Gestern Abend war es soweit, Marina beglückte ihre Berliner Diamonds im Astra Kulturhaus, dessen Bühne zum Lonely Hearts Club umgewandelt wurde. Es war die letzte Show des Jahres in Europa, bevor es in die USA geht und man merkt schnell, seit Marinas ersten Konzert 2010 in der Kulturbrauerei hat sich einiges um die Waliserin getan. Nicht nur ihr Auftreten, auch die Fangemeinde ist sichtlich gewachsen. Ebenso zeigen Bühnenbild und Performance deutlich auf, dass sie zu einer verdient selbstsicheren Musikerin gereift ist.
Mit Brautschleier und Blumenstrauß betrat sie kurz nach 20 Uhr die Bühne und startete mit „Homewrecker“ eine etwa 90 Minütige Show, bei der jeder auf seine Kosten kam. So gaben sich Songs wie „Mowgli’s Road“, „I Am Not A Robot“, „Bubblegum Bitch“, „Obsessions“, „Primadonna“, „Hollywood“ und „Radioactive“ die Klinke in die Hand und brachten die breit gestreute Fangemeinschaft sichtlich in Stimmung und Schwung.
Erst am Montag veröffentlichte The Guardian zusammen mit The Observer die begehrte Top 40 Liste der besten Alben des Jahres 2012 und Marinas aktuelles Album „Electra Heart“, welches im April erschien, landete auch prompt auf Platz 31. Nicht verwunderlich bei ihrer absolut herausstechenden Stimme und ihrer mit Ironie vollgespickten Songs, denen es ebenso wenig an Ernst fehlt. Frank Lähnemann vom Rolling Stone schrieb einmal sehr passend: „Marinas Songs haben alles. Sie sind gleichzeitig catchy und kantig – catchy genug für die Charts, kantig genug, um auch das Indie-Umfeld zu rühren.“
Genau dies beweist sie nicht nur auf ihren Platten, sondern auch live und überzeugt vor allem mit ihrer Echtheit und Charme. Nicht nur ihre Stimme, auch der ein oder andere Kleiderwechsel rundeten die Show ab und ließen absolut keine Langeweile aufkommen. So fand der Abend mit den beiden Zugaben „Teen Idle“ und „Heartbreaker“ leider seinen endgültigen aber dafür berauschenden Ablschluß. Und während des verregneten Heimweges hatten noch so manche Marina Anhänger ihre Songs auf den Lippen und trällerte diese auch fröhlich heraus. Mehr kann man sich von so einem schönen Abend wohl nicht wünschen, sei es als Fan oder als Musiker.
Fotos und Bericht: Lynn Lauterbach