Samstags auf’n Ku’damm gehen. Kann man, sollte man aber nicht. Denn das hat nun wirklich gar keinen Style. Das ist einfach nur überflüssig. Das meiste was man sieht, ist nicht sonderlich schön: Strähnchen und blondiertes Haar, weiße Taschen, weiße Stiefel, Socken über der Hose, zu viel Schminke und zu kurze Jacken. Da hat sich in den letzten zehn Jahren nicht viel verändert. Allet Schrott.
Und trotzdem ist der Ku’damm meine Welt. Denn da bin ich aufgewachsen. Wir (ich rede hier von meinen Freundinnen und mir) waren so gut wie jeden Tag am Ku’damm. Schön in der Minicity chillen, bei Pizzahut essen und vor dem Bezahlen wegrennen, und im Europacenter von Typen vollquatschen lassen. Ringstände leer klauen, zu „Orsay“ gehen und Donnerstag abends ab ins „Far Out“. Es gab immer was zu tun. Man sieht, wir kamen lange genug auch ohne den Osten aus.
Doch dann schlich sich dienstags das „Cookies“ ein und dann wurde irgendwann auch donnerstags „Far Out“ gegen „Cookies“ eingetauscht. Tja, und so ging das immer weiter, bis wir uns der Tatsache bewusst wurden, dass wir für den Westen überqualifiziert waren. Und nun wohnen wir, die Wessimädels, alle zusammen in der berüchtigten Torstraße und finden den Ku’damm einfach nur noch unästhetisch. Was für eine Gemeinheit. Dabei sind da doch noch die echten Berliner zu finden. Eine Freundin meinte mal, sie ist lieber am Bahnhof Zoo als am Hackeschen Markt, weil am Zoo die Leute noch „real“ sind. Ich verstehe was sie meint, bin aber doch lieber am Hackeschen. Ich verstehe aber auch, warum die aus „dem“ Osten, ob zugezogen oder dort geboren, den Ku’damm meiden.
Trotzdem meine lieben Mittechiller, ich kann Euch nur empfehlen, den Westen nicht ganz zu unterschätzen, denn da werden die wahren Geschichten geschrieben. Das Café „Einstein“, Ecke Schlüterstraße, ist auf jeden Fall eine Reise wert. Was man da zu sehen bekommt, ist mehr als „Show and Shine“. Bleibt mir nur noch zu sagen: Lieber ‘ne Westberlinerin in Mitte als ne Schwabenschnitte. Aber das ist ein anderes Thema.
Wie auch immer, Westen oder Osten oder zugezogen, Fakt ist, dass Berlin alle Seiten braucht. Wir danken Dir, liebe Mauer für deinen Fall.