Edward (Jake Johnson) ist spielsüchtig und auch sonst scheint er sein Leben nicht gerade im Griff zu haben. Als sich eines Tages die einmalige Gelegenheit für ihn ergibt, unkompliziert, wenn auch nicht ganz legal, eine ganze Menge Geld zu verdienen, zögert er natürlich nicht lange und nimmt das Angebot eines Verbrecherfreundes an. Während dieser seine Zeit im Gefängnis absitzt, vertraut er Eddie eine Tasche an. Der Auftrag besteht darin, die Tasche bei sich zu lagern und sie nach Ablauf der Gefängnisstrafe wieder an den Freund auszuliefern, ohne jedoch vorher einen Blick hineinzuwerfen. Als Eddie’s Neugierde über seine Vernunft siegt und er neben ein paar sehr kriminell-verdächtigen Gegenständen bündelweise Geld in der Tasche vorfindet, ist die Katastrophe schon vorprogrammiert.
Joe Swanberg steckt als Regisseur, Produzent und Schreiber hauptsächlich hinter dem Netflix-Original, aber auch Jake Johnson war in die Entstehung des Drehbuchs involviert. Souverän trägt der Schauspieler, der durch die Serie „New Girl“ 2011 weltweit bekannt wurde, außerdem den gesamten Film und schafft es dabei, der Figur des Edwards eine elegant-selbstironische Gelassenheit zu verleihen, die die Komödie ausmacht und sehr amüsant gestaltet. Sei das im Dialog mit seinem Bruder Ron (Joe Lo Truglio), der ihn mit einem Jobangebot im Familienunternehmen in eine geregelte Bahn holen will, während er ihm nebenbei einen Joint reicht oder seine Freundin Eva (Aislinn Derbez) in seiner Verliebt- und Trunkenheit unnachgiebig anfleht, sie nach einem Tanzabend mit ins Haus begleiten zu dürfen.
„Win It All“ ist aber nicht nur eine reine Unterhaltungskomödie ohne Botschaft, sondern ist schon auch als eine Warnung und Prävention vor dem Glücksspiel zu verstehen. Sie zeigt sehr deutlich, wie mächtig diese Sucht sein kann und wie schwer es ist, erfolgreich gegen sie anzukämpfen. Schließlich ist die Hoffnung das eigene Geld zu vermehren oft stärker als die Furcht vor dem Verlust und den damit verbundenen Konsequenzen. Aber keine Sorge – das Drama belegt nur einen winzigen Teil des Films und ist meistens so humorvoll verpackt, dass man es kaum bemerkt und es leicht zu verdauen ist.
Insgesamt überzeugt „Win It All“ mit einem hervorragenden Cast, der die recht eintönige Story wett macht und mich einige Male zum Schmunzeln gebracht hat. Vor allem Jake Johnsons Rolle ist perfekt auf ihn zugeschnitten und gibt dem Film das Besondere, die Seele. Mir gefällt zudem das scheinbar Improvisierte in manchen Szenen. Das erzeugt eine Lockerheit, die ich gern spüre, während ich den Film sehe. Wer also ein Fan von nicht allzu glattgebügelter amerikanischer Comedy ist und sich nicht an teilweise etwas lang gestreckten Szenen stört, der wird eine Menge Spaß mit „Win It All“ haben.
Gesehen von: Finn Hackenberg