The Tallest Man on Earth, Heimathafen Neukölln, 15.10.2012

Es war einmal eine klirrend kalte Nacht, in welcher nur das Licht der Laternen wärmte. Schals, Mützen und rote Wangen konnte man allseits erblicken. Doch da lag noch etwas Anderes in der Luft. Eine Verheißung. Denn in dieser Nacht trug sich in einem ehemaligen Ballsaal, nun Heimathafen Neukölln getauft, ein kleines Wintermärchen zu. The Tallest Man on Earth zog mit seinen leisen, Kopf und Herz ansprechenden Tönen, ganz in der Manier eines Magiers die Menschen von ihren Irrwegen nach drinnen.

In dem trotz des Ausverkaufs luftigen Raum war für einen jeden ein Plätzchen im gedämpften Licht vorgesehen. An dem er zu sich selbst finden, weinen wie aber auch lachen konnte. Denn der Meister griff tief in seine Trickkiste. So wechselte er nicht nur zwischen Gitarre und Klavier, sondern verzauberte das Publikum auch mit charmantesten Erzählungen und hielt dabei fortwährend den Augenkontakt mit seinem Gegenüber. Kristian Matsson verbreitete die Kunde, dass er seit seiner letzten Vorstellung im Berliner Sommer stetig auf den Beinen gewesen sei, sich ungepflegt fühle und an dem neu dargebotenen Stück Musik noch ein wenig feilen müsste.

Doch dies sollte die stets enthusiastisch Lieder mitsingenden und Hände in die Höhe haltenden Menschen nur ablenken. Nämlich von der sich in dieser Nacht für 80 Minuten ereignenden Magie des perfekten Miteinanders. Man umarmte und küsste sich, warf dem großen Zauberer auf der Bühne spätestens bei dem Song „King of Spain“ Geschenke zu. Bis dieser bei der ihm entgegenschwappenden Welle voller Liebe und Zuneigung, wenn man nur ganz genau hinschaute, mit vor Stolz geschwellter Brust um genau zwei Zentimeter über sich hinaus wuchs. Ein jeder guckte ungläubig auf den Mann im weißen Unterhemd und man wunderte sich umso mehr, als dann diese ganze Hexerei ihr Ende fand. Aber auch in den Straßen Neuköllns schien es plötzlich so viel wärmer als alle Abende zuvor geworden zu sein. Ein Trick? Ein Spiel mit den Gefühlen? Nichts ist erwiesen, doch dieses Faszinosum wird wohl noch über viele Jahre weitergetragen werden.

War dabei: Hella Wittenberg