Das britische Duo Slow Club kommt am 28. November nach Berlin, um sein letztes Jahr erschienenes zweites Album „Paradise“ endlich dem geneigten Hörer live zu präsentieren. Vorab durften die Fans abstimmen, welche Städe auf Tour bespielt wurden, und wie wir es euch ans Herz gelegt haben, haben die Berliner sich erfolgreich ins Zeug gelegt, um Recebba und Charles zu uns in die Hauptstadt zu holen. Damit ihr wisst, worauf ihr euch freuen könnt, haben wir mit den beiden vorab via Skype über ihr Album geredet, über Lebensfreude, Melancholie und den Wunsch cool zu sein.
Die Songs auf eurem zweiten Album „Paradise“ klingen sehr reif. Sehr erwachsen und sehr ehrlich. Sind das zwei Eigenschaften, mit denen ihr euch identifizieren könnt, „erwachsen“ und „ehrlich“?
Rebecca: Na ja, „erwachsen“ nicht wirklich (lacht). Mit unserer Musik ist es einfach so, dass wir nie versucht haben, ein bestimmtes Genre zu treffen oder in eine Szene zu passen.
Charles: Und „ehrlich“ ist ein sehr schönes Kompliment. Schön, wenn Leute das so wahrnehmen. Es ist nicht so, dass wir so nach außen gehen, von wegen: „Wir sind eine ehrliche Band“…
Rebecca: Sind wir aber. Wir versuchen nicht, etwas oder jemand anderes zu sein als wir selbst. Na ja, wir haben es versucht, aber wir sind gnadenlos gescheitert.
Wirklich? Wie habt ihr es versucht?
Rebecca: Ach, eigentlich würden wir gerne cooler sein, aber das halten wir einfach nicht durch (lacht).
Ich habe gehört, dass ihr bei diesem Album vieles anders gemacht habt als beim ersten, was das Schreiben und Aufnehmen angeht. Habt ihr euch das bewusst vorgenommen oder ist es einfach so passiert?
Charles: Dass unsere Art zu Schreiben sich geändert hat ist mehr schrittweise passiert. Die Art, wie wir an Dinge herangehen, hat sich automatisch durch unser Leben geändert, dadurch zum Beispiel, dass wir mehr Dinge auf Tour gemacht haben als Zuhause. Manches musste schneller gehen, für anderes hatten wir mehr Zeit. Wir haben auch gelernt, erst einmal einen Schritt zurückzugehen und etwas genauer zu betrachten, bevor wir es aufnehmen. Und wir haben gelernt, selbst Demos aufzunehmen, so konnten wir selber entscheiden, wie etwas klingen soll.
Ihr habt ja auch zum ersten Mal mit einem Producer gearbeitet.
Charles: Ja. Wir haben vorher schon mit Leuten zusammen gearbeitet, aber mit Luke Smith, der dieses Album produziert hat, haben wir anders gearbeitet. Es ging mehr um die Songs als allein um die Produktion, er hat uns mit Sachen geholfen, die wir früher nicht verändert haben, Tonlagen, Tempo, solche Sachen. Das hat uns sehr geholfen.
Hattet ihr das Gefühl, durch so eine Zusammenarbeit mehr Kompromisse machen zu müssen?
Charles: Weniger, würde ich sagen.
Rebecca: Sonst sind es ja nur wir zwei die meiste Zeit. Und dass wir beide uns schnell auf etwas einigen kommt eher selten vor (lacht). Luke hat einfach einen guten Geschmack. Aber bei ein paar Sachen haben wir schon Kompromisse gemacht. Wenn man einen Song schreibt, hat man eine genaue Vorstellung davon, wie er klingen soll und was das Beste für ihn ist. Der Job des Producers ist aber auch genau das. Das war manchmal seltsam für uns, schließlich waren wir es nicht gewohnt, dass uns jemand sagt: „So machen wir das jetzt.“ Meistens hatte er Recht. Das hat genervt, war aber gut für die Musik (lacht).
Viele sagen ja, dass „Paradise“ sehr anders klingt als euer Debüt. Seht ihr das selber so? Oder ist es für euch die logische Fortsetzung?
Rebecca: Ja, ich finde es klingt anders. Wir hatten ein paar große Ideen, die wir umsetzen wollten. Eine durchgehende Stimmung, die das erste Album nicht hatte. Beats, zu denen man auch tanzen kann, solche Sachen. Die Songs auf dem ersten Album haben wir aufgenommen, nachdem wir mit ihnen auf Tour waren. Dadurch waren sie fertig, da hat sich nichts mehr dran geändert. Die neuen Songs haben noch gar nicht existiert, bevor wir sie aufgenommen haben, so konnten wir aus ihnen machen, was wir wollten. Wir wollten ein Album machen, zu dem man abends in Bett gehen und einschlafen kann… na ja, das hat glaube ich nicht funktioniert (lacht). Wir haben uns in der Zeit auch andere Sachen angehört als früher. Hauptsächlich aber wollten wir ein Album machen, auf das wir uns freuen, es hinterher live zu spielen.
Eure Musik strotzt gleichermaßen vor Lebensfreude und bittersüßer Melancholie. Glaubt ihr, dass man Freude und Traurigkeit überhaupt voneinander trennen kann?
Charles: Ich würde sagen, die meisten Songs werden aus Melancholie heraus geschrieben. Man muss über das Leben schreiben, über das, was einem passiert und was echt ist. Ich finde, unser erstes Album hat auch diese beiden Seiten.
Rebecca: Am Anfang haben viele gedacht, wir wären so eine „Happy-Flappy-Band“. Aber selbst die fröhlichsten Songs auf dem ersten Album sind aus traurigen Dingen entstanden, über die wir geschrieben haben. In Wirklichkeit sind wir zwei kleine Regenwolken (lacht).
Es ist also leichter Songs zu schreiben, wenn man traurig ist?
Beide: Ja.
Rebecca: Wenn du glücklich bist, hast Du keine Zeit, Songs zu schreiben.
Charles: Dann gehst Du in die Kneipe oder ins Kino.
Rebecca: So ist das Leben!
Interview: Gabi Rudolph