The Horrors, 13. November, Lido Berlin

Informationen für Freunde der knappen Fakten:

  • Jung und Alt bildeten eine ausgeglichene Einheit

  • die Konzertgänger schienen eine offensichtliche Vorliebe für schwarze Kleidung zu hegen

  • es waren wesentlich mehr Raucher als Nichtraucher im Publikum auszumachen

  • solider Sound, Lightshow und auch äußerst solide Performance von The Horrors

The HorrorsUm ein Wochenende gelungen abzurunden, findet man sich ja nur allzu gern um 20.15 Uhr vor dem heimischen Fernseher ein, um dort den Sonntag mittels dem Tatort auf dem Ersten wohlwollend zu frönen. Doch der innere Schweinehund rät dem Sofawurm auch hin und wieder, sich von der geliebten Umgebung, mit welcher man zu verschmelzen droht, zu entfernen. Nicht nur auf der angestaubten Mattscheibe dem letzten Thrill nachzuhecheln, sondern auch mal vor die Türe gehen, was erleben. Man lebt schließlich nicht umsonst als Mittzwanziger in der Hauptstadt der Sünde.

Und so trappelte man voller Aufregung, was denn das Neue wohl sein würde, pünktlich um 20 Uhr zum Kreuzberger Lido. Allein die Fahrt samt seiner Bahn-Musikanten, die Klassiker wie „Hit The Road Jack“ und „Aux Champs Élysées“ rumpelnd zum Besten geben, ist es wert gewesen, die Wollsocken gegen geputzte Lederschuhe einzutauschen. Exakt, wie auf der leicht angeschwitzten Eintrittskarte angegeben, beginnt die englische Formation S.C.U.M. Das ist nett, da kann man sich dran gewöhnen, denkt man sich noch leicht nervös an der Diät-Cola nippend. Nur ein Stündchen später, in welcher die zwei Schals, zwei Jacken und die Mütze zusammen mit dem Argwohn abgelegt wurden, beginnen The Horrors mit ihrer Vorstellung des im Juli erschienenen dritten Albums „Skying“, von welchem sie beispielsweise „I Can See Through You“, „Dive In“ und auch „Still Life“ herunterspielen. Man tippt mit den ausgeführten Schuhen im Takt, gräbt sich in die wohlig warme Masse ein und fühlt sich mindestens genauso rundum gut unterhalten wie bei anderthalb Stunden Axel Prahl und Jan Josef Liefers (wenn es wirklich gut läuft). Bei der dritten Cola fühlt man sich bereits selig betrunken und grient nur noch blöde vor sich hin. Machen die anderen Besucher ja auch nicht anders.

Nur die Band um Sänger Faris Badwan starrt recht ausdruckslos vor sich hin. So richtig lassen die fünf Londoner die Korken erst bei der zweiten Zugabe „Three Decades“ vom vorherigen Album „Primary Colours“ knallen. Ein Anflug von Spielfreude und höflicher Kommunikation mit dem Publikum findet in diesen rund zweieinhalb Minuten statt. Wie schön. Ein durchnässter junger Mann in der ersten Reihe lässt sich sogleich überschwänglich umarmen. Man muss die Feiertage eben nehmen, wie sie kommen. Und so stellt sich ein bisschen Abwechslung zur eingefahrenen Routine mit The Horrors und ihrer Vorband S.C.U.M als interessante Momentaufnahme heraus, die es lohnt zu wiederholen. Vielleicht kehren die gut gekleideten Herren mit dem nächsten Album erneut in Berlin ein. Da kann man gespannt sein, wie auch auf die Heimfahrt mit ihren immer aufregenden Geschenken zur Mitternachtsstunde. Danach nur noch ein kleiner Abstecher auf die runzelige Couch, um sich an der Zusammenfassung zum Tatort Münster im Teletext zu laben. Man muss nach allem wenigstens die Prinzipien wahren.

War dabei: Hella Wittenberg