„Roller Girl – Manchmal ist die schiefe Bahn der richtige Weg“ lief in den USA bereits 2009 unter dem Titel „Whip It!“ in den Kinos und ist das Regie-Debüt der Schauspielerin Drew Barrymore. Barymore, die in der Wahl ihrer Rollen schon immer Tendenzen Richtung unkonventionell daherkommenden Charakteren erkennen ließ, bring nun selbst so eine Geschichte auf die Leinwand.
Bliss Cavendar, gespielt von Ellen Page (bekannt aus „Juno“ und zuletzt in „Inception“ gesehen) ist ein schüchternes, stilles, texanisches Teenager Mädchen, auf dem Sprung zur Frau, das von ihrer Mutter durch einen Schönheitswettbewerb-Parkour getrieben wird. Bliss stolpert mehr oder weniger zufällig in die Welt kämpferischer Frauen-Rollschuh-Wettkämpfe, die ihr neue Selbstachtung und Freunde bringt, aber von ihren Eltern nicht entdeckt werden darf.
Die Rollschuhwelt, die ihr eine neue Familie wird – darüber vergisst sie ganz die alte. Es kommt zu Komplikationen. Was wird geschehen? Werden die toughen Frauen eine für unmöglich gehaltene Aufholjagd in der Rollerblade-Championship hinlegen? Ist der coole Frontmann der lokalen Indie-Rockband wirklich Bliss‘ Traummann? Kommt es zum Streit und einer anschließenden Versöhnung mit ihrer treuen und besten Jugendfreundin? Der Plot, der vorhersehbar ist bis in jede Szene und Situation, liefert wenig Neues, kombiniert aber gekonnt verschiedene Genres.
Bliss Rollerblade-Truppe ist ein verrückt anmutender und großtuender Haufen, tätowierte Lebenskünstlerinnen, die alle irgendwie ihren Platz in der bürgerlichen und konservativen Gesellschaft Austins gefunden haben. Kein Wunder also, dass ein 17 jähriges Mädchen inmitten pubertärem Aufbegehrens genau dort all das zu finden glaubt, was die verstaubte Heimat nie zu bieten vermochte.
Aber familiär muss nicht immer schlechtes bedeuten – dies lehrt uns der Film, wie schon auch der britische Genre-Liebling „Kick It Like Beckham“. Das Drehbuch von Shauna Cross, die ihren eigenen Romanerfolg „Derby Girl“ adaptiert, verknüpft Sport-, College-, und Coming-oO-Age-Filme zu einem beachtlichen Klischee-Hügel, der jedoch ungemein frisch daherkommt, dank der Agilität und Überzeugungskraft des authentisch aufspielenden Darsteller-Ensembles. Das kunterbunte Cast, angefangen bei dem nicht zu bändigenden SNL-Moderator Jimmy Fallon, über Stuntwoman, Tarantino-Muße und Powerfrau Zoë Bell bis hin zur verschollen geglaubten Juliette Lewis, gibt dem Film viel Esprit, Elan und Energie. Vor allem Ellen Page, die den nerdig-coolen Archetyp aus „Juno“ ein paar Meter in die gerissene, patente und gewitzte Ecke schiebt, leistet mal wieder famoses.
„Roller Girl“ versprüht unbekümmerte und unbeschwerte Sichtweise auf die Adoleszenz – mit gelegentlichen Exkursen ins melodramatische. Doch fällt es schwer den Film nicht zu mögen. Er lädt dazu ein, innezuhalten und all diese Dinge zu schätzen.
Gesehen von: Sebastian Schelly.
„Roller Girl“ läuft ab dem 05. Mai in den deutschen Kinos.