Meine beste Freundin Kate

Am 23. April erscheint „My Best Friend Is You“, das lang erwartete zweite Album von Kate Nash. Hier könnt Ihr schon einmal reinhören.

Kate Nash My Best friend is you cover 2010 - CMS SourceSeitdem Kate Nash sich 2007 in ihrem Hit „Foundation“ auf die für sie so typische, sympathische Art über die Macken ihres Freundes aufregte, hat sie besonders bei ihren weiblichen Hörerinnen einen Stein im Brett. In Kate Nash sieht man als Frau nicht sofort die gefährliche Nebenbuhlerin, sie ist eher die Sorte Mädchen, mit der man sich gern verschwestert, um mit ihr über dienige zu lästern, die alle anderen so toll finden – wie zum Beispiel in ihrer aktuellen Single „Do Wah Doo“, in der sie verkündet:  „Everybody’s like I’ll make her mine, everbody thinks she’s a bit of alright, but I think that she’s not so nice“. Passenderweise hat sie ihren Zweitling, der morgen erscheint, knapp 2 1/2 Jahre nach ihrem Debut „Made Of Bricks“, „My Best Friend Is You“ getauft. Keine Frage, mit Kate möchte man gern befreundet sein.

Das Beste ist:  Zu allem Überfluss macht sie auch noch richtig tolle Musik. „My Best Friend Is You“ ist, wie bereits der Vorgänger, voller krachiger Popsongs, manche von ihnen extrem chartfreundlich mit ordentlich Mitsingfaktor, andere so herrlich verschroben, dass man fast versucht ist nachzuschauen, ob man noch bei der gleichen Platte ist. Die ersten beiden Nummern, „Paris“ und „Kiss That Grrrl“ lassen einen noch in dem Glauben, man hätte verstanden, worauf das Ganze hinausläuft – locker leichte Popsongs mit eingängigen Refrains, sehr radiotauglich. Spätestens bei „I Just Love You More“ wird einem dann klar, dass Kate Nash auch anders kann. Welch rabiate Liebeserklärung! Auch scheint sich hier meine Vermutung zu bestätigen, dass Frau Nash sich die eine oder andere Surfplatte aus den Fünfzigern angehört haben dürfte, um sich musikalisch zu inspirieren. Die Gitarre gibt die Melodie vor, während Kate haucht, stöhnt und letztendlich schreit was das Zeug hält. Großartig.

Sanfter kann sie aber auch, vor allem zum Ende der Platte hin. „I Hate Kate Nash Pressebilder 2010 - CMS SourceSeagulls“ singt sie wunderschön zurückhaltend, fast zerbrechlich, sodaß einem ganz warm ums Herz wird, wenn sie letztendlich zugibt: „I hope we carry on, cause you’re so nice & I’m in love with you“. Offensichtlich ein Album nicht nur für Mädchen, denn ob laut und krawallig oder sanft und verletzlich, von Kate Nash lässt man sich auch gern ihre Liebe gestehen.

Inhaltlich fährt sie auf „My Best Friend Is You“ mal wieder die Krallen aus. Aber nicht, weil sie grundsätzlich auf Krawall gebürstet ist, es ist mehr die Empörung darüber, wie schwer das Leben und die Liebe es einem machen können, die Kate Nash antreibt. „Thinking is one of the most stressful things I’ve ever come across“, sagt sie in „Don’t You Want To Share The Guilt?“, in „Early Christmas Present“ bombadiert sie eine untreue Liebe immer wieder mit der Frage „How could you…?“ Ihre Texte sind voll von genau den kleinen und großen Problemen, mit denen junge Frauen ihrer Generation sich herumschlagen.

Das zweite Album ist ohne Frage ein schwerer Schritt im Leben einer jungen Musikern, vor allem wenn man ein vielversprechendes Debut vorgelegt hat. Kate Nash geht diese Herausforderung mit sehr viel Freude, Energie und musikalischer Kraft an – und wird sie sicherlich erfolgreich meistern.

Gehört von: Gabi Rudolph

Foto (c) Clare Nash

www.katenash.co.uk