„Sex, Explained“ auf Netflix: Aufklärung mit Janelle Monáe

Die Netflix Doku-Reihe „Explained“ widmet sich in knackigen, jeweils zwischen 15 und 25 Minuten langen Episoden den unterschiedlichsten Themen: Musik, Diamanten, Schönheit, das ewige Leben, Tätowierungen… schon so einiges wurde hier kurz aber aufschlussreich behandelt. In der neuesten, frisch erschienenen Staffel geht es um die unterschiedlichen Aspekte eines der wahrscheinlich populärsten Themen der Welt: Sex. In fünf Episoden werden behandelt: Sexuelle Fantasien, Anziehung, Schwangerschaftsverhütung, Fruchtbarkeit und die Geburt. Zu Wort kommen dabei als Experten unter anderem Sexualforscher, Psychologen, Aktivistinnen und Frauenärztinnen und natürlich Menschen, die ihre Erfahrungen und Auffassungen zu den verschiedenen Themen vor der Kamera teilen. 

Kann man dem Thema Sexualität in der heutigen Zeit überhaupt noch neue Aspekte abgewinnen? Man denkt ja schnell, man hätte bereits alles gehört, gesehen oder sogar selbst ausprobiert. Die erste Folge gestaltet sich zuerst tatsächlich wenig überraschend. Der „Flotte Dreier“, BDSM und Sex in der Öffentlichkeit gehören nach wie vor zu den Dauerbrennern wenn es um sexuelle Fantasien geht. Aber die Macher schauen zum Glück genauer hin und beleuchten zum Beispiel die Wichtigkeit, die BDSM zur Zeit der AIDS-Krise in den Achtzigern einnahm. Sie ergründen die Ursprünge von Herkunft-spezifischen sexuellen Fantasien, wie die Faszination für schwarze Männer und asiatische Frauen und die damit verbundenen Klischees und hinterfragen die Bedeutung von Vergewaltigungsfantasien. 

Die Episode über körperliche Anziehung beschäftigt sich unter anderem mit der weit verbreiteten Ansicht, wir würden uns unbewusst den besten Partner zur potentiellen Fortpflanzung aussuchen. Gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und körperlichen Merkmalen wie großen Brüste und breiten Hüften? Richtig spannend wird es ab der Episode zur Schwangerschaftsverhütung. Hier gibt es noch einiges an bisher eher wenig diskutierten Fakten zu entdecken, wie zum Beispiel dass die ersten Anti-Baby-Pillen im Auftrag der amerikanischen Regierung in den fünfziger Jahren in Puerto Rico getestet wurden, ohne jegliche Aufklärung der behandelten Frauen und angetrieben von der Sorge um eine Überpopulation. Aber hey, immer noch besser als das Sterilisationsprogramm, das zuvor in Puerto Rico durchgeführt wurde. Nicht weniger schockierend ist, dass immer noch Verhütungspräparate frei verkäuflich auf dem Markt sind, deren zum Teil schwere Nebenwirkungen längst nachgewiesen sind. Vor allem bei den Themen Verhütung und Geburt wird deutlich, wieviel soziale Ungerechtigkeit diesbezüglich auf der Welt herrscht, und wieviel männliche Einmischung es geschichtlich in diese wichtigen Bereiche der weiblichen Sexualität gegeben hat und zum Teil immer noch gibt. 

Es gibt tatsächlich immer noch vieles an Fakten zu entdecken. So zum Beispiel, dass immer noch 800 Frauen weltweit täglich bei Geburten sterben. Was für ein harter Kampf es war (und immer noch ist), ein gesundes Gleichgewicht zwischen Natürlichkeit und medizinischer Einmischung bei der Geburt zu erreichen. 

Dazu lebt die Doku-Serie vor allem von ihrem Unterhaltungsfaktor. Die zu Wort kommenden Menschen haben alle unterschiedliche Ansichten und ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Es ist sehr bereichernd, ihnen mit einem offenen Herzen zuzuhören. Der große Star von „Sex, Explained“ aber ist Sängerin, Rapperin und Schauspielerin Janelle Monáe. Sie leiht der englischen Originalversion ihre Stimme und präsentiert die Fakten mit viel Neugier und Empathie – es ist eine große Freude, sich von ihr aufklären zu lassen.