Am Abend des Yellow Days-Auftritts fühlte ich mich ein wenig schläfrig. Als wir die winzige Konzertkammer der Kantine am Berghain vor Beginn betraten, gähnte ich in einer Tour und war misstrauisch, ob mich die Musik an diesem Tag noch von meiner Lethargie befreien könnte. Doch als Yellow Days mitsamt 3-köpfiger Begleitband auf der Bühne auftauchte, war meine Müdigkeit wie weggeblasen und wandelte sich nach kurzer Zeit in Tiefenentspannung um, während sich langsam dichter Nebel um mich herum ausbreitete. „So Terrified Of Your Own Mind“ hat Songwriter George van den Broek bereits im Alleingang für den Youtube-Kanal COLORS performt:
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Die Ballade bildete den Startschuss für eine hypnotisierende Darbietung von jungen, unschuldigen Musikern, denen man ihren Enthusiasmus und ihre von der Kulisse ausgelöste Begeisterung bei jeder einzelnen Bewegung anmerkte. Yellow Days wich live selten von seinem einprägsamen Stil ab. Bei überwiegend gemächlichem R’n’B-Soul entschleunigte sich die kleine künstlich erzeugte Welt, bestehend aus Bühne und Zuschauerraum, um die schätzungsweise 250 Fans herum. Die konnten sich in aller Ruhe zurücklehnen, zu den gleichförmigen Beats wippen, die trotz ihrer simplen Struktur nicht stumpf wirkten, und beim Gesang des 19-Jährigen mit fühlen. Mit voller Inbrunst schrie George sich mit seiner eindringlichen Stimme Schmerz und Verzweiflung von der Seele ohne Umwege direkt ins Mikrofon – ein Ventil das wohl auch entscheidend für sein sonst so ausgeglichenes Erscheinen ist.
Kaum habe ich in der Vergangenheit einen Künstler erlebt, der mir auf den ersten Eindruck so sympathisch war. Jeder Applaus brachte den Teenager ein wenig aus der Fassung und ließ ihn glücklich verlegen grinsen. Man merkte ihm sofort an, dass er es zu schätzen weiß, seine Kunst mit so vielen Menschen teilen zu dürfen, ihnen sein Innerstes zu offenbaren und daraus stärker hervor zu treten. Es macht den Anschein, als würde er seine Person einfach nicht so wichtig nehmen, wie andere aus seinem Berufsfeld. Schließlich kommt es auf die Musik an und außerdem leistet doch jeder auf seine Weise seinen Beitrag. Wie Yellow Days in “People” erinnert: “We are all just people runnin‘ round, don’t let it get you down.”