Wenn man länger nichts von Pete Doherty hört, dann ist das ein gutes Zeichen. Dann hat er die letzte Zeit mit Musik machen statt Skandalen verbracht. Wenn Pete Doherty sich dann auch noch Peter Doherty nennt, dann ist er erwachsen geworden. Das letzte halbe Jahr hat er in seiner neuen Wahlheimat Hamburg verbracht. Es scheint ihm dort so gut gefallen zu haben, dass er gleicht sein neues Album, das im Dezember erscheinen wird, nach der Alster Perle benannt hat: „Hamburg Demonstrations“. Ein Faible dafür in Hamburg aufzunehmen, hatte Peter wohl schon länger. Und dann, eines Tages, klopfte es an der Tür der Cloud Hill Studios, die Peter dann direkt inklusive Appartement bezog. Leider werden wir erst im Dezember hören, welchen Einfluss die gute Norddeutsche Luft und Franzbrötchen auf Peters Kreativität hatten. Vorab gibt es schon mal eine Kostprobe mit der Single “I Don’t Love Anyone (But You´re Not Just Anyone)”.
Ein Doherty Song mit hohem Wiedererkennungswert, mit der typischen, leicht knarzigen Stimme, vielleicht etwas weniger melancholisch als man es von ihm gewöhnt ist. Die Missgünstigen unter uns könnten jetzt behaupten, dass es aber auch nicht wirklich etwas Neues ist. Aber möchte man das von Peter Doherty? Nein!
Neben der neuen Single enthält das Album den bereits veröffentlichten Song „The Whole World Is Our Playground“ und eine neue Aufnahme des Amy Winehouse Tributs „Flags Of The Old Regime“. Besonders berührend ist der Song „Hell To Pay At The Gates Of Heaven“, der die Anschläge von Paris behandelt und verarbeitet. Darin beklagt Peter ganz konkret in seiner unnachahmlichen Lyrik die Tatsache, dass junge Leute heute radikalisieren und zur Waffe greifen statt zur Romantik und zur Gitarre: „Come on boys choose your weapon J-45 or AK 47?“ Mit „J-45“ nimmt er Bezug auf die legendäre GIBSON-Gitarre, die schon John Lennon treue Dienste leistete. „Kolly Kibber“ wiederum ist ein klassischer Song des begeisterten Lesers Peter Doherty, der von Graham Greenes Roman „Brighton Rock“ inspiriert wurde. Das Gleiche gilt für „A Spy In The House Of Love“, in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Anais Nin. Auf seinem zweiten Album macht er also wieder genau das, was er am besten kann: wunderbare lyrische Songs mit viel Poesie, untermalt mit Gitarre, im typischen Doherty Sound verpackt.