Dem jungen Deutsch-Amerikaner Malik Harris wurde die Musik quasi in die Wiege gelegt. Seine Großeltern waren beide Profimusiker, nun schreibt der talentierte Popsänger aus dem bayerischen Landsberg die Familiengeschichte weiter. Mit seinen eingängigen Sprechgesang-Popsongs trifft er dabei genau den Nerv der Zeit. Im Rahmenprogramm des diesjährigen SWR3 New Pop Festivals trat Malik Harris auf der Livebühne Unplugged nur mit seiner Loopstation auf und brachte die Menge zum Tanzen. Im Interview verrät uns Malik, was es für ihn bedeutet auf der Bühne zu stehen und was seine musikalischen Ziele sind.
Hallo Malik, Herzlich Willkommen in Baden-Baden. Du hast eben auf der Live-Bühne erzählt, dass Du bereits zum zweiten Mal in der Stadt bist. Wie gefällt es Dir in der New Pop City?
Mega gut, ich finde es wirklich schön hier. Es ist total abgefahren, denn es fühlt sich an als wäre man in einem Wald. Es gibt wahnsinnig viel Grün und nur ganz wenige Häuser. Wir sind eben von hier zum SWR3 Studio und wieder zurück gefahren und man hat absolut nicht das Gefühl als fahre man durch eine Stadt. „Bade-Bade“ merk‘ ich mir auf jeden Fall!
Gehen wir mal zurück an den Anfang. Wie bist Du zur Musik gekommen bzw. wo liegen Deine musikalischen Anfänge?
Ich komme aus einer recht musikalischen Familie, mir wurde das auch ein bisschen in die Wiege gelegt. Bei uns lief immer irgendwo Musik, egal ob im Auto oder in der Küche. Dazu kommt, dass mein Opa Opernsänger und meine Oma Pianistin war. Außerdem ist mein Dad wahnsinnig musikalisch. Er kann quasi mit jedem Instrument etwas anfangen. Bei mir ging es mit dem Mitsingen los, ganz typisch im Auto und unter der Dusche. Irgendwann hat es mir dann auch richtig Spaß gemacht als ich gemerkt habe, dass da tatsächlich was Gutes rauskommt. Im Alter von 12 oder 13 habe ich mir dann meine erste eigene Gitarre gekauft. Das war der Startschuss für das Songwriting und dem Finden meines eigenen Stils.
Du spielst selbst mehrere Instrumente. Habt ihr in der Familie auch ab und zu gemeinsam musiziert?
Joa, schon. Das ist eigentlich bis heute so. Mein Dad hat zum Beispiel ein Klavier bei sich zu Hause und immer wenn ich bei ihm bin setze ich mich da ran, er setzt sich dann dazu und wir spielen gemeinsam. Darum bin ich auch sehr froh, dass mir das von Anfang an so mitgegeben wurde.
Du hast zunächst auch recht erfolgreich Fußball gespielt. Wann war der Zeitpunkt, an dem Du wusstest: Die Musik ist Dir wichtiger als der Sport?
Auf Anhieb kann ich das gar nicht so wirklich sagen. Bei mir war es eigentlich schon immer so, dass mir die Musik viel mehr Spaß gemacht hat. Der Beruf des Musikers war für mich aber immer viel weiter entfernt als die Vorstellung, Fußballer zu werden. Das war für mich einfach greifbarer und nicht so utopisch wie einmal ein erfolgreicher Musiker zu sein. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass meine fußballerischen Leistungen nicht ausreichen. Ich bin einfach nur schnell, das war’s dann auch schon (lacht). So dachte ich „Scheiß‘ drauf, probiers‘ halt einfach mit der Musik!“. Einen exakten Moment kann ich also nicht ausmachen, aber der Hang zur Musik war schon immer irgendwie da.
Kannst Du Dich an Deinen allerersten Song erinnern, den Du je geschrieben hast?
Ja voll! Ich kann mich ganz genau an meinen ersten Song erinnern, weil ich ihn auch immer wieder live spiele. Er handelt von der Angst den nächsten oder ersten Schritt zu machen. Es dauerte ewig, diesen Song zu schreiben, weil ich mich am Anfang nie wirklich getraut habe so richtig mit dem Songschreiben anzufangen und ich auch nicht genau wusste, worüber ich denn eigentlich schreiben sollte. Ich bin grundsätzlich relativ anfällig, wenn es um Selbstzweifel geht, das ist also immer irgendwie ein Thema. Über genau diese Art der Angst habe ich dann schlussendlich den ersten Song geschrieben. Er ist ein ganz wichtiger Part von mir und wird daher auch auf meinem Album landen.
Wer oder was inspiriert Dich beim Songwriting?
Also da gibt es echt viele Personen aus allen möglichen Genres. Ich bin großer Fan von Macklemore, Eminem und Twenty One Pilots. Fan von deren Flow, der Musik, aber auch von der Art, wie sie es immer wieder schaffen Gefühle und Gedanken in Texte umzuwandeln und Bilder zu beschreiben. Ed Sheeran als Songwriter finde ich auch super. Es gibt schon viele Leute aus allen möglichen Bereichen, die mein Songwriting beeinflussen. Inzwischen ist es aber auch schon so, dass vieles aus einem einfach so herauskommt, sprich, ich orientiere mich nicht mehr so häufig an anderen, sondern kreiere immer mehr meinen eigenen Stil.
Wie entstehen Deine Songs? Gibt es ein bestimmtes Schema nach dem Du immer vorgehst?
Ja tatsächlich! Es geht immer erst mit den Akkorden los, sei es an der Gitarre oder dem Klavier. Ich spiele immer irgendwelche Akkorde, oft ganz viele nacheinander bis etwas dabei ist, was mir gefällt und wiederhole das dann öfters. Das steigert sich dann, indem ich anfange, was dazu zu summen und so entsteht die Melodie. Sobald es mich dann insgesamt anspricht, zücke ich das Handy und nehme es auf. Bei mir ist es witzigerweise so, dass ich beim Singen der Melodien direkt auch schon einen Text mitsinge. Der Text ergibt dann zwar nie wirklich einen Sinn, da es einfach nur Worte sind, die ich zusammenwerfe. Aber die Wortmelodie, die Phonetik spielen für mich eine sehr große Rolle. Am Ende muss ein Song für mich immer diesen harmonisierten Klang der Worte zusammen mit der Melodie haben. Ich schreibe dann einen Text, der vom Klang her diesem ursprünglichen Fantasietext ähnelt. Das bedeutet allerdings auch, dass das Songwriting bei mir sehr lange dauert, weil ich phonetisch sehr pedantisch bin. Aber das ist mir einfach wichtig! So entstehen bei mir Schritt für Schritt die Songs.
Du hast ja eben schon ein paar Namen wie Macklemore oder Eminem genannt. Wäre eine Zusammenarbeit mit ihnen ein Traum von Dir? Wenn Du die Wahl hättest, wen würdest Du rauspicken?
Puh, also bisher habe ich immer Eminem gesagt. Langsam wird es aber eher Macklemore-lastig bei mir, daher könnte ich mich vermutlich nicht wirklich entscheiden. Ich würde jedenfalls bei keinem der beiden nein sagen (lacht). Mhhhh, aktuell tendiere ich wohl aber dann doch zu Eminem. Jeder Song, den er featured, explodiert förmlich sobald sein Einsatz kommt. Ich fände das schon geil, wenn er bei einem meiner Songs den ein oder anderen Part droppen würde (lacht). Damit ich auch endlich mal einen Song habe, bei dem ich sagen kann „Ok, jetzt gleich wird der Song richtig geil!“.
Du hast mittlerweile sehr erfolgreich drei Singles und eine EP veröffentlicht. Wann dürfen wir mit Deinem Debütalbum rechnen?
Da ich nicht mehr länger warten möchte, ist die Veröffentlichung meines Albums Mitte des nächsten Jahres angepeilt. Bis dahin werden aber erst noch ein paar Songs releast. Die nächste Single kommt tatsächlich schon sehr bald, worauf ich mich schon wahnsinnig freue! Das Video dazu, das wir übrigens in New York gedreht haben, steht auch schon in den Startlöchern. Ich darf leider noch nicht zu viel verraten, aber der Song macht mega viel Spaß und ich freue mich einfach nur darauf, ihn endlich mit Euch teilen zu können! Den Leuten gefällt es meistens nicht, wenn ich das sage, aber dieser ganze Prozess rund um einen Release ist für mich wie ein Kind zu bekommen (lacht). Es ist natürlich nicht so schmerzhaft, aber man wartet ganz lange darauf und wenn es dann endlich da ist, freut man sich nur noch. Quasi eine Eigenkreation, die dann ihren eigenen Weg geht. Es gibt einfach nicht Krasseres als Songs in die Welt zu setzen!
Unser Interview wird von einer Dame unterbrochen, die den Live-Auftritt von Malik gesehen hat und ihm dafür ein sehr positives Feedback gibt. Kurz darauf bittet ihn ein weiterer Fan um ein Selfie.
Kommt es häufiger vor, dass Du angesprochen wirst?
Joa, mittlerweile passiert das tatsächlich regelmäßig, dass man angesprochen wird, aber ich freue mich da immer total darüber. Bei mir kommt dazu, dass ich – da ich da noch nicht so ganz daran gewöhnt bin – immer denke, es sei jemand aus dem entfernten Freundes-/Bekanntenkreis, den man einfach nicht wiedererkennt oder dessen Namen man vergessen hat. Der „Aha-Effekt“ setzt dann meistens erst ein, sobald ich nach einem Autogramm gefragt werde (lacht).
Wenn wir ein bisschen weiter in die Zukunft blicken: Was sind Deine musikalischen Ziele? Was würdest Du in Deiner Karriere gerne erreichen?
Am liebsten würde ich eine Welttournee spielen – wirklich durch alle Länder der Erde, auf den fettesten Bühnen und Open Airs vor zigtausenden von Leuten. Ich habe so einen ganz präzisen Traum, dass ich irgendwann einmal auf einer riesigen Bühne stehe, beispielsweise in Rio, einen Akkord einer meiner Songs anspiele und die Leute völlig ausflippen und sofort wissen, welcher Song es ist und dann lauthals mitsingen! Das ist der ganz große Traum. Ob das nun 5, 10, 20 oder 50 Jahre dauert, ist mir ehrlich gesagt egal, aber ich will da auf jeden Fall hin! Der Weg ist das Ziel – das ist eigentlich kein toller Spruch, aber es stimmt tatsächlich. Ich bin ja aktuell auch noch sehr am Anfang und genieße es einfach nur, es macht so unendlich viel Spaß und deswegen ist es mir auch egal, wie lange es im Endeffekt dauert, bis ich diesen Traum verwirklichen werde.
Du bist vorhin auf der Live-Bühne beim SWR3 New Pop Festival aufgetreten. Bist Du mit Deinem Auftritt zufrieden?
Absolut! Das war Vollgas! Ich fand alles super, die Leute haben megamäßig gut mitgemacht und es hat alles funktioniert. Es hat super viel Spaß gemacht! Bis vor ein paar Tagen hatte ich mit meinem System einige Probleme und habe die erst gestern Abend geschafft auszumerzen, also ganz knapp vorm Auftritt. Deswegen bin ich umso happier, dass diesbezüglich am Ende auch alles gepasst hat.
Was bedeutet es Dir auf der Bühne zu stehen und Deine Songs zu performen?
Ich kann das gar nicht wirklich beschreiben. Es ist für mich das krasseste Gefühl des „Lebendigseins“. Wenn ich auf der Bühne stehe, meine Songs spiele und sehe, wie die Leute mitmachen und wie sie meine Texte singen, denke ich mir jedes Mal: „Ok, krass – das passiert gerade wirklich!!“ Total surreal und doch echt. Ich kann das nur schwer in Worte fassen, wie ihr merkt (lacht). Es ist einfach das beste Gefühl überhaupt!
Abschließend noch eine Musik-Frage: Welche Songs finden sich aktuell auf Deiner Playlist? Was läuft bei Dir rauf und runter?
Mein absoluter Lieblingssong gerade kommt von One Republic und heißt „Wanted“. Ich war auch einer der ersten, die ihn gehört haben, weil Ryan Tedder und ich gemeinsam auf einer internen Veranstaltung von Universal Music waren und dort auch performt haben. Da hat mich der Song schon direkt umgehauen. Keine Ahnung wie viele Millionen Klicks der Song bereits hat, aber 90% davon sind von mir! Ryan Tedder ist sowieso einer der besten Songwriter, die sich derzeit im Musikbusiness tummeln. Ein super sympathischer und entspannter Typ. Er hat wirklich meinen tiefsten Respekt.
Danke dir für Deine Zeit und alles Gute für die Zukunft!
Interview: Mirjam Baur & Marion Weber
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