Letzten Freitag spielten die Red Drapes im Berliner Levee. Die Musik der Londoner holt einen zurück in eine melancholische, düstere Welt der 80er Jahre, beschrieben in schweren und eindringlichen Texten. Wir haben die vier jungen Briten vor ihrem Gig getroffen und uns über Irish Pubs, YouTube und Melancholie unterhalten.
Name: Red Drapes • Aus: London • Lieblingsphrase: Perception • Besetzung: Adam Heron: Guitar/Vocals • Thomas Walker: Guitar • George Latham: Drums • Brendan Guy O’Boyle: Bass.
Hey! Wie geht es euch? Wie ist Berlin?
Adam: Sehr gut. Wir lieben Berlin. Wir waren hier schon ein paar Mal. Wir mögen diese Schwarz-Weiss-Fotoautomaten. Und auch das Holocaust Memorial ist sehr beeindruckend und bewegend.
Wie kamt ihr auf den Namen „Red Drapes“?
Adam: Das ist ein alter Vorhangstoff, der viel in Theatern, Kinos, verwendet wird. Es klingt auch schön, romantisch, nostalgisch.
George: Ein wenig David Lynch. Letztendlich ist es sehr Englisch.
Wie habt ihr vier euch gefunden?
Adam: George und ich haben uns in einem Plattenladen kennengelernt. Die anderen kamen so dazu. Wir haben zusammen gejammt und dann angefangen zu schreiben. Das lief alles sehr natürlich und wir haben im Grunde nicht zu viel gestritten.
Thomas: Es ist ein bisschen peinlich, also werde ich es dir nicht erzählen (lacht)
Ok. Raus damit!
Thomas: Ich wollte wegen Oasis Musik machen. Ich wollte immer Musik machen, die eingängig ist. Und bei den Jungs hat es dann Klick gemacht.
Als neue Band wird man viel verglichen. Wie ist das für euch?
George: Das gehört dazu. Manchmal ist das aufregend, aber meistens erinnert es an faulen Journalismus. Aber grundsätzlich, wenn es der richtige Vergleich für einen selber ist, ist das in Ordnung.
Adam: Eigentlich zählt es nicht wirklich. Es ist nur etwas zum darüber Schreiben. Es erinnert die Leute an andere Musik, gibt ihnen eine Idee und das ist nicht unbedingt schlecht.
Hattet ihr eine Idee, wie eure EP am Ende klingen sollte?
Adam: Es gab kein wirkliches Konzept, aber wir haben zu dieser Zeit alles sehr dicht zusammen gelebt. Durch die spezielle Umgebung haben die Songs eine ganz eigene Beziehung zu einander. Ich würde sagen da war keine Vision eines Klangs, aber ein Vorstellung.
Eure Musik ist sehr melancholisch…
Adam: Oh ja, die Vision war auch, melancholische Songs zu schreiben. Nicht auf eine traurige, sondern auf eine wahrnehmende, einfühlsame Art. Weißt du, über die moderne Zeit, Kapitalismus, wie sich das auf uns auswirkt. Nicht „lass uns auf Teufel komm raus traurige Lieder schreiben“, es ist einfach das, was wir fühlen. Das mag dann sehr klischeehaft wirken, aber es ist wahr.
Also geht es mehr darum zu reflektieren?
Adam: Ja genau, daran ist uns gelegen, die Menschen, denen wir über den Weg laufen, zu observieren, die Dinge zu dokumentieren, wo andere nicht mal in Erwägung ziehen darüber zu schreiben. Wie eine flüchtige Begegnung in einem Zug. Diese kleine soziale Unterbrechung, der Augenkontakt. In einem textlichen Kontext, ein Nachricht vermitteln. Darum geht es uns.
Wenn euer Album ein Film-Soundtack wäre, welcher Film?
Adam: Wir hatten ja vorhin schon mal David Lynch erwähnt…
George: (unterbricht) Top Gun!
Adam: Ein bisschen böse, romantisch. „Lost Highway“. Wir mögen auch sehr gerne…Wie ist sein Name? (Blickt fragend um sich) Vögel! (lachen) Ach nein, der heißt ja Hitchcock… der ist gut.
Wie nehmt ihr das Internet wahr, um euch voranzubringen, zu promoten?
Adam: Das ist das Wichtigste im Moment. Es gibt Blogs. Wenn du Internet noch nie benutzt hast und heute beschließt das zu ändern, kannst du sofort einsteigen. Du machst dir einen Blog, E-Mail-Account, Facebook und so weiter. Du könntest überall Red Drapes hinpflastern. Selbst wenn jemand Schlechtes über dich schreibt, ist dein Name immer da. Oder auch die Möglichkeit, Musik zu teilen. Es ist eine gute Sache. Internet ist „the most important thing“ zur Zeit.
Was hat für euch funktioniert und was nicht?
Adam: Facebook übernimmt gerade die Krone von Myspace. Ich denke, Myspace ist immer noch wichtig für die Menschen, die ein großes Interesse an Musik haben. Aber alles was Kommunikation betrifft, da ist Facebook schon… Sehr gut. Die Leute können sich halt sehr schnell beteiligen.
Welches ist dann eurer Meinung nach das hilfreichste Werkzeug im Internet?
George: Ich weiß nicht…(überlegt) Redtube?! Nein, wahrscheinlich dann doch die sanftere Variante, Youtube.
Adam: Gerade abends, anstelle vom Fernsehen kannst du einfach bei Youtube dir etwas anschauen. Irgendeinen Quatsch oder Musik-Videos, Dokumentationen. Viele Dinge, zu denen du sonst keinen Zugang findest, gibt es genau da, sowie seltene DVDs und Auftritte.
George: Okay, das hat jetzt nichts damit zu tun, aber warum hab ich noch nicht eins von diesen Bieren?
Riley: Für uns – als Band – ist es von großem Vorteil Filmmaterial hochzuladen, das die Fans dann ansehen können. Das eröffnet nochmal einen neuen Gesichtspunkt.
Also ist für euch Youtube wichtiger als Facebook?
Adam. Ach…Hmm (überlegen) beide haben ihre Vorteile. Viedos aus der Perspektive der Zuschauer, das ist cool. Beide sind gleich wichtig.
Wie war die Tour bisher?
Adam: Wir waren bisher in Österreich, das erste Mal. Wunderschön. Innsbruck war der Wahnsinn. Das war sehr schön. Da gehen wir auf jeden Fall nochmal hin.
Gibt es da auch wie in jeder deutschen Stadt Irish Pubs?
Adam: Ja. Weißt du warum?
Weil die Leute auf Guiness und Grün stehen…
Adam: Ja. Sie mögen Grün und Schwarz. Wir waren in Innsbruck und haben einen Irish Pub gesehen und waren halb drin, dachten: „Oh lass uns da rein gehen.“. Haben dann aber gesagt: „Oh nein, wir sollten das wirklich nicht machen. Also sind wir in was typisch Österreichisches gegangen.
Was ist ein Album das ich, eurer Meinung nach, unbedingt haben sollte?
Adam: Von den Anfängen der Musik bis heute, oder…
Nein, sagen wir, aus dem letzten Jahr.
Adam: Letztes Jahr. Caribou. Das klingt wirklich fucking wunderbar.
Gebt mal euren Lieblings- Witz zum Besten:
Adam: Ich bin nicht die richtige Person, um einen zu erzählen…(augenzwinkernd) ich bin immer witzig.
Riley: Ok…Was musst du sagen, um einen Bären, der auf einem Baum sitzt, runter zu bekommen?…Komm schon runter Bär.
Adam: Wenn das mit der Musik nicht klappt, werden wir eine vier Mann-Stand-Up-Comedy Gruppe.
Letzte Frage: Was würdet ihr verändern, wenn ihr König von Lappland wärt?
Adam. Ich würde Strände aufschütten lassen.
George: Weniger kleine Menschen. Und die Farben.
Thomas: Nein, die Regierung
So. Habt ihr zum Abschluss irgendwelche Fragen an mich..?
George: Ja. Wo kann man in Hannover Fußball schauen?
Adam: Wirst du heut Abend mit uns abhängen und betrunken werden..?
Haha…Werden wir sehen. Vielen Dank für das Interview, hat Spaß gemacht.
Alle: Danke dir. War cool. Mach’s gut.
Fotos: Colin Lovrinovic
Interview: Sebastian Schelly