Twin Shadow Live in Köln, Berlin und Hamburg

Das Cover seiner neuen Platte „Confess“ kommentiert Twin Shadow alias George Lewis Jr. so: „I dig the way I look because I dig the places I come from.” Zu sehen ist ein junger Mann karibischer Herkunft in einer schwarzen Lederjacke mit gegelter Tolle und arrogant-lässigem Gesichtsausdruck. Doch nicht nur das Cover ist Lewis sonniger Herkunft geschuldet sondern vielmehr sein Sound. Twin Shadow klingt immer ein bisschen wie der Soundtrack von Miami Vice. Hand aufs Herz: Weiße Leinenhosen, Lederslipper und rosa Satin-Hemden sind oberpeinlich, aber Don Johnson schaffte es trotzdem, dass wir ihn für die coolste Sau der westlichen Hemisphäre hielten und genau dieses Kunststück gelingt Twin Shadow ebenfalls.
Souverän kombiniert er flauschige Synthie-Schwaden mit einer Fülle von selbsteingespielten Instrumenten. Mal sind es die Klänge einer Steel Pan und mal kratzen abgerissenen E-Gitarren durch den Raum. Den Lässigkeits-Faktor liefern treibende Beats und tiefe Basslinien. Über jede Komposition läuft Lewis Stimme wie flüssige Schokolade und bleibt uns als zarter Schmelz in Erinnerung. Nicht nur stimmlich reminisziert Twin Shadow die frühen Werke von Prince. Seine Arrangements und nicht zuletzt sein durchaus angemessenes Selbstbewusstsein ähneln dem des vergangen Meisters des R‘n’B.
Genau das ist einer der größten Unterschiede zu seinem Debüt „Forget“. Vor zwei Jahren eroberte Lewis unsere Herzen mit beinahe scheuer Zurückhaltung. Er mischte mit Hilfe von Grizzly Bear‘s Chris Taylor New Wave mit Nebelschwaden-Synthies. Die Platte bestach förmlich durch ihre semi-perfekte Produktion. Das Rascheln und Knacken rundete die latent düstere Stimmung des Werkes ab.  „Confess“ hat Lewis nicht nur alleine eingespielt sondern auch alleine produziert. Die Tracks sind widererwarten perfekt abgemischt und dadurch etwas zu glatt.
Nichtsdestotrotz rührt George Lewis Jr. auch mit seiner neuen Platte die analogen Herzen seiner Fans. Die Tracks seiner Werke sind fortlaufend durchnummeriert was im digitalen Zeitalter, der Generation der schnelllebigen Musik-Downloads, mehr als selten ist. Die Platte ist, wie ihr Vorgänger, eine überzeugende Ode an die Ästhetik der 80er Jahre, sowohl akustisch als auch visuell und macht sie damit zu einer der besten Platten dieses Jahres.

Twin Shadow Live:

06.11.2012 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
14.11.2012 Berlin, Lido
15.11.2012 Hamburg, Knust

Freut sich drauf: Julia Floß

https://twinshadow.net/