Es gibt immer noch diese Momente, die mir kurz das Herz abschnüren, eine tiefe Traurigkeit, die mich befällt und manchmal auch ein Tränchen, das sich in die Augenwinkel schiebt. Und das drei Jahre nach dem Tod von David Bowie. Ich frage mich manchmal, wie kann das sein? Wie kann mich ein Mensch so tief und nachhaltig berühren, den ich noch nicht einmal persönlich kannte? Immerhin gehöre ich zu den glücklichen Menschen, die ihn mehr als 10 Mal live gesehen haben, ihm ganz nah waren, zumindest im selben Raum. Da ist dieses Vermissen, dieses Bewusstsein, dass ein ganz besonderer Mensch von dieser Erde gegangen ist und jetzt in seinem heiss geliebten Universum ist. In seinem allerletzten Projekt, in dem er schwer krank noch selbst involviert war, dem Musical „Lazarus“, schießt er sich quasi mit der Rakete selbst ins All. Der Kreis, der sich an dieser Stelle schließt. Mit Major Tom und „Space Odity“ fing alles an. Er wusste es schon damals: „Starmen do not die, they just return to space...“ Das All, ein Thema das Bowie durch seine Karriere begleitete, ist jetzt zu seiner letzten Heimat geworden. Auch seine letzte Platte „Blackstar“ ist ein Vermächtnis. Nicht nur die darauf befindlichen Songs. Auch das Cover, ein schwarzer Stern, der darunter zerfällt und dessen Spitzen den Namen Bowie ergeben.
Dass nicht nur ich David Bowie immer noch vermisse, hat meine Facebook-Wall vor zwei Tagen gezeigt. Sie war übersät mit Bildern und Erinnerungen, meist mit Worten der Traurigkeit und des Vermissens. Liebevolle Worte die zeigen, was für einen Einfluss er zu Lebzeiten hatte, auf die Kunst, auf die Musik und auf das Anderssein. Ich weiss nicht, auf wie vielen Konzerten ich in den letzten zwei Jahren war, auf denen Künstler David Bowie gehuldigt haben. Win Butler von Arcade Fire, der jedes Mal zu „The Suburbs“ ein paar Worte an Bowie richtet, der Schmerz der dabei aus seiner Stimme zu hören ist. Wayne Coyne von den Flaming Lips, der sich in einem grossen Plastikballon zu „Space Odity“ über die Hände der Fans tragen lässt. Depeche Mode, die auf ihrer letzten Tour „Heroes“ standardmässig im Program hatten. So viele Künstler, die einfach nur kurz erzählen, was für einen Einfluss Bowie auf ihr Schaffen hatte. Bewegend auch die Dokumentation „Die letzen Fünf Jahre“, in der Freunde, seine ehemaligen Musiker und vor allem sein enger Vertrauter und Produzentenlegende Tony Visconti von David Bowie erzählen, als Mensch und als Künstler. Es schnürt einem fast die Luft ab, als Visconti mit wässrigen Augen von Bowies letzten Wochen erzählt. Ich habe Tony Visconti vor einiger Zeit auf einer Veranstaltung getroffen. Er stand vor mir, und als ich an ihm vorbei bin, musste ich ihn Berühren. Ein Reflex dem ich nicht widerstehen konnte, und er lächelte mich an. Ich war beseelt, schließlich war er Bowies enger Weggefährte und einer der letzten Menschen, die ihn noch lebend gesehen haben.
Zum Glück können wir uns mit den unzähligen Werken trösten, die Bowie uns über die Jahre hinterlassen hat. Eine meiner Lieblingsplatten ist mittlerweile „Peterchen und der Wolf“ geworden. Ja richtig, das Märchen, das so wunderbar von Oboe und Flöte instrumentiert wird. Auf der englischen Version ist David Bowie der Erzähler. Mit seiner wunderbaren Stimme führt er durch die Geschichte. Wenn ich ihm abends mit geschlossenen Augen dabei lausche, dann habe ich wieder das Gefühl, ihm ganz nah zu sein.
Immer noch traurig: Kate Rock