Pat Appleton – Mittendrin in der lauen Suppe

Weg von der Lounge-Bewegung

Pat Appleton CD-CoverPat Appleton lebt in Berlin-Kreuzberg, besitzt eine anhörliche Altstimme und ist Sängerin der Band De-Phazz. Nun erscheint ihr zweites Soloalbum. Begonnen hat die musikalische Karriere der halb-Liberianerin mit der Band De-Phazz. Das offene Heidelberger Bandprojekt, gegründet von Pit Baumgartner, vereint zahlreiche Musikstile und elektronisch Synthi-Sounds, die am ehesten, wenn zu beschreiben, in eine Richtung Soul und Latin gehen.

Mittlerweile haben sich De-Phazz in der internationalen Musikszene etabliert und können mit nunmehr sieben Studioalben aufwarten. Mit einer ironischen Elektrokitsch-Musik positionierten sich die Heidelberger an der Front der sogenannten Lounge-Bewegung.

Nun ist der Hype um diese Bewegung am abklingen, und nach 13 Jahren Bandgeschichte für Pat Appleton die Zeit gekommen ein zweites Soloalbum – 2007 erschien bereits „What’s Next“ – nachzulegen. Kann man „What’s Next“ noch als Schritt zu Emanzipation, weg von De-Phazz, verstehen, ist „Mittendrin“ der nächste, hin zur eigenständigen Künstlerin. In Deutschland immer noch als Geheimtipp „bekannt“, ist Pat Appleton in Kanada, den baltischen Staaten und Frankreich jedoch ein Star.

Ein musikalisches Mosaik

Pat Appletpn1Einem Genre kann man das neue Album der Vokalistin und Songschreiberin nur schwer zuordnen. Es ist eine Mosaik aus Gute-Laune-Pop, Akustikgitarren oder Radio-Charts-Ohrwurm-Gefahr. Und doch mit den jazzigen und groovigen Elementen gespickt, die man von De-Phazz kennt. So auch der erste Track des Albums „Weißmehl“. Pat Appleton’s zweites Soloalbum zieht alle möglichen musikalischen Register. „Männer ohne Pferd“ präsentiert sich als überaus rockig Nummer mit einem klischeehaftem, sich aufbauenden Schlagzeug, es folgt ein Break und Ba-Bäm: Gitarren. Tja, „der Himmel voll Gitarren“, was für die deutschen Single-Charts. Dann gibt es in dem bunten Fließenbild auch noch chansonartige Nummern wie „Laue Suppe“ oder souliges wie „Niemals“. Ein verspieltes Album, das seine Höhen und Tiefen besitzt.

Mittendrin“ erweckt den Anschein, dass Appleton unbedingt so etwas wie vertonte Literatur schaffen möchte. Doch merkt man, dass hinter dieser äußerlich getragenen Leichtigkeit viel harte Arbeit steckt. So sind die durchweg deutschen Texte, wie auch in der Literatur, letzten Endes eine Frage des persönlichen Geschmacks. „Mittendrin“ ist ein leichtes Album geworden, das zehn scharmante Geschichten in Lieder verpackt. Rockige und funkige Frühstücksmusik. Für manche mag das wie laue Suppe wirken, für andere wie zwei Tage Rügen.

Gehört von: Sebastian Schelly

Mittendrin“ erscheint am 28. Januar.