Zoot Woman, 18.10.2017 im Bi Nuu, Berlin

Manchmal sind Vorbands eine Bereicherung und die Chance gute neue Musik zu entdecken -und manchmal sind sie die reinste Geduldsprobe. Letzteres war bei JATA der Fall. Leise beschlich einen das Gefühl, man sieht sich der Band-Parodie aus den 80ern in dem Film „Mitten ins Herz“ mit Hugh Grant gegenüber und gleich kommt der Schmalz-Song „Pop Goes My Heart“. Mit immer gleicher theatralischer Gestik und in weiß-türkisen Glitzer Klamotten, versuchte sich der Sänger samt Band an seichten Popmelodien, bei denen sich die eine kaum von der anderen unterscheiden lies. Die 80er zu imitieren, wenn man sie nicht selbst erlebt hat, kann ganz schön schiefgehen.
Erleichterung beim verhalten klatschenden Publikum, als der letzte Song angekündigt wurde und die kleine Bühne für den Hauptact Zoot Woman umgebaut wurde. Wer ab diesem Zeitpunkt mit einer begeisternden Show der Electro- und Synthie-Pionieren gerechnet hat, wurde leider auch an dieser Stelle enttäuscht. Der Funke sprang nicht richtig über, dabei eignet sich das kleine Bi Nuu doch eigentlich ganz gut, um ein clubbige Atmosphäre zu kreieren. Einst haben sich die Engländer mit ihren unzähligen Live-Auftritten in die Herzen ihrer Fans gespielt. Heute wirken sie nur noch wie ein müder, gelangweilter Abklatsch ihrer selbst. Eine Interaktion mit den Fans wurde gänzlich vermieden, die Songs eher lieblos runter gespielt. Ganz so also würde man sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen, ohne die Notwendigkeit zu sehen, dass man sich die Gunst seiner Fans auch über die Jahre hinaus erarbeiten muss. An diesem Abend war wenig davon zu spüren, dass es sich bei Zoot Woman um eine Band handelt, die durchaus ihre Spuren im Pop-Business hinterlassen hat. Künstler wie Madonna, The Killers und Kylie Minogue wurden bereits von den Engländern produziert. Letztere hat auch einen Gast-Part auf dem fünften und aktuellen Album der Band, „Absence“. Vielleicht ist es die Abwesenheit von Stuart Price, dem Mastermind von Zoot Woman, der das ganze Konstrukt etwas blutleer wirken lässt. Price kümmert sich mittlerweile lieber um seine unzähligen Remix- und Produzenten-Jobs als die Blake Brüder auf Tour zu begleiten. Vor allem Hits wie „Living In A Magazine“ und It’s Automatic“ ließen zumindest für einige Augenblicke die Tanzwilligkeit des Publikums aufflammen. Dieses zog sich lieber -vor allem im hinteren Bereich- zum lautstarken Schwätzchen unter Freunden zurück. Gegen Ende konnte man doch noch mal kurz den Eindruck gewinnen, wie ein mitreißendes Konzert hätte sein können. Sowohl Band als auch Publikum drehten auf, man bekam zumindest eine Vorstellung davon, wie ein guter Tanzabend zu mitreißend elektronischer Musik hätte aussehen können. Positiv an diesem Abend jedoch bleibt zu vermerken, dass die Handydichte –aufgrunde des Alters des Publikums- angenehm gering war.

War dabei: Kate Rock

http://www.zootwoman.com