Olly Alexander im Interview: „Wir sehen uns in Malmö!“

Der Countdown läuft: In fast genau zwei Monaten verwandelt sich das schwedische Malmö für eine Woche in das Mekka der Musikwelt, wenn es wieder heißt: “Europe, start voting now!” beim 68. Eurovision Song Contest. Für das Vereinigte Königreich tritt dieses Mal mit dem BRIT Award Gewinner Olly Alexander kein Unbekannter an. Mit drei sehr erfolgreichen Alben hat der Sänger und Schauspieler bis dato zwei britische Nr. 1-Alben und 10 britische Top 40-Singles veröffentlicht, auch in Deutschland konnte Olly Alexander mit seinem Projekt Years and Years bereits große Erfolge feiern. Im Interview hat er mir verraten, was wir von seinem Auftritt beim ESC mit Dizzy erwarten können, welchen Bezug er selbst zur größten Musikveranstaltung der Welt hat und was neben dem Eurovision Song Contest noch auf dem Programm steht. 

Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass du dieses Jahr am Eurovision Song Contest teilnehmen wirst. Wie ging es dir denn, als du erfahren hast, dass du am ESC teilnehmen wirst und wie fühlst du dich jetzt, nachdem du schon ein paar Wochen in der Eurovision Bubble verbracht hast?

Dankeschön. Ich bin einfach ziemlich aufgeregt. Als ich den Anruf bekommen habe, dass ich das Vereinigte Königreich vertreten darf, war ich sehr happy, weil ich schon seit ein paar Jahren daran arbeite, am ESC teilzunehmen, aber ich hatte nicht den richtigen Song. Es war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Dann habe ich letztes Jahr so viel neue Musik für mein neues Album geschrieben, und da habe ich mir einfach gesagt: „Ich werde mit einem dieser Songs zum Eurovision Song Contest fahren.“ So habe ich meinen Hut in den Ring geworfen, und es gab dann erstmal ein bisschen Hin und Her. Aber letztendlich kam dann das Feedback, dass allen “Dizzy” sehr gefällt und wir loslegen können. Ich war wirklich glücklich, weil es eine so tolle Gelegenheit für den Song ist. Ich liebe den Song einfach so sehr. Und die Chance, ihn live vor so vielen Leuten zu spielen, ist sehr aufregend. Ich mag es sehr gerne, live aufzutreten und eine Show zu bieten und in diesen drei Minuten etwas wirklich Unvergessliches zu schaffen. Darauf werde ich mich konzentrieren. Und diese besondere Eurovision Energie… es gibt einfach nichts Vergleichbares. Weißt du, es ist so ein einzigartiges Event, das so viele verschiedene Interpret*innen und verschiedene Arten von Musik vereint, und all diese Länder kommen für dieses wilde Ereignis zusammen… es gibt einfach nichts Vergleichbares. Es war deshalb bisher ziemlich verrückt, und auch wenn es bis zum Wettbewerb noch etwa zwei Monate sind, war es bis hierhin schon eine ziemliche Achterbahnfahrt. 

Dein ESC-Song heißt „Dizzy“ und das Musikvideo ist ein aufregendes visuelles Erlebnis. Deshalb bin ich natürlich sehr neugierig, wie du das auf der großen Eurovisions Bühne umsetzen willst. Hast du denn schon eine klare Vorstellung davon, wie es aussehen soll? 

Ja, das habe ich. Ich arbeite mit einem wirklich tollen Regisseur namens Theo Adams zusammen, der bereits  bei meiner letzten Tournee Regie geführt hat. Er ist auch verantwortlich für die Regie bei dem Auftritt, den ich mit Elton John bei den Brit Awards hatte, zu „It’s a sin“. Und er liebt den ESC wirklich, er ist einfach fantastisch. Und ich liebe, was wir gemeinsam erschaffen haben. Ich denke, das wird die Leute ziemlich überraschen. Für mich muss die Performance einfach einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn man hat nur diese eine Chance, sich in seinen drei Minuten von all den anderen Teilnehmer*innen abzuheben. Ich werde mit vier Tänzern auf der Bühne stehen und unser Ziel ist es, etwas Unerwartetes zu schaffen und bei den Leuten einen Eindruck zu hinterlassen.

Das hört sich wirklich toll an. Ich freue mich schon darauf, das auf der Bühne zu sehen. Bis zum Eurovision Song Contest sind es nur noch knapp zwei Monate und du wirst davor auch noch an einigen der legendären Eurovision Pre-Partys teilnehmen. Was erwartest du denn von diesen Partys? 

Oh mein Gott, ich bin so aufgeregt! Ich denke, es wird einfach großartig sein, den Song live vor Publikum zu performen. Ich hatte bisher noch nicht wirklich die Gelegenheit dazu. Und ich kann es auch kaum erwarten, die anderen Teilnehmer*innen zu treffen und ihre Performances zu sehen. Der Eurovision Song Contest hat eine so starke Fangemeinde. Auch ich freue mich jedes Jahr sehr auf die Veranstaltung und auch auf die Pre-Partys. Und ja, es ist ein ganz besonderes Gefühl, an diesen teilzunehmen. Und ich freue mich auch darauf, mich nur auf einen einzigen Song  konzentrieren zu können. Insgesamt ist es einfach eine sehr aufregende Zeit. 

Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich habe das Gefühl, dass der diesjährige Jahrgang ein ziemlich starker ist, was die Qualität der Lieder angeht. Ich habe aktuell wohl um die 20 Favoriten. Hattest du denn bereits die Gelegenheit, dir die Lieder deiner Kontrahent*innen anzuhören? Und falls ja, was sind deine Favoriten? 

Ja, das sehe ich ähnlich. Es gibt dieses Jahr viele wirklich starke Songs und Kandidaten. Ich liebe den italienischen Beitrag von Angelina Mango „La Noia”, der ist wirklich gut. Der spanische Beitrag von Nebulossa ist zudem echt lustig. Und dann mag ich natürlich auch Nemo aus der Schweiz, und ich glaube, Joost aus den Niederlanden wird auch sehr gut ankommen. Sylvester aus Litauen ist super, und der ukrainische Beitrag ist meiner Meinung nach ebenfalls super. Es gibt eine Menge wirklich guter Beiträge. Ich bin sehr gespannt auf die Auftritte von allen, das wird toll werden. 

Du bist ein richtiger Eurovision-Fan, oder? Du wolltest schon lange daran teilnehmen und verfolgst den Wettbewerb jedes Jahr. Was ist denn deine erste Eurovision Erinnerung und was deine schönste?

Oh, nun, ich denke, meine erste Erinnerung ist aus den 90ern, gegen Ende der 90er, um genauer zu sein, als Gina G „Ooh Aah… Just A Little Bit“ performt hat. Ich liebe diesen Song einfach und ich denke, das war ein großer Moment für Großbritannien. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich diese Ära des Eurovision Song Contests so sehr mag: Gina G, Katrina and the Waves, Precious, Imaani. Das ist meine UK Lieblings-Ära. Ich war damals ein Kind, und den Contest im Fernsehen zu sehen, war etwas ganz Besonderes und so aufregend. In den letzten Jahren haben mich am meisten diejenigen begeistert, die ihr Ding auf der Bühne einfach durchziehen. Mahmood aus Italien zum Beispiel, den finde ich großartig. Und natürlich liebe ich auch Loreen, ich finde sie fantastisch. Ich fand aber auch Chanel mit „SloMo“ toll. Ich habe also ein echtes Faible für den Wettbewerb und bin jedes Jahr gespannt, wer teilnimmt ist und was als nächstes passiert.

“Dizzy“ ist nicht nur dein ESC-Song, sondern es ist auch der erste Song, den du unter deinem eigenen Namen veröffentlichst, nachdem du bisher als Years and Years Musik releast hast. Wie geht es dir dabei, deine Karriere unter deinem eigenen Namen mit diesem Song zu starten?

Ich habe das Gefühl, dass es genau jetzt an der Zeit ist, das zu tun. Jetzt oder nie. Und es fühlt sich einfach sehr befreiend an, ein neues Kapitel in meinem Leben und in meiner Karriere zu beginnen. Und ja, ich liebe Years and Years und es wird immer ein Teil von mir sein und ein Teil meines Lebens. Aber ich denke, ich musste das Projekt ein wenig hinter mir lassen und mich auf ein neues Abenteuer einlassen. 

Natürlich dreht sich jetzt in den nächsten Wochen alles um den ESC. Aber abgesehen davon, hast du für dieses Jahr noch weitere Pläne? Arbeitest du an einem neuen Album und ist eventuell sogar eine Tournee in Planung? 

Nun… ich habe eine Menge neuer Musik geschrieben. Ich werde also beim ESC auftreten und danach noch mehr neue Musik herausbringen. Und dann hoffentlich später im Jahr auch mein Album, das ist der Plan. Ich habe aber bisher noch keine Tour gebucht. Wir werden also erst einmal abwarten, wie es läuft. 

Und würdest du sagen, dass die neuen Songs alle in die Richtung von „Dizzy“ gehen?

„Dizzy“ ist ein ziemlich gutes Beispiel dafür, wie ein Großteil des Albums klingen wird. Ich habe das ganze Album mit demselben Produzenten und Texter gemacht, mit dem ich auch „Dizzy“ gemacht habe. Es gibt also eine Menge 80er-Jahre-Einflüsse und eine Menge großer Gefühle. Und es hat wirklich Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Ich hoffe also, dass die Leute Spaß daran haben werden, es zu hören. 

Das klingt großartig. Olly, vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche dir viel Glück für dein Eurovision Abenteuer. Ich freue mich schon sehr darauf, dich auf der Bühne zu sehen. Genieße die Zeit und wir sehen uns in Malmö.

Ja, danke vielmals. Wir sehen uns in Malmö!

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