Musikalische Dreifaltigkeit zum Fest: Birdy, Jessie Ware & Amy Winehouse

Birdy – „Birdy“

Gerade mal 15 Jahre alt war Jasmine van den Bogaerde, als sie unter dem Künstlernamen Birdy ihr gleichnamiges Debütalbum aufnahm und veröffentlichte, eine Sammlung von Coversongs illustrer Acts wie Bon Iver, The XX, Phoenix und Fleet Foxes. Diese trug Birdy, Tochter einer Konzertpianistin, auf ihr ursprüngliches Melodiegerüst reduziert mit viel Gefühl am Piano vor und wurde flugs als neues Piano-Pop-Wunderkind gefeiert.
Coversongs in neuem oder auch ungewöhnlichem Gewand allein sind ja nichts Neues und per se nicht zwingend spannend. Aber was die inzwischen 16-jährige aus den mehr oder weniger bekannten Vorlagen zaubert, ist zum Teil schon recht erstaunlich. Es mangelt ihr weder an stimmlichem Können, noch an emotionaler Tiefe. Es macht einfach Spaß, ihr zuzuhören. Zu den Highlights gehören dabei „1901“ (Phoenix) und ganz besonders „Terrible Love“, das im Original von The National stammt und bei Birdy zu einer fast noch herzzerreißenderen Ballade wird.
Pünktlich zum Fest wird das Debütalbum noch einmal neu veröffentlicht, zusammen mit einer DVD, die ein komplettes Live-Konzert enthält. Ein wirklich tolles Album und absolut Geschenk tauglich für Freunde gut gemachten Vocal-Pops.

Jessie Ware – „Devotion“

Wer es gerne etwas weniger gefühlsbetont bevorzugt, dem sei „Devotion“, das Debütalbum der Britin Jessie Ware ans Herz gelegt. Die Absolventin der Londoner Alleyn’s School (brachte schon Talente wie Florence Welsh und Jude Law hervor), besticht auf dem Albumcover mit attraktiv ausladender Bienenkorb-Frisur. Musikalisch präsentiert sie auf „Devotion“ 11 lässige Electro-Pop Nummern, zum Teil mit Deep-Bass und eingängigem Hit-Potential (siehe die geschickt gewählte Single-Auskopplung „Wildest Moments“). Songs wie „Running“ oder „No To Love“ wirken mit ihrer Club-Attitüde fast schon wieder altmodisch (erinnert sich noch jemand an die britische Club-Band Innocence?), aber das hat man länger nicht gehört und so lässt man sich das gerne mal wieder gefallen.
In Vollkontakt geht Jessie Ware mit ihrem Hörer nicht. So wie sie auf keinem Foto des Booklets den direkten Blickkontakt sucht, bleiben auch der Großteil ihrer Songs beim Hören eher an der Oberfläche hängen. Aber Freunde entspannten Chill-Pops, die der stets gleich drein blickenden Lana Del Rey langsam überdrüssig werden, dürften dieses solide gemachte Album durchaus zu schätzen wissen.

Amy Winehouse – „At The BBC“

Die entscheidende Frage ist, ob der eingefleischte Amy Winehouse Fan es geschafft haben sollte, mit der Anschaffung dieses Albums zu warten, bis es bei ihm unterm Weihnachtsbaum liegt. Aber auch dem, der sich bis jetzt noch nicht ausgiebig mit dem Schaffen der verstorbenen Soul-Ikone beschäftigt hat, sei diese Sammlung ans Herz gelegt. Auf 3 DVDs und einer CD (wahlweise auch als abgespeckte CD/DVD-Kombi erhältlich) wurde eine außergewöhnliche Sammlung von Ton- und vor allem Videomaterial zusammengetragen, die nicht nur Amys langjährige Verbindung zur BBC, sondern auch ihr gesamtes Schaffen als Künstlerin eindrucksvoll dokumentiert. Deshalb sei „At The BBC“ auch all jenen emfpohlen, die bei den vielen Dramen und Skandalen, die Amy Winehouse‘ Schaffen zu Lebzeiten überschattet haben, vielleicht schon wieder ein klein wenig vergessen haben, um was für eine außergewöhnliche Musikerin, Performerin und Sängerin es sich bei ihr handelte.
In unzähligen, zum Teil extrem raren Aufnahmen lässt „Live At BBC“ noch einmal Amy Winehouse‘ phänomenales musikalisches Talent sowie ihr bezauberndes, oft urkomisches Wesen Revue passieren. Der Fokus liegt dabei natürlich auf dem Bildmaterial, weshalb die 4-Disc Version absolut zu empfehlen ist. Und wem Amys Interpretation des Phil Spector Klassikers „To Know Him Is To Love Him“ nicht das Wasser in die Augen treibt, der verzichtet auch freiwillig auf Schnee an Weihnachten.

www.officialbirdy.com
www.jessieware.com
www.amywinehouse.com