Catfish And The Bottlemen im Interview

Pünktlich zur verabredeten Zeit klingelt mein Telefon und eine sehr junge, britische Stimme begrüßt mich. Van McCann, der Leadsänger von der Indie-Rock’n’Roll-Band „Catfish And The Bottlemen“ erzählt aufgeregt von seiner Leidenschaft in einer Band zu sein. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren sie zu jung, um überhaupt auf Gigs spielen zu dürfen. Fest entschlossen sollte sie das jedoch nicht stoppen. Ein Gig nach dem anderen sorgte für eine massive Fanbase, obwohl die Presse skeptisch blieb. Die vier Jungs aus Welsh sind keine Hipster und stehen auf Old-School Rock’n’Roll. Das hatten wir doch alles schon mal. Trotzdem ist die Leidenschaft so groß und die Musik einfach zu gut, so dass „Catfish And The Bottlemen“ spätestens dann überzeugen, wenn man sie live sieht. Vorausgesetzt man bekommt noch ein Ticket, denn „Sold Out“ scheint der Begleitsatz jeden Events der Band zu sein. All das wurde vor der Veröffentlichung des ersten Albums „The Balcony“ erreicht. Catfish And The Bottlemen sind bereit für mehr.

Euer Album „The Balcony“ wurde gestern released. Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt so lange darauf hingearbeitet und ich kann total verstehen, wie besonders sich das jetzt anfühlen muss.

Ich bin so verdammt stolz. Mein Dad hat mich gestern angerufen, weil er unsere Platte kaufen wollte und in dem Laden war sie restlos ausverkauft. Er hat mir gesagt wie stolz er ist und das bedeutet mir sehr viel. Ich bin glücklich und weiß zu schätzen, was wir erreicht haben.

Fühlt es sich surreal an?

Ja, irgendwie schon. Als wir gerade in Amerika waren, haben wir wieder vor nur so 30 Leuten gespielt. Auf der Bühne habe ich mich wieder wie 16 gefühlt. Genau so war es damals immer.

Genau so war es auch in Berlin. Vor ein paar Wochen habe ich euren Gig bei der Berlin Music Week gesehen und es waren einige Leute da, aber die Location war nicht sehr groß. Trotzdem seid ihr auf der Bühne ab der ersten Sekunde völlig durchgedreht und habt alles gegeben. Da kam so eine Energie rüber, das hat mich total umgehauen.

Das hat sich total cool angefühlt. So als ob wir wieder ganz am Anfang waren und alles nochmal machen durften. Aufregend! Alles fühlt sich gerade aufregend an. Ich war noch nie in meinem Leben so aufgeregt wie jetzt zur Zeit.

Eure Shows in England waren vor dem Album-Release alle komplett ausverkauft. Wow!

Unglaublich, oder? Die Leute kannten uns, obwohl es noch gar kein Album gab. Wir haben auf so vielen Festivals gespielt und es hat sich anscheinend rumgesprochen.

Ihr habt eine ordentliche Fan-Base, die euch hyped ohne Ende. Die Medien waren vorher eurer Musik gegenüber noch nicht so offen. Der Erfolg fühlt sich so bestimmt ehrlicher an, oder?

Es war quasi alles Mundpropaganda. Die Presse fand uns einfach nicht cool genug. Wir machen nichts Besonderes, haben keine verrückten Frisuren und sind irgendwie ein bisschen altmodisch. Wir sind einfach normale Jungs, die Musik machen wollen.

Von wegen, ihr habt total die Rock’n’Roll Frisuren!

(lacht) Aber heute sieht doch keine Band mehr so aus! Uns halten alle für merkwürdig, weil wir so aussehen. Wir lieben Bands wie The Doors, The Beatles, The Rolling Stones und Oasis. Wahrscheinlich wurde so auch unser Look beeinflusst.

Ihr habt mit der Musik angefangen, als ihr 15 wart. Gab es Schwierigkeiten mit dem Alter? Wurdet ihr ernst genommen?

Es gab einige Schwierigkeiten. Ich musste lügen was mein Alter angeht, damit ich meine eigenen Gigs spielen durfte. Auch bei den Songs schienen einige Leute zu denken, dass wir viel zu jung waren, um über bestimmte Sachen zu schreiben. Dass es nicht ehrlich sein konnte. Es schien so einfach zu sein uns deswegen abzuschreiben. Dabei habe ich immer an alles geglaubt, was wir geschrieben haben. Und hey, ich liebe es jung zu sein.

Ihr habt auf jeden Fall noch einiges vor euch. Bist du aber schon an den Punkt gekommen, an dem du gedacht hast, jetzt haben wir es endlich geschafft?

Ich glaube ich werde dieses Gefühl nie haben! Gerade vorhin habe ich noch darüber nachgedacht und mich gefragt, wann es endlich eintreten wird. Ich habe das Gefühl, dass ich einfach nie zufrieden sein werde. Ich mache die Musik nicht, um berühmt zu sein. Natürlich ist es schön, wenn es passiert. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich jemals denke, hey, jetzt habe ich es geschafft, und jetzt lehne ich mich zurück. Wir werden immer nach mehr streben.

Catfish & The Bottlemen Liveshows sind unvergesslich. Das steht fest. Wie macht ihr das?

Ich liebe dieses Gefühl, live zu spielen. Diese Echtheit. die Tatsache, dass alle in genau diesem Moment in diesem Raum sind, und alle teilen diesen Moment miteinander. Die absolut beste Show, die wir jemals hatten, war beim Leeds-Festival. Es war einfach wahnsinnig. Als ich von der Bühne kam, konnte ich gar nicht aufhören zu zittern. Ich war so unglaublich aufgeregt und voller Adrenalin. Die Leute waren verrückt, so unglaublich verrückt. Das ist unser Ziel bei allen Live-Shows: das Publikum umzuhauen. Wir spielen so, dass man sieht, wie wichtig uns die Musik ist.

Du hast gesagt, du sprichst gerne über Musik in Interviews. Erzähl, welche Musik hörst du gerade selber?

Ich höre immer noch total gerne The Streets. „Trouble Will Find Me“ von The National. Und die Band Little Comets aus Newcastle. Das wären meine Lieblingsbands im Moment.

Wie würdest du eure Band und euer Album jemandem beschreiben, der euch noch nicht kennt?

Wir sind eine ehrliche Band. Alle Songs sind echte Geschichten. Wir schreiben die Songs für die Leute, nicht für uns selber. Die Musik ist voller Leidenschaft und Energie. Ein Radiomoderater hat unsere Musik letztens als eine Flucht beschrieben. Flucht aus einem Kaff, raus in die Welt, sich verlieben, sich entlieben. Manchmal fühlt es sich wie ein Tagebuch an.

Llandudno. Ich habe keine Ahnung wie man es aussprechen soll. Eure Heimatstadt! Das Kaff?

Es ist immer noch unser zu Hause. Natürlich wollten wir da immer raus, aber es ist schön diesen Ort zu haben, an den man immer zurückkehren kann. Es ist so ruhig dort und friedlich, meine Eltern und mein Hund sind da. Ich liebe es dort zu sein, aber gleichzeitig ist die homogene Mentalität der Leute in einem kleinen Ort immer schwierig auszuhalten. Deswegen wollte ich raus.

Wie reagieren die Leute dort auf euch? Sicher kennt euch jeder. Und wie ist es woanders? Werdet ihr schon erkannt?

Ja, ziemlich oft sogar. Natürlich nicht so, dass wir nicht mehr draußen rumlaufen können ohne erkannt zu werden. Aber manchmal kommen Fans auf mich zu und wollen Fotos machen. Da es wegen der Musik ist, finde ich es super. Sie kennen meinen Namen, meine Band und meine Musik! Das macht mich stolz.

Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?

Raus in die Welt! Das Album überall pushen. Das zweite Album ist schon ready to go. Das werden wir sobald es geht rausbringen. Aber jetzt geht es erstmal um das erste. Man, habe ich schon gesagt, wie aufgeregt ich bin? Es passiert so viel im Moment. Ich habe noch nicht einmal Zeit mich mit meiner Freundin zu treffen. Sobald dieses Interview vorbei ist, wird mein Telefon wieder klingeln und weiter geht’s. It’s nuts!

Dann werde ich dich nicht weiter aufhalten. Wir sehen uns in Berlin im November!

Erzähl allen, dass sie uns live sehen sollen! Entweder werden sie uns mögen oder nicht. Aber wir tun unser Bestes, damit sie es tun.

Catfish and The Bottlemen live:

24. November 2014 – Comet, Berlin

25. November 2014 – MTC, Köln

www.catfishandthebottlemen.com

Foto: Victoria Schofield

Interview: Christina Heckmann