…es aber sehr wahrscheinlich nicht passieren wird.
Edit: aus aktuellem Anlass: Ich habe im folgenden Artikel einige Gründe aufgezählt, warum ich denke, dass ich das Prince Konzert in Berlin nicht miterleben werde. Einen habe ich dabei tatsächlich außer Acht gelassen: Inzwischen ließ Prince‘ Management verkünden, dass die Show nicht stattfinden wird. Offizielle Begründung: „unforeseen production issues“.
Ich muss es einmal offen sagen: Ich habe Prince viel zu verdanken. Und das meine ich ernst! Allem voran basieren meine relativ fundierten Englisch Kenntnisse heute noch auf der Zeit, als ich mit 13 Jahren anfing, mich für seine Musik zu interessieren. Gerade zum ersten Mal in das Universum des Erlernens einer fremden Sprache eingetaucht, war es mir ein dringendes Bedürfnis, genau zu wissen, was der Mann singt. Ich erinnere mich an Nachmittage, die ich mit einem Wörterbuch bewaffnet in meinem Zimmer zubrachte und versuchte, seine Texte Wort für Wort zu übersetzen. Ausdrücke, für die ich keine Übersetzung fand oder Sätze, die ich trotz Mächtigkeit der einzelnen Wörter nicht sinnvoll zusammengefügt bekam, schrieb ich auf eine Liste und präsentierte diese regelmäßig meiner Englischlehrerin. Ihre Erklärungsnot, als ich sie um eine Übersetzung der Zeile „The thought of his tounge in the V of her love“ bat, werde ich nicht vergessen.
Aber auch sonst wage ich zu behaupten, dass die tragende Rolle, die Prince zu Zeiten der Pubertät in meinem Leben einnahm, mich bis heute prägt. Ich habe unglaubliche Menschen getroffen, bin an den unmöglichsten Orten gewesen und habe Dinge erlebt, die mir sonst nicht passiert wären. Und vielleicht am wichtigsten: Prince verdanke ich diese Begeisterungsfähigkeit für Musik und die Menschen, die sie machen, die mir bis heute, fast 30 Jahre später, nicht wieder abhanden gekommen ist. Und auch wenn es mir immer wieder passiert, dass man sich deswegen über mich amüsiert, ist es eine Eigenschaft, die mir persönlich sehr wichtig ist. Ein Leben ohne Musik ist für mich völlig undenkbar. Und auch wenn Prince persönlich heute vielleicht nicht mehr ganz an der Spitze der Pyramide meiner Begeisterungsfähigkeit steht, er wird immer die Wurzel der Liebe zur Musik sein, die mich heute als Mensch so sehr ausmacht.
Als Prince 2010 in der Waldbühne spielte, sorgte er damals schon mit stolzen Ticketpreisen für zum Teil leere Ränge. Dabei erscheinen einem heute die 180 Euro, die man damals für die teuerste Karte in etwa berappen musste, regelrecht niedlich in Anbetracht der Preise, die für das Konzert am 3. Juni im Berliner Tempodrom aufgerufen werden. Und, bei aller Liebe, die ich ihm heute noch entgegenbringe, schon damals sperrte sich etwas in mir, so viel Geld dafür aufzubringen, ihn wieder einmal live spielen zu sehen, auch wenn die Gelegenheiten im Gegensatz zu früher inzwischen rar geworden sind. Mein musikalischer Horizont erweitert sich quasi täglich. Leute, ich habe die White Stripes bei einem ihrer ersten Deutschlandkonzerte gesehen und damals 15 Euro dafür bezahlt! Ja, ich gebe es zu, ich bin, musikalisch gesehen, schon lange nicht mehr monogam. Es mag nur einen Prince geben, aber es gibt eine Menge Prinzen da draußen.
Ich ließ es also ein bisschen bockig darauf ankommen, ob mich jemand auf die Gästeliste setzen würde. Und ich muss Euch sagen: Fährt man diese Schiene, braucht man bei Prince gute Nerven. Bis zum Tag des Konzertes versuchte das Management, eine strikte „No Guest List Policy“ durchzusetzen, bis der Veranstalter ihm doch noch erfolgreich auf den Kopf stieg und die Liste nur wenige Stunden vor dem Konzert freigegeben wurde. So kam das Konzert und mit ihm die Erkenntnis: Scheiße. Habe ich wirklich so hoch gepokert? Hätte ich es überlebt, wenn ich das verpasst hätte? Nein!!! Es war eines der besten Prince Konzerte, das ich je gesehen habe. Ach was, es war insgesamt einer der besten Abende, die ich jemals hatte. Also nahm ich mir vor: Nächstes Mal gehst Du auf Nummer sicher. Und stellst Dich nicht so an. Wenn es irgend jemand wert ist, 180 Euro für seine Show zu bezahlen, dann ist es Prince und wird es immer sein.
Also saß ich Dienstag Punkt 12 Uhr mit gezückter Kreditkarte vor dem Computer – um, wie viele Menschen an diesem Tag, eine böse Überraschung zu erleben. Vielleicht war ich naiv. Aber auf einen Ticketpreis von plus minus 300 Euro war ich dann doch nicht eingestellt. Und, was soll ich sagen, ich musste passen. Und diesmal noch nicht einmal aus Trotz. Der horrende Preis zwingt mich quasi dazu. In meinem Leben, so wie ich es lebe, in einer Familie mit zwei Kindern und zwei Selbständigen, ist für eine derartige Ausgabe einfach kein Platz. Der Trotz regte sich tatsächlich erst, als wenige Stunden später eine zweite Kategorie für knapp unter 200 Euro aufgemacht wurde. Stehplatz hinterer Bereich? Ich bin ein Mädchen der ersten Reihe! Für einen Stehplatz, der mir von vorne herein die Möglichkeit nimmt, mir durch frühes Erscheinen einen möglichst guten Platz zu sichern, ist das einfach immer noch verdammt viel Geld.
Die obligatorische Anfrage beim Veranstalter ergab die schnelle Antwort, dass man noch keine Aussage zu Presseakkreditierungen treffen könne. Man versprach, sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu melden und bat um einen Vorbericht. Das wäre dann dieser hier. Ich bin mir nicht sicher, ob er meine Chancen auf eine Akkreditierung erhöhen wird, aber dies ist einfach das, was ich dazu zu sagen habe.
Folglich ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Prince nächste Woche in meiner Stadt auf der Bühne stehen wird, nur wenige S-Bahn Stationen von mir entfernt, und ich nicht dabei sein werde, um mich vor ihm zu verneigen. Und das, obwohl ich schon viel größere Strecken in meinem Leben zurückgelegt habe, um ihn spielen zu sehen. Obwohl ich ihn schon so oft live gesehen habe: es wird mir das Herz brechen. Aber ich bin ja schon groß. Wenn es so weit kommt, werde ich mir einen schönen Abend machen und ein paar meiner liebsten Prince Lieder auflegen. „Money Don’t Matter Tonite“, zum Beispiel.
Wäre trotz allem gern dabei: Gabi Rudolph
Foto (c) NPG Records