Es gibt nur ein einziges Foto der dänischen Band The Tremolo Beer Gut. Dieses ziert dafür jedes Plattencover in leicht unterschiedlicher Aufmachung. Traditionen soll man nicht brechen, weshalb wir uns entschieden haben, beim Berliner Konzert der Band diese Woche nicht zu fotografieren. Aber ein Interview haben wir euch mitgebracht. Das ist sowieso viel schöner.
Noch nie von The Tremolo Beer Gut gehört? Kann passieren, schließlich ist der gnadenlos durchgezogene, hauptsächlich instrumentale Surf’n Western-Sound der Band doch recht zielgruppenspezifisch. Mir waren die Jungs aus Dänemark bis vor nicht allzu langer Zeit auch durch die Finger geschlüpft, als ich aber las, dass sie ein Konzert im Berliner „Wild at Heart“ geben, war mein Interesse sofort geweckt.
Das „Wild at Heart“ in der Wienerstraße in Kreuzberg ist einer dieser Orte in Berlin, an denen auf angenehme Weise die Zeit still zu stehen scheint. Die dort regelmäßig stattfindenden Konzerte werden nach wie vor von wahren Musikliebhabern besucht, weshalb wir dort auch direkt einen Bekannten treffen, für den es ein ganz besonders glücklicher Abend wird – sechs Jahre hat er gewartet, um The Tremolo Beer Gut erstmals live erleben zu können! Zehn Jahre gibt es die Band bereits, da ist schon was an Fans zusammengekommen.
Gegründet wurden The Tremolo Beer Gut ursprünglich von Yebo, der heute noch das Schlagzeug bearbeitet und Sune Rose Wagner, der die Band verließ, als sein zweites Projekt, The Raveonettes, begann, seine Zeit voll in Anspruch zu nehmen. Gitarrist Nalna übernahm Sunes Platz und füllt ihn heute noch mehr als aus. Dann sind da noch Bassist Sunding und Gitarrist Jengo, der dem verantwortungsvollen Posten des „Pretty Guy“, den die Band ihm auferlegt hat, vollauf gerecht wird.
Als wir die Herren eine Stunde vor dem Konzert im Tiki-Heart treffen, dem Ort, an dem man wunderbar die Basis für einen alkoholreichen Abend im nebenan gelegenen „Wild at Heart“ mit sehr leckerem, sehr scharfem Essen schaffen kann, dauert es keine fünf Minuten, bis wir die ersten Piña Colada vor der Nase stehen haben. Ja, wir ahnen, es wird ein lustiger Abend. Vielmehr als der Alkohol sind dafür jedoch die Jungs von The Tremolo Beer Gut verantwortlich, die zu den nettesten gehören, die ich jemals getroffen habe. Sie fragen uns, ob wir glauben, dass zu ihrem Konzert Leute kommen werden. Davor, dass es leer bleiben könnte haben sie aber nicht wirklich Angst. Ihnen ist egal, ob sie vor 20 oder 2 000 Leuten spielen. Wir wären ja hier und zur Not spielen sie nur für uns, damit gingen wir dann nämlich als die erste „All-Girl-Audience“ in die Geschichte von The Tremolo Beer Gut ein. Auf diversen Youtube-Videos ist mir bereits aufgefallen, dass das Publikum bei The Tremolo Beer Gut-Konzerten sehr männerlastig ist, mit Sicherheit einer der Gründe, warum wir so freundlich hofiert werden – auf eine überaus sympathische, zurückhaltende Art übrigens. An den meisten Händen blitzen, wie ich sehe, Eheringe, und Kinderanekdoten tauschen wir später auch noch aus.
Im Backstage-Bereich des „Wild at Heart“ gibt es Musik vom Kofferplattenspieler und jede Menge von dem, was uns als das „Argentinian Special“ präsentiert wird – eine sehr gewöhnungsbedürftige Mischung aus Cola und Fernet Branca. Yebo erzählt mir, dass es auf ihren Konzerten in Argentinien im Backstage Bereich grundsätzlich nur drei Dinge gegeben habe: Kaffee, Cola und Fernet Branca. Offensichtlich ist man bei dieser Tradition geblieben, und im Lauf des Abends kann ich verstehen warum. Der Drink knallt natürlich maßlos rein, lässt einen aber erstaunlich wach im Kopf bleiben. Mein Glück, denn sonst wäre es mit unserem Toiletten-Interview, das wir natürlich vor dem Auftritt geführt haben, noch wesentlich schwieriger geworden.
Kurz nach zehn geht es auf die Bühne. Voll ist es nicht, um die 50 hartgesottene Fans zähle ich, aber alle zusammen lassen wir es so richtig krachen. Die selbst mitgebrachte Nebelmaschine wird angeworfen, und umhüllt von Rotlicht und dichten Rauch bearbeiten The Tremolo Beer Gut ihre Instrumente als gäbe es kein Morgen. Kleine Gesangseinlagen gibt es sogar auch, zum Song „Swedish Erotica“ lässt Sunding zu meiner persönlichen Freude seinen Falsett erklingen– den bekommt ihr übrigens auch in unserem Interview zu hören.
Worum es in dem Interview sonst noch ging? Schwer zu sagen… seht einfach selbst:
The Tremolo Beer Gut sind weit gereist. Nachdem sie das Touren für eine Weile eher stiefmütterlich behandelt haben, waren sie dieses Jahr erstmals in Finnland und Russland. Damit haben sie sich einen Traum erfüllt, mindestens zwei Länder wollten sie dieses Jahr schaffen, in denen sie noch nie zuvor waren. Kommt bald wieder nach Berlin, haben wir ihnen zum Abschied mit auf den Weg gegeben. Wir stellen Cola und Fernet kalt, schmeißen uns in unsere „Surfer Girl“-T-Shirts und freuen uns auf Euch.
Foto (c) Jessica Tolf Vulpius