Nemo im Interview: “Ich mag es, Sachen zu mischen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht in den gleichen Topf werfen würde”

Nachdem uns vor kurzem bereits Olly Alexander (Years and Years), der britische ESC-Vertreter, Rede und Antwort gestanden hat, konnten wir uns nun auch mit Nemo unterhalten. Nemo vertritt die Schweiz im Mai in Malmö beim 68. Eurovision Song Contest mit dem Song “The Code”. Und die Vorzeichen sind grandios: Zum aktuellen Zeitpunkt steht Nemo in den offiziellen Wettquoten auf Rang eins – die Schweiz gilt somit seit langem wieder als heißer Anwärter auf den Sieg beim Eurovision Song Contest. Im Interview verrät uns Nemo, wie der Song entstanden ist und was das Besondere am ESC-Universum ist.

Hallo Nemo, ich freue mich sehr, dass du dieses Jahr mit einem solch facettenreichen Song die Schweiz repräsentierst. Wie ist es dir die letzten Wochen ergangen, seitdem bekannt ist, dass du dieses Jahr zum ESC fährst?

Es waren sehr aufregende und ereignisvolle Wochen. Ich habe sehr viele Sachen zum ersten Mal machen dürfen und habe ganz viele tolle Menschen kennengelernt.

Du vertrittst die Schweiz beim ESC mit deinem Song “The Code” – einem musikalisch sehr anspruchsvollen Song, und zudem auch einem sehr persönlichen. Magst du uns verraten, wie der Song entstanden ist und was es dir bedeutet, “The Code” auf die große ESC-Bühne zu bringen?

“The Code” ist an einem Tag entstanden. Im Studio hat es sich so angefühlt, als wäre er regelrecht aus uns rausgeströmt. Es war textlich ein Song, den ich schon lange auf diese Art schreiben wollte. An dem Tag passte einfach alles. Der Song ist 100% ich und ich bin 100% der Song. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich ihn auf der Bühne performen darf.

Bei deinem Song kommt keine Sekunde Langeweile auf, “The Code” vermischt so viele verschiedene Genres zu einem stimmigen Ganzen. In welchem Genre fühlst du dich selbst am wohlsten? Oder magst du gerade diesen Mix?

Ich habe sehr viel Freude an verschiedenem. Ich mag es, Sachen zu mischen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht in den gleichen Topf werfen würde.

Dein Song ist ein großer Fan Favorite und liegt auch bei den Wettquoten extrem gut im Rennen. Verfolgst du all dies überhaupt oder kannst du dich davon gut distanzieren?

Ich verfolge es, muss mich aber manchmal auch ein bisschen davon distanzieren, um den nötigen Fokus zu bewahren. Ich will ganz fest beim eigentlichen Gefühl bleiben, vom Tag, an dem der Song entstanden ist.

Das Musikvideo zu “The Code” hat ebenfalls viel Beachtung gefunden, es zieht einen komplett in seinen Bann. Hast du denn bereits ein klares Konzept, wie du den Song in Schweden auf die Bühne bringen wirst? Wird deine Performance vom Musikvideo inspiriert sein? Kannst du uns eventuell schon etwas verraten über deinen Auftritt in Malmö? 

Ruy Okamura ist ein Genie! Er hat das Video directed. Zum Staging darf ich leider noch nichts verraten, außer dass Benke, der das Staging macht, ebenfalls ein Genie ist, haha!

Lass uns mal auf den ESC als Event zurückkommen. Was ist denn deine früheste und was ist deine liebste, persönliche ESC-Erinnerung?

Meine früheste Erinnerung ist “Satellite” von Lena. Ein extrem toller Moment, der mich als Kind sehr positiv und schön geprägt hat. Meine schönste ist: Der Sieg von Conchita Wurst mit “Rise Like A Phoenix”. What a moment! 

Hast du dich auch schon mit dem diesjährigen Teilnehmerfeld  auseinandergesetzt? Falls ja, welche Songs sind deine persönlichen Favoriten? 

Ich liebe sooooo viele Songs dieses Jahr. Ich glaub allen voran aber “La Noia” und Zari.

Du wirst auch an einigen der legendären ESC Pre-Parties teilnehmen. Was erwartest du dir davon?

In Madrid war ich ja schon, und das war absolut fantastisch. Die Energie des Publikums, die anderen Artists kennenlernen zu dürfen und die Euphorie, die durch uns alle geflossen ist, werden mir für immer bleiben!

Let’s go back to the start: Wie bist du denn initial zur Musik gekommen? Hattest du schon immer den Traum, Musik zu deinem Beruf zu machen?

Ich habe mit 10 meinen ersten Text geschrieben, auf die Melodie von “We Will Rock You” von Queen. Auf Schweizerdeutsch. Der Song hiess “I bi mängisch chli bewusstlos”. Es hat mich schon immer fasziniert zu performen und ich wusste, dass ich am liebsten mal was in die Richtung von Musik oder Theater machen würde.

Du hast in der Vergangenheit unter anderem auch auf Deutsch gerappt. “The Code” ist nun komplett auf Englisch. Wie kam der Switch von Deutsch zu Englisch? Ich finde, insbesondere im Rap-Part hört man deutlich, dass dir auch das Englische sehr liegt.

Englisch war für mich schon immer eine nahe Sprache, durch meine Großmutter aus Kalifornien. Beide Sprachen faszinieren mich und ich will mich gar nicht für eine entscheiden.

Die nächsten Wochen liegt dein Fokus natürlich voll auf dem Eurovision Song Contest. Aber mich würde interessieren, was deine Pläne für den Rest des Jahres sind. Arbeitest du vielleicht an einem Album und/oder sind Auftritte geplant?

Ich arbeite an neuen Songs und freue mich, diese bald herausbringen zu dürfen und danach Konzerte zu spielen! Die ersten stehen im Sommer an!!

Vielen Dank und ganz viel Glück für dein ESC-Abenteuer!

Das Finale des Eurovision Song Contests findet am 11. Mai statt, Nemo tritt zuvor noch beim zweiten Halbfinale am 9. Mai an, um sich für dieses zu qualifizieren – was bei Nemos Beitrag allerdings wohl nur eine reine Formalität sein dürfte. Das erste Halbfinale findet am 7. Mai statt.

Foto © Ella Mettler

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