Nach 25 Jahren intensiver Musikkarriere mit der Band Blur, bringt die Kultfigur des Britpops Damon Albarn endlich sein lang ersehntes Soloalbum auf den Markt. Der Blur Frontmann zeigt seine Kreativität, seine Vielseitigkeit und seine Motivation in seinem jüngsten Versuch „Everyday Robots“.
Die Wandlungsfähigkeit des Briten spiegelt sich in seinem kompletten musikalischen Lebenslauf wieder. Ende der 80er Jahre wurde Blur ins Leben gerufen und entwickelte sich schon bald zum Inbegriff der Britpop-Bewegung. Nach der Veröffentlichung des Blur Albums „Think Tank“ 2003 wird Albarn zum Mastermind der Comic Band Gorillaz, gründet die Supergroup The Good, the Bad & the Queen (u.a. mit Paul Simon) und stampft ein Plattenlabel aus dem Boden. Nebenbei macht er noch Filmmusik, produziert das Comeback Album von Soul Legende Bobby Womack und komponiert für sein Projekt Dr. Dee Opernmusik.
Diese außergewöhnliche Schöpferkraft und Energie steckt er jetzt in sein erstes Soloprojekt. Die Platte klingt nicht wie Blur und soll es auch nicht. Mit Streichern, Klavier und Synthie Beats, gekoppelt mit Albarns unverkennbarer kratziger Stimme, schwelgt der Avantgardist in Kindheitserinnerungen und Historie seiner Umgebung in Großbritannien und bietet uns damit ein Album zum Tagträumen.
Die ersten drei Songs der Platte „Everyday Robots“, „Hostiles“ und „Lonely Press Play“ klingen ruhig und melancholisch und werden durch kleine aber feine Loops und Instrumentalsequenzen unterstützt. Er gewährt nicht nur tiefe Einblicke in seine Seele oder reflektiert über die Vergangenheit, sondern resümiert auch mal über die Moderne mit ihren Kommunikationsfacetten. Mit Texten wie „We are everyday robots on our phones…“ leitet er im Track „Everyday Robots“ in sein gleichnamiges Album ein. Diese Art von zurückhaltenden Songs mit Klavier und Streicher Elementen sowie Synthie Klängen zieht sich beinah durch die ganze Platte. Eine kleine aufmunternde und verspielte Ausnahme ist der Song „Mr. Tembo“. Hier erzählt Albarn von einem heranwachsenden Babyelefanten aus seiner Zeit in Afrika.
Zaghaft instrumentiert mit ruhigen und langsamen Klängen geht es weiter. Unterstützt mit der schönen Stimme der Bat For Lashes-Sängerin Natasha Khan besingt er in seinem Song „The Selfish Giant“ eine festgefahrene Beziehung. Auch hier dominiert das Piano als zentrales Motiv, welches sich in den meisten Stücken in den Vordergrund positioniert. In seinem siebenminütigen Track „You & Me“ und „Hollow Ponds“ beweist er erneut, dass genau diese nachdenklichen Melodien äußerst angenehm und entspannend klingen können. Es bleibt dabei – die Drums bleiben hintergründig aber im Gegenzug gibt es eben nostalgische Details wie einen Gospelchor, kleine Samples und klares, durchdachtes Songwriting.
Nur in der finalen Ballade „Heavy Seas Of Love“ mit der Unterstützung von Brian Eno als Gast Vocal zeigt Albarn auch eine andere, schwungvollere Seite. Mit positivem Händeklatschen und mid-tempo Beats endet dann dieses wirklich hervorragende Album.
Dieses Album wird viele Damon Albarn Fans überraschen und einige womöglich auch irritieren. Wer nach knackigen Grooves und abgedrehten Soundexperimenten sucht, der wird hier nicht fündig. Aber all jene, die auch mal die ruhigen Seiten des Künstlers kennen lernen wollen, zarte Streicher- und Bläserarrangements und die melancholische und wehmütige Stimme des 46-Jährigen bevorzugen, kommen bei diesem Album voll und ganz auf ihre Kosten. Eine sehr schöne Soloplatte, die vielleicht keinen großen Hit abwirft aber dafür höchstes Kritikerlob einholen wird.
VÖ: 25.04.2014
Gehört von: Anne Schubert