lässt.
Später am Abend brachten Bombay Bicycle Club ihren Indie-Rock mit sanften Gesang von ihrer Support-Sängerin Liz Lawrence mit, aber Sänger Jack Steadman merkte schnell, dass die Menge sich nach tanzbarer Musik sehnte und so wurden sämtliche UpBeat-Songs aus dem Repertoire der vier Jungs aus London geholt. Zusammen mit den nachfolgenden Editors kamen so auch die Indie-Fans zumindest ein wenig auf ihre Kosten.
Mount Kimbie brachte das Glashaus fast zum Zerspringen: heiße Luft, heiße Stimmung, schwitzende Körper, mit geschlossenen Augen vor sich hin tanzend. Draußen bildeten sich Schlangen, vor allen Eingängen, Einlass-Stopp, zu viele Leute, oft wurde es anstrengend, sich durch die Menschenmassen zu drängen, um an den nächsten Ort zu kommen. Ein Mischmasch von Sprachen aus aller Welt. Alle sind gekommen, um zu sehen wie man in Berlin so feiert, nämlich 48 Stunden nonstop. Zu vielen schien es egal zu sein, wer eigentlich auf den Bühnen steht; hauptsache feiern. Ein bisschen inszeniert wirkte es schon, diese gemischte Elektro-Indie-Berliner Musik-Szene zusammengewürfelt im übercoolen Kreuzberg, voll mit aufgestylten Mädchen mit Outfits à la Barbie Goes To Berghain. Für die Massen, die letztendlich kurzfristig dafür gesorgt haben, dass das Festival noch ausverkauft war, schien das Gelände einfach nicht groß genug. Traurig mussten sich so einige spontane Stage-Hopper mit der Arena-Mainstage begnügen.
Aber genug gejammert, denn trotz Gewitter und Regen ohne Ende ging der Rest der Nacht elektronisch weiter und die Hoppetosse stand gefühlt in Flammen auf dem Wasser.
Die lange Nacht machte sich durch einen etwas langsam beginnenden Sonntag bemerkbar. Verkatert sein und grauer Himmel plus Regenschauer dämpften die Stimmung, die aber wieder durch die Performance von Woodkid ungeahnte Höhen erreichte. Der bärtige Franzose schien ein wenig emotional zu werden bei dem Anblick der zahlreichen Leute, denen er nostalgische Geschichten von seinem letzten Berliner Auftritt im Festsaal Kreuzberg erzählte. In der riesigen Arena brachte er trotz seiner sensiblen Musik die Masse sogar zum Springen. Perfekt für die nachfolgenden Moderat, die als Berliner Institution genau wussten, welche Register beim Heimspiel gezogen werden mussten.
Sonnenverbrannt und regendurchnässt, kaputt und happy, Zeit für fast 20.000 Menschen nach Hause zu gehen nach so einem durchfeierten Wochenende.