The Joy Of Graphic Design – Interview mit Louise Kunth von Here We Go

Vom  28. bis zum 30.9 veranstalteten die Agenturen I lIke Birds und Here We Go  im  Hamburger Oberhafen das erste The Joy of Graphic Design-Festival. Wir waren dort, um uns das Spektakel anzusehen.
Neben einer Ausstellung mit Grafik, Illustration und Fotografie waren u.a. ein kleiner Print-Kiosk, in welchem Kunst to go zu erwerben war und ein eigens in den Ausstellungsräumen eingerichtetes Tattoo-Studio zu bestaunen. Zudem gehörten neben musikalisch begleiteten Nachtworkshops auch Symposien mit Rednern wie Mario Lombardo (Berlin), Andreas Uebele (Stuttgart) und Erik Kessels (Amsterdam) zum Programm.
Nachdem wir am Samstag, vor der abendlichen Party, noch einen Teil des musikalischen Rahmenprogramms, das Krachkisten Orchester (analoger Kistenkrach aus Hamburg, gegründet von Tintin Patrone) und On:Stop:Of (I SAW MUSIC, HEIFI REC) sehen konnten, gab es am Sonntag noch ein kurzes Gespräch mit Louise Kunth von Here We Go, über Hintergründe und Inhalte des Festivals. Ob, in welchem Rahmen und wie regelmäßig The Joy of Graphic Design in Zukunft stattfinden wird, ist noch unklar. Sich das erste Festival anzusehen hat sich gelohnt.

Das ist das erste Mal, dass dieses Festival stattgefunden hat. Wie zufrieden seid ihr bisher mit der Veranstaltung und ihrem Ablauf?

Eigentlich bisher sehr zufrieden. Die Resonanz war von Anfang an groß und es war recht schnell ausverkauft. Auch wenn wir Samstagabend zur Party mit etwas mehr Publikum gerechnet hatten.  Aber das ist halt so ein typisches Hamburg-Problem. Ich glaube der Veranstaltungsort könnte für die faulen Hamburger einfach zu weit draußen sein (lacht).

Wie und wo habt ihr diese Veranstaltung denn beworben?

Wir haben das Internet sehr viel genutzt (Facebook zum Beispiel) und Pressearbeit gemacht. Plakatiert haben wir eigentlich kaum und Flyer hatten wir auch nur wenige.

..Ich frage deswegen, weil ihr gegenüber dem Page Magazin ja im Vorwege gesagt habt, ihr würdet dieses Festival vor allem deswegen veranstalten, weil es in Hamburg eine kaum vernetzte Grafikerszene  und vor allem auch keine Plattform für diese gibt. War es tatsächlich die Intention, so etwas zu schaffen? Das heißt dann ja auch, dass ihr ziemlich konkrete Vorstellungen von eurer Zielgruppe hattet?

Ja es ist tatsächlich so, dass das der Hintergrund ist. Wir machen das hier ja mit der Agentur I Like Birds zusammen, die aus Mainz kommen. Dort gibt es wohl eine gut vernetzte Grafikdesignszene, die zwar sehr studentisch aber auch sehr aktiv ist. Und in Hamburg gibt es eigentlich nichts Vergleichbares. Es gibt hier zwar viele Grafikbüros und kleine Studios, die aber eben nicht besonders gut untereinander vernetzt sind und auch nicht so wirklich einen Ort haben, an dem sie sich präsentieren können. Und wenn mal etwas stattfindet, ist das häufig im Uni-Kontext, wie z.B. die Stilvorlagen. Darüber hinaus gibt es kaum etwas, das sich nur mit dem Thema Grafikdesign beschäftigt, bzw. dieses in den Fokus rückt. Deswegen haben wir uns überlegt, so etwas gerne versuchen zu wollen und das hat auch sehr gut funktioniert. Die Resonanz war, wie gesagt, sehr groß und das Festival war schnell ausverkauft. Darin sahen wir dann auch bestätigt, dass es Bedarf gab.

Was denkst du, woran könnt es liegen, dass sich in Hamburg bisher keine solche Szene etabliert hat?

Ich denke, dass es in Hamburg nicht so etwas wie ein typische Szene im Bereich des Grafikdesigns gibt, könnte daran liegen, dass die Grafiker die hier sind meist zum Arbeiten hier sind, bzw. dafür her gekommen sind. Oft haben sie in anderen Städten studiert und sind hier dann kaum vernetzt.
Insofern waren diejenigen die bereits im Job sind schon unsere Hauptzielgruppe. Studenten gehören natürlich auch dazu. Wir haben ja auch ganz bewusst Studententickets gehabt aber es ging uns schon eher um die kleinen Studios und Freelancer.

An den Symposien und Workshops habe ich leider nicht teilgenommen. Was ist denn dort so passiert?

Ganz verschiedenes. Ich fange mal bei den Workshops an: Wir hatten drei Gruppen à 20 Leute, die an mehreren langen Tischen verschiedene Aufgaben bearbeiten konnten. Dazu  hat DJ InDesing  (München) aufgelegt, was für eine sehr schöne Atmosphäre sorgte. Wir sind zwischendurch immer mal in den Arbeitsraum gegangen und haben geguckt, was so gemacht wird und die Leute haben sich im ganzen Raum, auch auf dem Boden verteilt und konzentriert gebastelt…

Kannst du mir ein Bespiel für die Aufgaben nennen, die in den Workshops bearbeitet wurden?

Oh, ganz unterschiedliche. Generell natürlich relativ freie, da der Sinn eines solchen Arbeitens ja ist, eigene Gedanken zu entwickeln. Aber es kam dann auch drauf an, wer den jeweiligen Workshop geleitet hat. Die I like Birds haben z.B. einen Workshop gemacht mit dem Titel „der happy end Effekt“, in dem es darum ging wie negative Assoziationen, die man selbst von etwas hat, durch eine andere Person, die diese negativen Ansichten nicht teilt, in etwas positives umgewandelt werden können. Im Großen und Ganzen wurden Inhalte und Themen als Arbeitsrahmen vorgegeben, in denen die Leute ihre Ideen aber ganz frei umsetzen konnten. Es sind auch ganz interessante Sachen dabei rausgekommen! Das Symposium hatte verschiedene internationale Redner. U.a. Robert Klanten vom Gestalten Verlag (Berlin), der interessante Perspektiven bereithielt, da er kein Kreativer ist, sondern aus Verlagssicht redete. Und die Happypets aus Lausanne, die während der Ausstellung hier auch tätowiert haben.  Obwohl das Festival das erste Mal stattfand brachten die Vortragenden uns erfreulicherweise soviel Vertrauen entgegen, dass die meisten unsere Einladung direkt und vorbehaltlos annahmen.

An dieser Stelle noch mal etwas ganz anderes. Stattgefunden hat das Festival in einer alten Lagerhalle im Hamburger Oberhafen, die ehemals der deutschen Bahn gehörte und immer noch von Schienen umgeben ist.  Wie seid ihr auf diesen, doch etwas ungewöhnlichen, Veranstaltungsort gekommen?

Wir mögen die Location und ihre urbane Atmosphäre sehr gerne. Sowas findet man in Hamburg ja auch nicht mehr allzu oft, aber für uns lag die Entscheidung für diese Halle auch einfach nahe, da wir zum einen unser Büro hier um die Ecke haben, zum anderen Bekannte haben, die schon mit dieser Halle als Veranstaltungsort zu tun hatten. Die Lage ist zwar wegen der Entfernung etwas ungünstig, zwingt aber die Hamburger auch mal einen etwas weiteren Weg in Kauf zu nehmen. Das finde ich persönlich nicht schlecht. Ansonsten bewegt sich immer alles nur im Bereich Sternschanze/St.Pauli. Aber dort einen vergleichbaren Veranstaltungsort zu finden ist nicht so einfach. Außerdem ist es glaube ich alles andere als schlecht, das Kulturgeschehen mal ein bisschen zu entzerren.  Und dieses Areal kann immer noch fast unentdeckt genannt werden und ist insofern spannend.

Interview und Bericht: Lena Krüger

Foto 1 (c) Here We Go
Foto 2 (c) I Like Birds