Gesehen: “The Negotiator” von David Mackenzie

The Negotiator”, “Relay” im englischen Original, ist der neueste Film von David Mackenzie und ein Thriller der etwas anderen Art. Die beiden Hauptcharaktere, verkörpert von den Kinogrößen Riz Ahmed und Lily James, spielen ein Katz-und-Maus-Spiel, das auf erfrischende Art von den gängigen Handlungsmustern der englischsprachigen Krimis abweicht. 

Sarah ist langjährige Mitarbeiterin in einem marktführenden Biotechnologieunternehmen. Als sie jedoch Beweise dafür findet, dass die neu gezüchtete, insektenresistente Weizensorte, an der das Unternehmen seit langem forscht, gesundheitsschädliche Nebenwirkungen haben kann, droht sie damit, an die Öffentlichkeit zu gehen. Plötzlich wird Sarah unter Vorwand entlassen und erhält einschüchternde Drohungen, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen. Verzweifelt entflieht sie ihrem alten Leben und kontaktiert Ash. 

Ash ist von Beruf ein sogenannter “Fixer”, der sich darauf spezialisiert hat, Bestechungsgelder zwischen Whistleblowern und größeren Unternehmen zu vermitteln. Er soll Sarah dabei helfen, das belastende Beweismaterial, das sie entwendet hat, zurückzugeben und im Gegenzug für ihre Sicherheit sorgen. Die beiden kommunizieren über den „Tri-State“-Relay-Dienst, ein Service für Sprach- und Hörgeschädigte, bei dem ein Angestellter Ashs Botschaften am Telefon laut wiedergibt, ohne dass Sarah je seine Stimme hört. Alles läuft nach Plan, bis Sarah durch einen Fehler in Gefahr gerät und Ash sich außer Stande sieht, seine neutrale Position beizubehalten und ihr zu Hilfe eilt. 

Riz Ahmed überzeugt in seiner kühlen, professionellen Rolle und fasziniert mit einem Blick in seinen routinierten Arbeitsalltag. Er agiert aus der Ferne und seine Dienstleistungen sind wohl überlegt. Die Bilder aus der New Yorker Innenstadt sind stylisch und gut vertont. 

Lily James hingegen fängt als aufgelöste, verzweifelte junge Frau, die sich zu ihrem unsichtbaren Retter zunehmend hingezogen fühlt, schon bald leider etwas an einem auf die Nerven zu gehen. Es wird ein verzweifelter Versuch unternommen, ihre Figur als interessant und emanzipiert darzustellen, aber “The Negotiator” ist eines der besten Beispiele dafür, dass es für eine gute Frauenfigur nicht ausreicht, wenn sie hübsch und “cool” ist. Dafür braucht es mehr, dafür braucht es Tiefgang, Motivation, eine Hintergrundgeschichte. 

Auch das eigentlich ansprechende Motiv der über den “Relay-Service” weitergeleiteten Anrufe, nutzt sich schnell ab und ist nach spätestens drei Telefonaten nicht mehr wirklich spannend. Der Handlungsansatz ist interessant und hat Potential. Für einen wirklich guten Film hätte man allerdings in der Figurenentwicklung und dem weiteren Verlauf der Geschichte einen Schritt weitergehen müssen. 

Riz Ahmed, Star aus Sound of Metal (2019), “Night Crawler” (2014) und “Four Lions” (2010), stellt dabei einen Lichtblick dar und verleiht der Figur des Ash auch ohne viel Kontext Tiefe und Empathie. 

“The Negotiator” erscheint am 25. September in den deutschen Kinos.